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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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bringe Tod und Verderben dein, der sich seiner unrechtmäßig bemächtige. Als
sich der Vater uach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit einer Verwandten
wieder vermählte, und diese sich in den Besitz des Ringes zu setzen wußte,
ging der Zauber in Erfüllung; eiues Tages faud er die Stiefmutter seines
Kindes tot neben dem Ringe.

Einen ähnlichen romantischen Charakter trägt die Geschichte von dem
aufsätzigen Ritter Ulrich, der, aus der menschlichen Gesellschaft verbannt, in
einer einsamen Hütte wohnt, und den seine Braut aufsucht, um mit ihm ver¬
eint zu sterben. Tennyson hat dem Gedichte einige kulturgeschichtliche Be¬
merkungen hinzugefügt, worin er das traurige Los der Aussätzigen im Mittel¬
alter schildert und die Zeremonien anführt, die die Kirche mit den Unglücklichen
vornahm, ehe sie in die Einöde geschickt wurden. In Roirrns/s Ksinorso führt
uns der Dichter einen Maler vor, der sein junges Weib verläßt, weil sein
Meister gesagt hat: NMiag'o spoilt, "u Ärtikit,, und der erst nach vielen Jahren
als gebrochener Mann aus Italien zurückkehrt, ohne sein Ideal gefunden zu
haben. Sein treues Weib nimmt ihn wieder mit Liebe auf und pflegt ihn
bis ans Ende. In dein Gedichte I'orlvrn findet Tennyson den natürlichen
Volkston wieder, der seine Balladen auszeichnet:


Er ist entfloh", o wär er tot.
Der mir das Herz gebrochen!
O schnöde List, v Schmeichelei --
Sie hatten mich bestochen
In der Roche, in der Nacht,
Wenn der Sturmwind wütet.

Der Schluß des Gedichtes, wo sich das verlorene Mädchen nach schweren
Seelenkämpfen aufrafft, um -- an ihren Verführer zu schreiben, schlägt aller¬
dings ins Komische um. Ein vortreffliches Beispiel seiner onomatopoetischen
Kunst giebt uns Tennyson in seinem Gedichte "Die Drossel." Dn der musi¬
kalische Schmelz und die Tonmalerei in einer Übersetzung schwer zu erreichen
ist, so gebet? wir ein paar Verse aus dem Original:


"Lnmmor is ooniing-, snminor is oominF.
1 Icuo>v it, I Icrwvv it, 1 loimv it.
iZg'die UMM, Joint AMM, Ülv ilKM", lovo ZlAiUN."
Vss, vital Aktiv ?or!t.
Liox-' tuo usw ^var in uucksr dero Iilno.
^o>i.r z?on "un^ 1t n,n AlticU/.
"U'vo, no^v, nov, uno!" I" it turn s" "on
Lus-t z on sdmilcl <zg.ro1 so maäl^ ?
"Hors gß^in, dsro, Ksrg, doro, /<.!".!-!"
<) ^Vlirizto nllvliiäiton, undiiläon!
Lummor is voulu^, i" oominx, in^ <Is^r,
^me ^11 tuo ^-mei-r!, oro dulilon.



bringe Tod und Verderben dein, der sich seiner unrechtmäßig bemächtige. Als
sich der Vater uach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit einer Verwandten
wieder vermählte, und diese sich in den Besitz des Ringes zu setzen wußte,
ging der Zauber in Erfüllung; eiues Tages faud er die Stiefmutter seines
Kindes tot neben dem Ringe.

Einen ähnlichen romantischen Charakter trägt die Geschichte von dem
aufsätzigen Ritter Ulrich, der, aus der menschlichen Gesellschaft verbannt, in
einer einsamen Hütte wohnt, und den seine Braut aufsucht, um mit ihm ver¬
eint zu sterben. Tennyson hat dem Gedichte einige kulturgeschichtliche Be¬
merkungen hinzugefügt, worin er das traurige Los der Aussätzigen im Mittel¬
alter schildert und die Zeremonien anführt, die die Kirche mit den Unglücklichen
vornahm, ehe sie in die Einöde geschickt wurden. In Roirrns/s Ksinorso führt
uns der Dichter einen Maler vor, der sein junges Weib verläßt, weil sein
Meister gesagt hat: NMiag'o spoilt, »u Ärtikit,, und der erst nach vielen Jahren
als gebrochener Mann aus Italien zurückkehrt, ohne sein Ideal gefunden zu
haben. Sein treues Weib nimmt ihn wieder mit Liebe auf und pflegt ihn
bis ans Ende. In dein Gedichte I'orlvrn findet Tennyson den natürlichen
Volkston wieder, der seine Balladen auszeichnet:


Er ist entfloh», o wär er tot.
Der mir das Herz gebrochen!
O schnöde List, v Schmeichelei —
Sie hatten mich bestochen
In der Roche, in der Nacht,
Wenn der Sturmwind wütet.

Der Schluß des Gedichtes, wo sich das verlorene Mädchen nach schweren
Seelenkämpfen aufrafft, um — an ihren Verführer zu schreiben, schlägt aller¬
dings ins Komische um. Ein vortreffliches Beispiel seiner onomatopoetischen
Kunst giebt uns Tennyson in seinem Gedichte „Die Drossel." Dn der musi¬
kalische Schmelz und die Tonmalerei in einer Übersetzung schwer zu erreichen
ist, so gebet? wir ein paar Verse aus dem Original:


„Lnmmor is ooniing-, snminor is oominF.
1 Icuo>v it, I Icrwvv it, 1 loimv it.
iZg'die UMM, Joint AMM, Ülv ilKM», lovo ZlAiUN."
Vss, vital Aktiv ?or!t.
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[0432] bringe Tod und Verderben dein, der sich seiner unrechtmäßig bemächtige. Als sich der Vater uach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit einer Verwandten wieder vermählte, und diese sich in den Besitz des Ringes zu setzen wußte, ging der Zauber in Erfüllung; eiues Tages faud er die Stiefmutter seines Kindes tot neben dem Ringe. Einen ähnlichen romantischen Charakter trägt die Geschichte von dem aufsätzigen Ritter Ulrich, der, aus der menschlichen Gesellschaft verbannt, in einer einsamen Hütte wohnt, und den seine Braut aufsucht, um mit ihm ver¬ eint zu sterben. Tennyson hat dem Gedichte einige kulturgeschichtliche Be¬ merkungen hinzugefügt, worin er das traurige Los der Aussätzigen im Mittel¬ alter schildert und die Zeremonien anführt, die die Kirche mit den Unglücklichen vornahm, ehe sie in die Einöde geschickt wurden. In Roirrns/s Ksinorso führt uns der Dichter einen Maler vor, der sein junges Weib verläßt, weil sein Meister gesagt hat: NMiag'o spoilt, »u Ärtikit,, und der erst nach vielen Jahren als gebrochener Mann aus Italien zurückkehrt, ohne sein Ideal gefunden zu haben. Sein treues Weib nimmt ihn wieder mit Liebe auf und pflegt ihn bis ans Ende. In dein Gedichte I'orlvrn findet Tennyson den natürlichen Volkston wieder, der seine Balladen auszeichnet: Er ist entfloh», o wär er tot. Der mir das Herz gebrochen! O schnöde List, v Schmeichelei — Sie hatten mich bestochen In der Roche, in der Nacht, Wenn der Sturmwind wütet. Der Schluß des Gedichtes, wo sich das verlorene Mädchen nach schweren Seelenkämpfen aufrafft, um — an ihren Verführer zu schreiben, schlägt aller¬ dings ins Komische um. Ein vortreffliches Beispiel seiner onomatopoetischen Kunst giebt uns Tennyson in seinem Gedichte „Die Drossel." Dn der musi¬ kalische Schmelz und die Tonmalerei in einer Übersetzung schwer zu erreichen ist, so gebet? wir ein paar Verse aus dem Original: „Lnmmor is ooniing-, snminor is oominF. 1 Icuo>v it, I Icrwvv it, 1 loimv it. iZg'die UMM, Joint AMM, Ülv ilKM», lovo ZlAiUN." Vss, vital Aktiv ?or!t. Liox-' tuo usw ^var in uucksr dero Iilno. ^o>i.r z?on «un^ 1t n,n AlticU/. „U'vo, no^v, nov, uno!" I» it turn s» »on Lus-t z on sdmilcl <zg.ro1 so maäl^ ? „Hors gß^in, dsro, Ksrg, doro, /<.!».!-!" <) ^Vlirizto nllvliiäiton, undiiläon! Lummor is voulu^, i» oominx, in^ <Is^r, ^me ^11 tuo ^-mei-r!, oro dulilon.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/432>, abgerufen am 23.07.2024.