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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.

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Leben und Bitten im Lande der deutschen Barbaren

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cl sher sind manche Leute noch geneigt gewesen, die lisvns et<Z8
ieux monäes, ein Blatt, das sich rühmt, in allen Erdteilen
verbreitet zu sein, ernsthaft zu nehmen und ihren wissenschaft¬
ichen, besonders ihren geschichtlichen Artikeln manche Anregung
abzugewinnen. Vor einigen Wochen (in der Nummer vom
15. Mürz) ist aber ein Aufsatz darin erschienen: I^a vio et les nreours anus
l'^llsmnKno ä'ausourä'dui, der ihnen ihre Einbildung wohl gründlich zerstört
haben wird. Dieser Aufsatz, der sich Tissots Voz^Z-s an x^s 6s8 milliirrä-z
würdig zur Seite stellt und seinem Inhalte nach passender VoyaZ'v an xg.^8
6ö8 I)ÄrdiU'ö8 überschrieben sein sollte, zeigt uns wieder einmal, wie tief die
Revue gesunken sein muß, um Albernheiten und Lügen thörichtster Art abzu¬
drucken, und wie weit die "obern Zehntausend" der französischen Nation, die
den Leserkreis jener Zeitschrift ausmachen, geistig herabgekommen sein müssen,
um Bedürfnis nach derartiger Lektüre zu fühlen, wie wir sie hier vor uns
haben, und sich solch dummes Zeug aufbinden zu lassen. Diese Schilderung
deutscher Sitten und deutschen Lebens ist für uns so belustigend und, wenn
man daraus einen Schluß auf deu geistigen Zustand des heutigen Frankreichs
zieht, zugleich so belehrend, daß sie verdient, etwas tiefer gehängt zu werden.
Eine Angabe des Inhaltes, möglichst in den Worten des Franzosen, mag
much einem weitern Kreise, der sich nicht regelmäßig mit dem Studium der
lisvns ac8 Äeux inoucle8 befaßt, einen Begriff davon geben, wie man heute
in Frankreich über Deutschland denkt, und wie man dort Sittengeschichte zu
schreiben beliebt.

Der Verfasser, ein Herr T. de Wyzewa -- dessen Vorfahren, wie der
Name zeigt, sicherlich nicht in Frankreich ansässig waren, vielleicht schandernd


GreuzboK'ii II 1M1 33


Leben und Bitten im Lande der deutschen Barbaren

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cl sher sind manche Leute noch geneigt gewesen, die lisvns et<Z8
ieux monäes, ein Blatt, das sich rühmt, in allen Erdteilen
verbreitet zu sein, ernsthaft zu nehmen und ihren wissenschaft¬
ichen, besonders ihren geschichtlichen Artikeln manche Anregung
abzugewinnen. Vor einigen Wochen (in der Nummer vom
15. Mürz) ist aber ein Aufsatz darin erschienen: I^a vio et les nreours anus
l'^llsmnKno ä'ausourä'dui, der ihnen ihre Einbildung wohl gründlich zerstört
haben wird. Dieser Aufsatz, der sich Tissots Voz^Z-s an x^s 6s8 milliirrä-z
würdig zur Seite stellt und seinem Inhalte nach passender VoyaZ'v an xg.^8
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Revue gesunken sein muß, um Albernheiten und Lügen thörichtster Art abzu¬
drucken, und wie weit die „obern Zehntausend" der französischen Nation, die
den Leserkreis jener Zeitschrift ausmachen, geistig herabgekommen sein müssen,
um Bedürfnis nach derartiger Lektüre zu fühlen, wie wir sie hier vor uns
haben, und sich solch dummes Zeug aufbinden zu lassen. Diese Schilderung
deutscher Sitten und deutschen Lebens ist für uns so belustigend und, wenn
man daraus einen Schluß auf deu geistigen Zustand des heutigen Frankreichs
zieht, zugleich so belehrend, daß sie verdient, etwas tiefer gehängt zu werden.
Eine Angabe des Inhaltes, möglichst in den Worten des Franzosen, mag
much einem weitern Kreise, der sich nicht regelmäßig mit dem Studium der
lisvns ac8 Äeux inoucle8 befaßt, einen Begriff davon geben, wie man heute
in Frankreich über Deutschland denkt, und wie man dort Sittengeschichte zu
schreiben beliebt.

Der Verfasser, ein Herr T. de Wyzewa — dessen Vorfahren, wie der
Name zeigt, sicherlich nicht in Frankreich ansässig waren, vielleicht schandernd


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[0261] [Abbildung] Leben und Bitten im Lande der deutschen Barbaren i cl sher sind manche Leute noch geneigt gewesen, die lisvns et<Z8 ieux monäes, ein Blatt, das sich rühmt, in allen Erdteilen verbreitet zu sein, ernsthaft zu nehmen und ihren wissenschaft¬ ichen, besonders ihren geschichtlichen Artikeln manche Anregung abzugewinnen. Vor einigen Wochen (in der Nummer vom 15. Mürz) ist aber ein Aufsatz darin erschienen: I^a vio et les nreours anus l'^llsmnKno ä'ausourä'dui, der ihnen ihre Einbildung wohl gründlich zerstört haben wird. Dieser Aufsatz, der sich Tissots Voz^Z-s an x^s 6s8 milliirrä-z würdig zur Seite stellt und seinem Inhalte nach passender VoyaZ'v an xg.^8 6ö8 I)ÄrdiU'ö8 überschrieben sein sollte, zeigt uns wieder einmal, wie tief die Revue gesunken sein muß, um Albernheiten und Lügen thörichtster Art abzu¬ drucken, und wie weit die „obern Zehntausend" der französischen Nation, die den Leserkreis jener Zeitschrift ausmachen, geistig herabgekommen sein müssen, um Bedürfnis nach derartiger Lektüre zu fühlen, wie wir sie hier vor uns haben, und sich solch dummes Zeug aufbinden zu lassen. Diese Schilderung deutscher Sitten und deutschen Lebens ist für uns so belustigend und, wenn man daraus einen Schluß auf deu geistigen Zustand des heutigen Frankreichs zieht, zugleich so belehrend, daß sie verdient, etwas tiefer gehängt zu werden. Eine Angabe des Inhaltes, möglichst in den Worten des Franzosen, mag much einem weitern Kreise, der sich nicht regelmäßig mit dem Studium der lisvns ac8 Äeux inoucle8 befaßt, einen Begriff davon geben, wie man heute in Frankreich über Deutschland denkt, und wie man dort Sittengeschichte zu schreiben beliebt. Der Verfasser, ein Herr T. de Wyzewa — dessen Vorfahren, wie der Name zeigt, sicherlich nicht in Frankreich ansässig waren, vielleicht schandernd GreuzboK'ii II 1M1 33

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209866/261>, abgerufen am 04.07.2024.