Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.Neue Lyrik Er hat aber nicht bloß ein Behagen an der Beschaulichkeit, er kennt auch die
Er ist sich bewußt, daß der Mensch mit seinen Fragen nach dem Rätsel des
Oster kommt es über ihn wie Verzweiflung an dem Erfolge alles Denkens,
Auch anderwärts bekennt Berger, daß er sich das Leben mit dem Tode nicht
Neue Lyrik Er hat aber nicht bloß ein Behagen an der Beschaulichkeit, er kennt auch die
Er ist sich bewußt, daß der Mensch mit seinen Fragen nach dem Rätsel des
Oster kommt es über ihn wie Verzweiflung an dem Erfolge alles Denkens,
Auch anderwärts bekennt Berger, daß er sich das Leben mit dem Tode nicht
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Neue Lyrik
Er hat aber nicht bloß ein Behagen an der Beschaulichkeit, er kennt auch die
Grenzen der Erkenntnis, die Qualen der Selbsterkenntnis, die er so be¬
zeichnet:
Ich keim' mich selbst! Es gleicht des Adlers Lust,
Der auf unncchbarm Riff die Welt betrachtet,
Es gleicht der Qual in des Begrabnen Brust,
Der eingemauert schmachtet und verschmachtet.
Er ist sich bewußt, daß der Mensch mit seinen Fragen nach dem Rätsel des
Daseins nach dem Warum? Wozu? Wohin? nie fertig wird. Auf die Frage:
„Wann kommt das Echte?" antwortet ihm ein Greis:
Das ist das Leben, Knab',
Das ist das Rechte,
Zu fragen bis ans Grab:
Wann kommt das Echte?
Oster kommt es über ihn wie Verzweiflung an dem Erfolge alles Denkens,
und er wird sich klar, daß die Frage, warum mau lebt, die beste Antwort
nur in dem unbefangenen Leben selber finde. Von den Grübeleien weg wünscht
er sich zum Genuß der Liebe und der Schönheit. Denn auch das Denken
hat ihn nicht glücklich gemacht. Er hat trotz aller Philosophie doch deu reinen
„Märchenglauben" nicht ausgeben können:
soll ich mit und'gen Herzen vertraun,
Daß mir, was möglich, gelinge.
Muß ich ganz im Geheimen baun
Auf unmögliche Dinge. Nimmer mit kluger Leidenschaft
Wirst du was Großes erreiche»,
Glaubst du uicht tief in dir die Kraft. .
Wunder zu thun und Zeiche». Franenhnld, die dich selig erbebt,
Wirst dn nicht fühlen und schaue»,
Wenn nicht i» dir das Märchen lebt
Seliger Hütten und Frauen, Wenn ich sterbend zu ewiger Ruh
Staub hinsinke zum Stande,
Drücke mir tröstend die Augen zu,
Heimlicher Märchenglaube!
Auch anderwärts bekennt Berger, daß er sich das Leben mit dem Tode nicht
abgeschlossen denken könne:
Wie Kinder horchen auf das Weihnachtsrauschen
Am Thürspalt liegend hell und schmal,
So möchte gern der Mensch erlauschen
Von drüben einen schwachen Strahl;
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