Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Zweites Vierteljahr.mit ihren Aktionären ausführen. Juden und Judengenossen nehmen selbst¬ "Große gelbe Plakate, die man überall in Paris angeklebt hatte, ver¬ Dieser Vergleich eines Unternehmens mit einer ungeheuern, alles zer¬ GrenMcn II 18N1 25
mit ihren Aktionären ausführen. Juden und Judengenossen nehmen selbst¬ „Große gelbe Plakate, die man überall in Paris angeklebt hatte, ver¬ Dieser Vergleich eines Unternehmens mit einer ungeheuern, alles zer¬ GrenMcn II 18N1 25
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0197" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/210064"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_514" prev="#ID_513"> mit ihren Aktionären ausführen. Juden und Judengenossen nehmen selbst¬<lb/> verständlich an diesem Kampfe um das heilige Grab am lebhaftesten teil.</p><lb/> <p xml:id="ID_515"> „Große gelbe Plakate, die man überall in Paris angeklebt hatte, ver¬<lb/> kündigten die nahe bevorstehende Erschließung der Silberbergwerke im Karmel-<lb/> gebirge. Diese Anzeige brachte große Aufregung in die Kopfe und rief darin<lb/> die ersten Regungen des Rausches und der Leidenschaften wach, die beständig<lb/> wachsen und bald alle Vernunft überwältigen sollten. Vortrefflich geeignet<lb/> war dazu der vorhandene Boden, diese Düngercrde des Kaisertums, die sich<lb/> mis allen in Gährung geratenen Schutthaufen zusammensetzte, und die er¬<lb/> wärmt wurde von den erhitzten Begierden. Sie war für derartige geile<lb/> Pflanzen des Grttuderschwindels außerordentlich günstig, die aller zehn bis<lb/> fünfzehn Jahre emporzuschießen pflegen, die Börse vergiften und hinter sich<lb/> nur Trümmer und Blut zurücklassen. Schon sprossen die anrüchigen Genossen¬<lb/> schaften wie Pilze aus der Erde; die großen Gesellschaften drängten<lb/> sich nach finanziellen Abenteuern; ein heftiges Spielfieber trat ein, und in¬<lb/> mitten der lärmenden Wohlfahrt des Kaisertums zeigte sich ein Glanz von<lb/> Vergnügen und Luxus, dessen prachtvoller Abschluß die bevorstehende Welt¬<lb/> ausstellung zu werden versprach, jene märchenhafte Apotheose der Lüge. Und<lb/> in diesem Schwindel, der die Menge gefangen nahm, unter dem Gewoge<lb/> andrer schöner Geschäfte, die sich jedem ans der Straße darboten, setzte sich<lb/> die L-mhuL ruüvvrMUv in Bewegung wie eine gewaltige Maschine, die dazu<lb/> bestimmt zu sein schien, alles toll zu machen, alles durch einander zu wirbeln,<lb/> und die so lange von geschäftigen Händen geheizt wurde, bis sie aus einander<lb/> krachte."</p><lb/> <p xml:id="ID_516" next="#ID_517"> Dieser Vergleich eines Unternehmens mit einer ungeheuern, alles zer¬<lb/> malmenden Maschine ist nicht nen. Er kehrt fast in allen Romanen Zvlas<lb/> mit derselben Sicherheit wieder, wie die allbekannten stereotypen Formeln und<lb/> Redewendungen, womit er einen freien Platz, eine Straße, ein Hans oder eine<lb/> Wohnung zu beschreiben pflegt. Saecards Aktiengesellschaft hat schon in den<lb/> nächsten Wochen glänzende Erfolge auszuweisen. Die Aktien steigen, durch<lb/> künstlichen Hochdruck getrieben, immer schneller und erreichen schließlich<lb/> eine fabelhafte Höhe. Alles schwelgt in Wonne, und Saeeard ist wieder der<lb/> König unter den Geldprotzen. Zu allen Feierlichkeiten wird er hinzugezogen, und<lb/> auch auf dem großen Feste, das die französische Negierung den fremden, während<lb/> der Weltausstellung anwesenden Fürsten giebt, spielt er eine bedeutende Rolle.<lb/> Alles drängt sich um ihn und um seiue Dame, die Frau von Jeumont, von<lb/> der uns Zola nnr zu erzählen weiß, daß sie einst von Napoleon für eine<lb/> Schäferstunde 200 000 Franks erhalten habe. „Aber, fährt er fort, im Hinter¬<lb/> grunde eines Salons drängte sich eine andre Masse Neugieriger um eine<lb/> mächtige und glänzende Hünengestalt, die die weiße Uniform der Kürassiere<lb/> trug. Das war der Graf Vismarck, dessen gewaltige Figur über alle Köpfe</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> GrenMcn II 18N1 25</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0197]
mit ihren Aktionären ausführen. Juden und Judengenossen nehmen selbst¬
verständlich an diesem Kampfe um das heilige Grab am lebhaftesten teil.
„Große gelbe Plakate, die man überall in Paris angeklebt hatte, ver¬
kündigten die nahe bevorstehende Erschließung der Silberbergwerke im Karmel-
gebirge. Diese Anzeige brachte große Aufregung in die Kopfe und rief darin
die ersten Regungen des Rausches und der Leidenschaften wach, die beständig
wachsen und bald alle Vernunft überwältigen sollten. Vortrefflich geeignet
war dazu der vorhandene Boden, diese Düngercrde des Kaisertums, die sich
mis allen in Gährung geratenen Schutthaufen zusammensetzte, und die er¬
wärmt wurde von den erhitzten Begierden. Sie war für derartige geile
Pflanzen des Grttuderschwindels außerordentlich günstig, die aller zehn bis
fünfzehn Jahre emporzuschießen pflegen, die Börse vergiften und hinter sich
nur Trümmer und Blut zurücklassen. Schon sprossen die anrüchigen Genossen¬
schaften wie Pilze aus der Erde; die großen Gesellschaften drängten
sich nach finanziellen Abenteuern; ein heftiges Spielfieber trat ein, und in¬
mitten der lärmenden Wohlfahrt des Kaisertums zeigte sich ein Glanz von
Vergnügen und Luxus, dessen prachtvoller Abschluß die bevorstehende Welt¬
ausstellung zu werden versprach, jene märchenhafte Apotheose der Lüge. Und
in diesem Schwindel, der die Menge gefangen nahm, unter dem Gewoge
andrer schöner Geschäfte, die sich jedem ans der Straße darboten, setzte sich
die L-mhuL ruüvvrMUv in Bewegung wie eine gewaltige Maschine, die dazu
bestimmt zu sein schien, alles toll zu machen, alles durch einander zu wirbeln,
und die so lange von geschäftigen Händen geheizt wurde, bis sie aus einander
krachte."
Dieser Vergleich eines Unternehmens mit einer ungeheuern, alles zer¬
malmenden Maschine ist nicht nen. Er kehrt fast in allen Romanen Zvlas
mit derselben Sicherheit wieder, wie die allbekannten stereotypen Formeln und
Redewendungen, womit er einen freien Platz, eine Straße, ein Hans oder eine
Wohnung zu beschreiben pflegt. Saecards Aktiengesellschaft hat schon in den
nächsten Wochen glänzende Erfolge auszuweisen. Die Aktien steigen, durch
künstlichen Hochdruck getrieben, immer schneller und erreichen schließlich
eine fabelhafte Höhe. Alles schwelgt in Wonne, und Saeeard ist wieder der
König unter den Geldprotzen. Zu allen Feierlichkeiten wird er hinzugezogen, und
auch auf dem großen Feste, das die französische Negierung den fremden, während
der Weltausstellung anwesenden Fürsten giebt, spielt er eine bedeutende Rolle.
Alles drängt sich um ihn und um seiue Dame, die Frau von Jeumont, von
der uns Zola nnr zu erzählen weiß, daß sie einst von Napoleon für eine
Schäferstunde 200 000 Franks erhalten habe. „Aber, fährt er fort, im Hinter¬
grunde eines Salons drängte sich eine andre Masse Neugieriger um eine
mächtige und glänzende Hünengestalt, die die weiße Uniform der Kürassiere
trug. Das war der Graf Vismarck, dessen gewaltige Figur über alle Köpfe
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