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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Ein neues Metall

Ranges ins Glühe"/ oder er schmilzt, wenn die elektrische Kraft dazu ausreicht
und wenn der Körper schmelzbar ist. Das erstere bildet die Grundlage der
elektrischen Glühlampen, bei denen in die elektrische Leitung ein Faden ans
Kohle eingeschaltet ist, d, h. ans einem Material, das dem Strome einen
Widerstand entgegensetzt und das selbst unschmelzbar ist, Kohle ist unschmelz¬
bar. Wird in den Stromkreis eine Metallverbindung in löslicher Form, also
z. B. Kupfervitriol in Wasser gelöst, eingeschaltet, so spaltet der elektrische
Strom die Verbindung, sammelt das Metall mir negativen Pole der Leitung
und scheidet die Saure am positiven ans. Hierauf beruht das Verfahren der
galvanischen Verkupferuug, der Galvanoplastik und der Kuvfergewiunung im
Hütteubetriebe. Mau bezeichnet diese Scheidung chemischer Verbiuduuge" in
ihre Bestandteile mit Hilfe der Elektrizität als Elektrolyse und die beiden Pole
der Leitung als Kathode und Anode. Nun kaun aber auch beides mit ein¬
ander verbunden werden, mau kauu einen festen Stoff dnrch den elektrischen
Strom fencrflüssig machen und die chemische Scheidung der feuerflüssigen
Masse an den Pvlenden dnrch denselben elektrischen Strom bewirken. Das
ist das Verfahren der Neuhäuser Werke. Man hat dort große Kessel, die
ans Kvhlenmasse gebildet und mit einem eisernen Mantel umgeben sind. Die
Kessel sind mit Platten von Graphit gedeckt und haben unter an der Seite
eine Anstichvffnnng, die durch einen hineinpassenden Kohlenstab verschlossen ist.
Durch eine Öffnung im Graphitdeckel hängt von oben ein Bündel Kvhleu-
stäbe in das Innere des Kessels hinein. Die positive Leitung ist mit diesen
Stäben verbunden. Die negative Leitung führt in das Innere des Kessels.
Wird nun der Strom hineiugeseudet und das Kohlenbündel hinabgelassen,
so springt der elektrische Strom als Bogcnlicht über, und man hat eine Bogen¬
lichtlampe von riesigen Dimensionen vor sich. Wer gesehen hat, wie schnell
und leicht in der Flamme des elektrischen Lichtes Eisen verbrennt und Platin
schmilzt, wird sich nicht wundern, wenn dem Strome dieses Riesenapparates
nichts widersteht.

Zunächst wird nun Kupfer in zerkleinertem Zustande in den Kessel ge¬
bracht. Das Kupfer schmilzt und bildet in seinem flüssigen Zustande den
negativen Pol des Stromes. Dann wird reine kieselfreie Thonerde hinzugethan,
die von dem überhitzten Kupfer zum Schmelzen gebracht lind dadurch elektrisch
leitend gemacht wird. Aber es ist ein elektrischer Leiter zweiten Grades, der
dem Strome einen Widerstand entgegensetzt, wodurch er selbst glühend und
flüssig wird. Das Bündel Kvhlenstübe wird nun so hoch gezogen, daß es in
die wasserklnre Flüssigkeit der geschmolzenen Thonerde, die über dem Kupfer
steht, eintaucht. Nun geht der elektrische Prozeß in der Weise vor sich, daß
das Aluminiumoxyd (^g0,j) in Nlnmiuium und Sauerstoff zerfällt. Das Alu¬
minium setzt sich am negativen Pol an und bildet mit dem geschmolzenen
Kupfer dieses Poles eine Legirung, während sich der Sauerstoff am positiven


Ein neues Metall

Ranges ins Glühe»/ oder er schmilzt, wenn die elektrische Kraft dazu ausreicht
und wenn der Körper schmelzbar ist. Das erstere bildet die Grundlage der
elektrischen Glühlampen, bei denen in die elektrische Leitung ein Faden ans
Kohle eingeschaltet ist, d, h. ans einem Material, das dem Strome einen
Widerstand entgegensetzt und das selbst unschmelzbar ist, Kohle ist unschmelz¬
bar. Wird in den Stromkreis eine Metallverbindung in löslicher Form, also
z. B. Kupfervitriol in Wasser gelöst, eingeschaltet, so spaltet der elektrische
Strom die Verbindung, sammelt das Metall mir negativen Pole der Leitung
und scheidet die Saure am positiven ans. Hierauf beruht das Verfahren der
galvanischen Verkupferuug, der Galvanoplastik und der Kuvfergewiunung im
Hütteubetriebe. Mau bezeichnet diese Scheidung chemischer Verbiuduuge» in
ihre Bestandteile mit Hilfe der Elektrizität als Elektrolyse und die beiden Pole
der Leitung als Kathode und Anode. Nun kaun aber auch beides mit ein¬
ander verbunden werden, mau kauu einen festen Stoff dnrch den elektrischen
Strom fencrflüssig machen und die chemische Scheidung der feuerflüssigen
Masse an den Pvlenden dnrch denselben elektrischen Strom bewirken. Das
ist das Verfahren der Neuhäuser Werke. Man hat dort große Kessel, die
ans Kvhlenmasse gebildet und mit einem eisernen Mantel umgeben sind. Die
Kessel sind mit Platten von Graphit gedeckt und haben unter an der Seite
eine Anstichvffnnng, die durch einen hineinpassenden Kohlenstab verschlossen ist.
Durch eine Öffnung im Graphitdeckel hängt von oben ein Bündel Kvhleu-
stäbe in das Innere des Kessels hinein. Die positive Leitung ist mit diesen
Stäben verbunden. Die negative Leitung führt in das Innere des Kessels.
Wird nun der Strom hineiugeseudet und das Kohlenbündel hinabgelassen,
so springt der elektrische Strom als Bogcnlicht über, und man hat eine Bogen¬
lichtlampe von riesigen Dimensionen vor sich. Wer gesehen hat, wie schnell
und leicht in der Flamme des elektrischen Lichtes Eisen verbrennt und Platin
schmilzt, wird sich nicht wundern, wenn dem Strome dieses Riesenapparates
nichts widersteht.

Zunächst wird nun Kupfer in zerkleinertem Zustande in den Kessel ge¬
bracht. Das Kupfer schmilzt und bildet in seinem flüssigen Zustande den
negativen Pol des Stromes. Dann wird reine kieselfreie Thonerde hinzugethan,
die von dem überhitzten Kupfer zum Schmelzen gebracht lind dadurch elektrisch
leitend gemacht wird. Aber es ist ein elektrischer Leiter zweiten Grades, der
dem Strome einen Widerstand entgegensetzt, wodurch er selbst glühend und
flüssig wird. Das Bündel Kvhlenstübe wird nun so hoch gezogen, daß es in
die wasserklnre Flüssigkeit der geschmolzenen Thonerde, die über dem Kupfer
steht, eintaucht. Nun geht der elektrische Prozeß in der Weise vor sich, daß
das Aluminiumoxyd (^g0,j) in Nlnmiuium und Sauerstoff zerfällt. Das Alu¬
minium setzt sich am negativen Pol an und bildet mit dem geschmolzenen
Kupfer dieses Poles eine Legirung, während sich der Sauerstoff am positiven


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[0393] Ein neues Metall Ranges ins Glühe»/ oder er schmilzt, wenn die elektrische Kraft dazu ausreicht und wenn der Körper schmelzbar ist. Das erstere bildet die Grundlage der elektrischen Glühlampen, bei denen in die elektrische Leitung ein Faden ans Kohle eingeschaltet ist, d, h. ans einem Material, das dem Strome einen Widerstand entgegensetzt und das selbst unschmelzbar ist, Kohle ist unschmelz¬ bar. Wird in den Stromkreis eine Metallverbindung in löslicher Form, also z. B. Kupfervitriol in Wasser gelöst, eingeschaltet, so spaltet der elektrische Strom die Verbindung, sammelt das Metall mir negativen Pole der Leitung und scheidet die Saure am positiven ans. Hierauf beruht das Verfahren der galvanischen Verkupferuug, der Galvanoplastik und der Kuvfergewiunung im Hütteubetriebe. Mau bezeichnet diese Scheidung chemischer Verbiuduuge» in ihre Bestandteile mit Hilfe der Elektrizität als Elektrolyse und die beiden Pole der Leitung als Kathode und Anode. Nun kaun aber auch beides mit ein¬ ander verbunden werden, mau kauu einen festen Stoff dnrch den elektrischen Strom fencrflüssig machen und die chemische Scheidung der feuerflüssigen Masse an den Pvlenden dnrch denselben elektrischen Strom bewirken. Das ist das Verfahren der Neuhäuser Werke. Man hat dort große Kessel, die ans Kvhlenmasse gebildet und mit einem eisernen Mantel umgeben sind. Die Kessel sind mit Platten von Graphit gedeckt und haben unter an der Seite eine Anstichvffnnng, die durch einen hineinpassenden Kohlenstab verschlossen ist. Durch eine Öffnung im Graphitdeckel hängt von oben ein Bündel Kvhleu- stäbe in das Innere des Kessels hinein. Die positive Leitung ist mit diesen Stäben verbunden. Die negative Leitung führt in das Innere des Kessels. Wird nun der Strom hineiugeseudet und das Kohlenbündel hinabgelassen, so springt der elektrische Strom als Bogcnlicht über, und man hat eine Bogen¬ lichtlampe von riesigen Dimensionen vor sich. Wer gesehen hat, wie schnell und leicht in der Flamme des elektrischen Lichtes Eisen verbrennt und Platin schmilzt, wird sich nicht wundern, wenn dem Strome dieses Riesenapparates nichts widersteht. Zunächst wird nun Kupfer in zerkleinertem Zustande in den Kessel ge¬ bracht. Das Kupfer schmilzt und bildet in seinem flüssigen Zustande den negativen Pol des Stromes. Dann wird reine kieselfreie Thonerde hinzugethan, die von dem überhitzten Kupfer zum Schmelzen gebracht lind dadurch elektrisch leitend gemacht wird. Aber es ist ein elektrischer Leiter zweiten Grades, der dem Strome einen Widerstand entgegensetzt, wodurch er selbst glühend und flüssig wird. Das Bündel Kvhlenstübe wird nun so hoch gezogen, daß es in die wasserklnre Flüssigkeit der geschmolzenen Thonerde, die über dem Kupfer steht, eintaucht. Nun geht der elektrische Prozeß in der Weise vor sich, daß das Aluminiumoxyd (^g0,j) in Nlnmiuium und Sauerstoff zerfällt. Das Alu¬ minium setzt sich am negativen Pol an und bildet mit dem geschmolzenen Kupfer dieses Poles eine Legirung, während sich der Sauerstoff am positiven

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/393>, abgerufen am 04.07.2024.