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Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr.

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sie sich zu nütze, sodaß die Einführung des Clearingshstems, des Übertragens
von einem 5tondo auf ein andres, des Ausgleichend von Forderungen. ohne
daß bares Geld flüssig gemacht zu werden braucht, damit verbunden werden
konnte. Nun wurden die Banken unruhig. Aber mit kluger Voraussicht hatte
Evas die Sache auf seiue Verantwortung durchgeführt. Denn wäre zuerst die
Ermächtigung der Postsparkasse zu der Ausdehnung ihres Wirkungskreises von
der Gesetzgebung verlangt worden, so würden die Geldmächte durch ihren
unmittelbaren Einfluß und durch die von ihnen abhängige Presse die Be¬
willigung zu verhindern gesucht haben. Rückgäugig ließ sich uun nichts mehr
machen, da die Einrichtung rasch populär geworden war, mau mußte sich
vor der Hand begnügen, die Ungesetzlichkeit des Vorgehens zu bemäkeln, und
gegen den Urheber der für die Allgemeinheit so wichtigen Maßregel Minen
zu legen.

Dehn teilt Schriftstücke aus dem Anfange des Jahres mit, aus
denen hervorgeht, daß Cons in der Verfügung über den Ankauf von Staats¬
papieren beschränkt werden sollte. Er erhielt die Weisung, bestimmte Papiere
zu kaufen, die er eben damals nicht kaufen wollte, weil sich zuviel von diesen
im Besitze der Kreditanstalt befand, die mithin den Preis bestimmen konnte.
Er lehnte die Zumutung mit Berufung auf seine persönliche Verantwortlich¬
keit und mit der Begründung ab, daß er das Geld der Einleger nicht den
Gefahren aussetzen könne, die mit der Spekulation verbunden sind. Die von
ihm angebotene Entlassung wurde damals nicht angenommen, und er durfte
glauben, auf seinem Wege fortschreiten zu können.

Sem Plan war, die Postsparkasse zur Snmmelstelle für alle Gelder zu
macheu, die bei den verschiednen Behörde,? und Ämter" lagern, sowie der
Steuern und Zölle, damit die großen Summen dem Staate gleich von Tage
des Eingangs an Zinsen trügen. Er dachte an ein internationales Überein¬
kommen, dnrch daS den Anweisungen der Postsparkasse die Eigenschaft von
überall giltigen Kreditbriefen verschafft werden könnte. Er beabsichtigte, mit
der Anstalt eine Spar- lind Vorschnßkasse für Staatsbeamte und Offiziere,
später eine Lebens- und Rentenversicherung zu verbinden, endlich durch Aus¬
gabe von Gvldscheineu die Berringernng des Goldagios und die Regelung der
Valuta anzubahnen.

Es liegt auf der Hand, daß alle diese Einrichtungen den wohlthätigsten
Einfluß hätten gewinnen können. Das nächst dein Nativualitäteuhader schwerste
Gebrechen, an dein der österreichische Staat krankt, ist die von John Russell
einmal mit einem starken aber treffenden Ausdrucke belegte Abhängigkeit des
Staatskredits von den verschiednen Ringen der "Hochfinanz"; gegen dieses
Abhängigkeitsverhältnis richteten sich die Pläne Cochs, und es ist begreiflich,
daß die großen Geschäftshäuser, die um ihren bescheidnen bürgerlichen Gewinn
an künftigen Stnatsanlehen besorgt waren, alle Hebel in Bewegung setzten,


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sie sich zu nütze, sodaß die Einführung des Clearingshstems, des Übertragens
von einem 5tondo auf ein andres, des Ausgleichend von Forderungen. ohne
daß bares Geld flüssig gemacht zu werden braucht, damit verbunden werden
konnte. Nun wurden die Banken unruhig. Aber mit kluger Voraussicht hatte
Evas die Sache auf seiue Verantwortung durchgeführt. Denn wäre zuerst die
Ermächtigung der Postsparkasse zu der Ausdehnung ihres Wirkungskreises von
der Gesetzgebung verlangt worden, so würden die Geldmächte durch ihren
unmittelbaren Einfluß und durch die von ihnen abhängige Presse die Be¬
willigung zu verhindern gesucht haben. Rückgäugig ließ sich uun nichts mehr
machen, da die Einrichtung rasch populär geworden war, mau mußte sich
vor der Hand begnügen, die Ungesetzlichkeit des Vorgehens zu bemäkeln, und
gegen den Urheber der für die Allgemeinheit so wichtigen Maßregel Minen
zu legen.

Dehn teilt Schriftstücke aus dem Anfange des Jahres mit, aus
denen hervorgeht, daß Cons in der Verfügung über den Ankauf von Staats¬
papieren beschränkt werden sollte. Er erhielt die Weisung, bestimmte Papiere
zu kaufen, die er eben damals nicht kaufen wollte, weil sich zuviel von diesen
im Besitze der Kreditanstalt befand, die mithin den Preis bestimmen konnte.
Er lehnte die Zumutung mit Berufung auf seine persönliche Verantwortlich¬
keit und mit der Begründung ab, daß er das Geld der Einleger nicht den
Gefahren aussetzen könne, die mit der Spekulation verbunden sind. Die von
ihm angebotene Entlassung wurde damals nicht angenommen, und er durfte
glauben, auf seinem Wege fortschreiten zu können.

Sem Plan war, die Postsparkasse zur Snmmelstelle für alle Gelder zu
macheu, die bei den verschiednen Behörde,? und Ämter» lagern, sowie der
Steuern und Zölle, damit die großen Summen dem Staate gleich von Tage
des Eingangs an Zinsen trügen. Er dachte an ein internationales Überein¬
kommen, dnrch daS den Anweisungen der Postsparkasse die Eigenschaft von
überall giltigen Kreditbriefen verschafft werden könnte. Er beabsichtigte, mit
der Anstalt eine Spar- lind Vorschnßkasse für Staatsbeamte und Offiziere,
später eine Lebens- und Rentenversicherung zu verbinden, endlich durch Aus¬
gabe von Gvldscheineu die Berringernng des Goldagios und die Regelung der
Valuta anzubahnen.

Es liegt auf der Hand, daß alle diese Einrichtungen den wohlthätigsten
Einfluß hätten gewinnen können. Das nächst dein Nativualitäteuhader schwerste
Gebrechen, an dein der österreichische Staat krankt, ist die von John Russell
einmal mit einem starken aber treffenden Ausdrucke belegte Abhängigkeit des
Staatskredits von den verschiednen Ringen der „Hochfinanz"; gegen dieses
Abhängigkeitsverhältnis richteten sich die Pläne Cochs, und es ist begreiflich,
daß die großen Geschäftshäuser, die um ihren bescheidnen bürgerlichen Gewinn
an künftigen Stnatsanlehen besorgt waren, alle Hebel in Bewegung setzten,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 50, 1891, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341853_209232/16>, abgerufen am 23.07.2024.