Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
An Georg Lbers
Muß euch ziuseu, und dem armen
Arbeitssklaven teilen seinen
Kargen Lohn die Börsenkurse
Zu, wie ihr die Preise feststellt. Wie in alten Heldensagen
Eine Handvoll kühner Necken
Ganze Länder einst erobert,
Ganze Völker einst bezwungen,
Also habt ihr heutgeu Tages
Euch den Erdkreis unterworfen.
Selbst des Dichters Lorbeer wurde
Oft zuteil euch. Eigne Bäume --
(Und mit welchem Hochgefühle
Wirst du erst ans eignem Schnee und
Eignen Eise Schlitten fahren!) -
Hat daS Dichterhandwerk, das sonst
Meistens zum Verhungern führet,
Dir gebracht. Fürwahr Erfolge,
Deren ihr mit Recht euch rühmen
Dürft; denn niemals, seit Geschichte
Ward geschrieben, gabs dergleichen! Sieh, ich gönne neidlos und von
Herzen alles, was ihr habt, euch.
Aber eines möcht ich bitten
(sanz bescheiden und in Demulu
Alles, alles, alles habt ihr -
Laß uus doch das allerletzte,
Was uns überhaupt geblieben,
Laß uns unsre toten Ahnen!
Eure sind ja so viel älter,
Und, wie einst Lord Beaeonsfield zu
Einem drie'schen Flegel sagte,
Waren in dem hohen Tempel
Zu Jerusalem schon Priester,
Als die biederen Britannier
Noch auf Bünmen hausten und als
Festschmaus rohe Eichel" aßen. Warum Nullst dn denn auf einmal
Nun die unsern annektiren?
Laß uns Hermann und ThuSneld?!
Ist Ägypten, Hellas, Rom und

Grenzbote" IV 1">>X> 72
An Georg Lbers
Muß euch ziuseu, und dem armen
Arbeitssklaven teilen seinen
Kargen Lohn die Börsenkurse
Zu, wie ihr die Preise feststellt. Wie in alten Heldensagen
Eine Handvoll kühner Necken
Ganze Länder einst erobert,
Ganze Völker einst bezwungen,
Also habt ihr heutgeu Tages
Euch den Erdkreis unterworfen.
Selbst des Dichters Lorbeer wurde
Oft zuteil euch. Eigne Bäume —
(Und mit welchem Hochgefühle
Wirst du erst ans eignem Schnee und
Eignen Eise Schlitten fahren!) -
Hat daS Dichterhandwerk, das sonst
Meistens zum Verhungern führet,
Dir gebracht. Fürwahr Erfolge,
Deren ihr mit Recht euch rühmen
Dürft; denn niemals, seit Geschichte
Ward geschrieben, gabs dergleichen! Sieh, ich gönne neidlos und von
Herzen alles, was ihr habt, euch.
Aber eines möcht ich bitten
(sanz bescheiden und in Demulu
Alles, alles, alles habt ihr -
Laß uus doch das allerletzte,
Was uns überhaupt geblieben,
Laß uns unsre toten Ahnen!
Eure sind ja so viel älter,
Und, wie einst Lord Beaeonsfield zu
Einem drie'schen Flegel sagte,
Waren in dem hohen Tempel
Zu Jerusalem schon Priester,
Als die biederen Britannier
Noch auf Bünmen hausten und als
Festschmaus rohe Eichel» aßen. Warum Nullst dn denn auf einmal
Nun die unsern annektiren?
Laß uns Hermann und ThuSneld?!
Ist Ägypten, Hellas, Rom und

Grenzbote» IV 1»>>X> 72
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0577" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/209156"/>
          <fw type="header" place="top"> An Georg Lbers</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_15" type="poem">
            <l> Muß euch ziuseu, und dem armen<lb/>
Arbeitssklaven teilen seinen<lb/>
Kargen Lohn die Börsenkurse<lb/>
Zu, wie ihr die Preise feststellt.</l>
            <l> Wie in alten Heldensagen<lb/>
Eine Handvoll kühner Necken<lb/>
Ganze Länder einst erobert,<lb/>
Ganze Völker einst bezwungen,<lb/>
Also habt ihr heutgeu Tages<lb/>
Euch den Erdkreis unterworfen.<lb/>
Selbst des Dichters Lorbeer wurde<lb/>
Oft zuteil euch.  Eigne Bäume &#x2014;<lb/>
(Und mit welchem Hochgefühle<lb/>
Wirst du erst ans eignem Schnee und<lb/>
Eignen Eise Schlitten fahren!) -<lb/>
Hat daS Dichterhandwerk, das sonst<lb/>
Meistens zum Verhungern führet,<lb/>
Dir gebracht.  Fürwahr Erfolge,<lb/>
Deren ihr mit Recht euch rühmen<lb/>
Dürft; denn niemals, seit Geschichte<lb/>
Ward geschrieben, gabs dergleichen!</l>
            <l> Sieh, ich gönne neidlos und von<lb/>
Herzen alles, was ihr habt, euch.<lb/>
Aber eines möcht ich bitten<lb/>
(sanz bescheiden und in Demulu<lb/>
Alles, alles, alles habt ihr -<lb/>
Laß uus doch das allerletzte,<lb/>
Was uns überhaupt geblieben,<lb/>
Laß uns unsre toten Ahnen!<lb/>
Eure sind ja so viel älter,<lb/>
Und, wie einst Lord Beaeonsfield zu<lb/>
Einem drie'schen Flegel sagte,<lb/>
Waren in dem hohen Tempel<lb/>
Zu Jerusalem schon Priester,<lb/>
Als die biederen Britannier<lb/>
Noch auf Bünmen hausten und als<lb/>
Festschmaus rohe Eichel» aßen.</l>
            <l> Warum Nullst dn denn auf einmal<lb/>
Nun die unsern annektiren?<lb/>
Laß uns Hermann und ThuSneld?!<lb/>
Ist Ägypten, Hellas, Rom und</l>
          </lg><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbote» IV 1»&gt;&gt;X&gt; 72</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0577] An Georg Lbers Muß euch ziuseu, und dem armen Arbeitssklaven teilen seinen Kargen Lohn die Börsenkurse Zu, wie ihr die Preise feststellt. Wie in alten Heldensagen Eine Handvoll kühner Necken Ganze Länder einst erobert, Ganze Völker einst bezwungen, Also habt ihr heutgeu Tages Euch den Erdkreis unterworfen. Selbst des Dichters Lorbeer wurde Oft zuteil euch. Eigne Bäume — (Und mit welchem Hochgefühle Wirst du erst ans eignem Schnee und Eignen Eise Schlitten fahren!) - Hat daS Dichterhandwerk, das sonst Meistens zum Verhungern führet, Dir gebracht. Fürwahr Erfolge, Deren ihr mit Recht euch rühmen Dürft; denn niemals, seit Geschichte Ward geschrieben, gabs dergleichen! Sieh, ich gönne neidlos und von Herzen alles, was ihr habt, euch. Aber eines möcht ich bitten (sanz bescheiden und in Demulu Alles, alles, alles habt ihr - Laß uus doch das allerletzte, Was uns überhaupt geblieben, Laß uns unsre toten Ahnen! Eure sind ja so viel älter, Und, wie einst Lord Beaeonsfield zu Einem drie'schen Flegel sagte, Waren in dem hohen Tempel Zu Jerusalem schon Priester, Als die biederen Britannier Noch auf Bünmen hausten und als Festschmaus rohe Eichel» aßen. Warum Nullst dn denn auf einmal Nun die unsern annektiren? Laß uns Hermann und ThuSneld?! Ist Ägypten, Hellas, Rom und Grenzbote» IV 1»>>X> 72

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/577
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/577>, abgerufen am 25.08.2024.