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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Gin neues Metall

da der Schwefelwasserstoff der bekannte Feind des Silbers ist, durch den es
braun und schwarz anlauft. Auch verdünnte Pflanzensäuren haben nicht die
geringste, Schwefel- und Salpetersäure nur eine sehr geringe Einwirkung ans
das Aluminium. Dagegen wird es von Salzsäure und von Natronlauge
aufgelöst.

Die Bildsamkeit, Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit sind also die guten
Eigenschaften dieses Metalls, die sich die Technik dienstbar machen wird.
Es leuchtet ein, daß sich Aluminium ganz besonders zu Tischgeräten eignet.
Messer und Gabeln, die nicht schwarz werden, die leicht in der Hand liegen,
die billig und doch echt sind, Kaffee- und Theekannen, bei denen man nicht zu
fürchten hat, daß sie oxydiren oder schmelzen, Präseutirbretter, die die guten
Eigenschaften von Holz und Silber in sich vereinigen, sind eine schöne
Sache. Auch Hausschlüssel aus Aluminium erfreuen sich bereits großer
Beliebtheit. Feldflaschen ans Aluminium sind unzerbrechlich, leicht und rösten
uicht. Feine Maßstäbe und feine Gewichtsätze, zu denen man sonst auch
Platin verwendet, werden billiger und -- weil leichter -- auch besser aus
Aluminium gefertigt. Die großen Instrumente der Militärmusiker siud für
den Träger eine schwere Last; werden sie aus Aluminium gefertigt, so werden
zwei Drittel des Gewichtes gespart. Ebenso eignet sich Aluminium zu Be¬
schlägen und Verzierungen von Uniformen und Waffen; bei dem neuen schweize¬
rischen Gewehr hat man es bereits verwendet. Zur Fassung optischer Apparate,
besonders für größere Fernrohre, für chirurgische Instrumente, für Maschinen,
die ein möglichst geringes Gewicht fordern, wird man es offenbar mit Vorteil
verwenden. Selbst das Staniol, die dünne Zinnfolie kann es ersetzen, weil
es -- billiger ist. Denn es steht zwar im Preise achtmal höher als das
Zinn, aber es ist fast dreimal leichter als dieses und kann vier- bis fünfmal
dünner gewälzt werden. Das ergiebt also ein Preisverhältnis von 12 :8.

Schließlich ist das Aluminium ein vortreffliches Reinigungsmittel beim
Guß andrer Metalle, die einen höhern Schmelzpunkt haben. Aluminium
schmilzt bei etwa 700 Grad, ohne dabei merklich zu oxydiren, d. h. wieder
zu Thonerde zu werden; wird es jedoch zu höherer Temperatur erhitzt, so
zieht es lebhaft Sauerstoff an, sei es aus der Luft, sei es von Metalloxyden,
die sich zugleich in der Schmelze befinden, und die uach Abgabe ihres Sauer¬
stoffes zu Metallen reduzirt werden. Die Thonerde, die sich so gebildet
hat, verhält sich dem Metall gegenüber gleichgiltig und scheidet aus. So
werden beim Kupfergusse die Neste von Kupferoxydul beseitigt, die durch Sauer-
stvffentwicklnng den Guß auftreiben und undicht machen, ebenso wird beim
Eisengusse das eingemengte Eisenoxydul zerstört, wodurch das Eisen leicht¬
flüssiger und der Guß gleichmäßiger und härter wird. Das Aluminium ist
also besonders dem Stahlhartgusse willkommen. Hierbei handelt sichs nnr
um homöopathische Dosen von 0,1 bis 5 Tausendsteln. Merkwürdig ist dabei,


Gin neues Metall

da der Schwefelwasserstoff der bekannte Feind des Silbers ist, durch den es
braun und schwarz anlauft. Auch verdünnte Pflanzensäuren haben nicht die
geringste, Schwefel- und Salpetersäure nur eine sehr geringe Einwirkung ans
das Aluminium. Dagegen wird es von Salzsäure und von Natronlauge
aufgelöst.

Die Bildsamkeit, Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit sind also die guten
Eigenschaften dieses Metalls, die sich die Technik dienstbar machen wird.
Es leuchtet ein, daß sich Aluminium ganz besonders zu Tischgeräten eignet.
Messer und Gabeln, die nicht schwarz werden, die leicht in der Hand liegen,
die billig und doch echt sind, Kaffee- und Theekannen, bei denen man nicht zu
fürchten hat, daß sie oxydiren oder schmelzen, Präseutirbretter, die die guten
Eigenschaften von Holz und Silber in sich vereinigen, sind eine schöne
Sache. Auch Hausschlüssel aus Aluminium erfreuen sich bereits großer
Beliebtheit. Feldflaschen ans Aluminium sind unzerbrechlich, leicht und rösten
uicht. Feine Maßstäbe und feine Gewichtsätze, zu denen man sonst auch
Platin verwendet, werden billiger und — weil leichter — auch besser aus
Aluminium gefertigt. Die großen Instrumente der Militärmusiker siud für
den Träger eine schwere Last; werden sie aus Aluminium gefertigt, so werden
zwei Drittel des Gewichtes gespart. Ebenso eignet sich Aluminium zu Be¬
schlägen und Verzierungen von Uniformen und Waffen; bei dem neuen schweize¬
rischen Gewehr hat man es bereits verwendet. Zur Fassung optischer Apparate,
besonders für größere Fernrohre, für chirurgische Instrumente, für Maschinen,
die ein möglichst geringes Gewicht fordern, wird man es offenbar mit Vorteil
verwenden. Selbst das Staniol, die dünne Zinnfolie kann es ersetzen, weil
es — billiger ist. Denn es steht zwar im Preise achtmal höher als das
Zinn, aber es ist fast dreimal leichter als dieses und kann vier- bis fünfmal
dünner gewälzt werden. Das ergiebt also ein Preisverhältnis von 12 :8.

Schließlich ist das Aluminium ein vortreffliches Reinigungsmittel beim
Guß andrer Metalle, die einen höhern Schmelzpunkt haben. Aluminium
schmilzt bei etwa 700 Grad, ohne dabei merklich zu oxydiren, d. h. wieder
zu Thonerde zu werden; wird es jedoch zu höherer Temperatur erhitzt, so
zieht es lebhaft Sauerstoff an, sei es aus der Luft, sei es von Metalloxyden,
die sich zugleich in der Schmelze befinden, und die uach Abgabe ihres Sauer¬
stoffes zu Metallen reduzirt werden. Die Thonerde, die sich so gebildet
hat, verhält sich dem Metall gegenüber gleichgiltig und scheidet aus. So
werden beim Kupfergusse die Neste von Kupferoxydul beseitigt, die durch Sauer-
stvffentwicklnng den Guß auftreiben und undicht machen, ebenso wird beim
Eisengusse das eingemengte Eisenoxydul zerstört, wodurch das Eisen leicht¬
flüssiger und der Guß gleichmäßiger und härter wird. Das Aluminium ist
also besonders dem Stahlhartgusse willkommen. Hierbei handelt sichs nnr
um homöopathische Dosen von 0,1 bis 5 Tausendsteln. Merkwürdig ist dabei,


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[0395] Gin neues Metall da der Schwefelwasserstoff der bekannte Feind des Silbers ist, durch den es braun und schwarz anlauft. Auch verdünnte Pflanzensäuren haben nicht die geringste, Schwefel- und Salpetersäure nur eine sehr geringe Einwirkung ans das Aluminium. Dagegen wird es von Salzsäure und von Natronlauge aufgelöst. Die Bildsamkeit, Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit sind also die guten Eigenschaften dieses Metalls, die sich die Technik dienstbar machen wird. Es leuchtet ein, daß sich Aluminium ganz besonders zu Tischgeräten eignet. Messer und Gabeln, die nicht schwarz werden, die leicht in der Hand liegen, die billig und doch echt sind, Kaffee- und Theekannen, bei denen man nicht zu fürchten hat, daß sie oxydiren oder schmelzen, Präseutirbretter, die die guten Eigenschaften von Holz und Silber in sich vereinigen, sind eine schöne Sache. Auch Hausschlüssel aus Aluminium erfreuen sich bereits großer Beliebtheit. Feldflaschen ans Aluminium sind unzerbrechlich, leicht und rösten uicht. Feine Maßstäbe und feine Gewichtsätze, zu denen man sonst auch Platin verwendet, werden billiger und — weil leichter — auch besser aus Aluminium gefertigt. Die großen Instrumente der Militärmusiker siud für den Träger eine schwere Last; werden sie aus Aluminium gefertigt, so werden zwei Drittel des Gewichtes gespart. Ebenso eignet sich Aluminium zu Be¬ schlägen und Verzierungen von Uniformen und Waffen; bei dem neuen schweize¬ rischen Gewehr hat man es bereits verwendet. Zur Fassung optischer Apparate, besonders für größere Fernrohre, für chirurgische Instrumente, für Maschinen, die ein möglichst geringes Gewicht fordern, wird man es offenbar mit Vorteil verwenden. Selbst das Staniol, die dünne Zinnfolie kann es ersetzen, weil es — billiger ist. Denn es steht zwar im Preise achtmal höher als das Zinn, aber es ist fast dreimal leichter als dieses und kann vier- bis fünfmal dünner gewälzt werden. Das ergiebt also ein Preisverhältnis von 12 :8. Schließlich ist das Aluminium ein vortreffliches Reinigungsmittel beim Guß andrer Metalle, die einen höhern Schmelzpunkt haben. Aluminium schmilzt bei etwa 700 Grad, ohne dabei merklich zu oxydiren, d. h. wieder zu Thonerde zu werden; wird es jedoch zu höherer Temperatur erhitzt, so zieht es lebhaft Sauerstoff an, sei es aus der Luft, sei es von Metalloxyden, die sich zugleich in der Schmelze befinden, und die uach Abgabe ihres Sauer¬ stoffes zu Metallen reduzirt werden. Die Thonerde, die sich so gebildet hat, verhält sich dem Metall gegenüber gleichgiltig und scheidet aus. So werden beim Kupfergusse die Neste von Kupferoxydul beseitigt, die durch Sauer- stvffentwicklnng den Guß auftreiben und undicht machen, ebenso wird beim Eisengusse das eingemengte Eisenoxydul zerstört, wodurch das Eisen leicht¬ flüssiger und der Guß gleichmäßiger und härter wird. Das Aluminium ist also besonders dem Stahlhartgusse willkommen. Hierbei handelt sichs nnr um homöopathische Dosen von 0,1 bis 5 Tausendsteln. Merkwürdig ist dabei,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/395>, abgerufen am 04.07.2024.