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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Die Mac Ainley-Bill

Betrug doch die Zahl der Millionäre noch in den sechziger Jahren einige zwanzig,
"ut werden deren doch jetzt einige Tausend gezählt! Und es ist nicht etwa
wahr, daß dieser Reichtum auf kleine Distrikte des Landes beschränkt wäre
und auf kleine Gruppen der Bevölkerung. Die Lebenshaltung ist hoch, und
weder Entfernungen, "och natürliche Hindernisse vermögen dem Kulturfort¬
schritt, dem Eindringen des Lurus wirksam zu begegnen. Ist doch das künst¬
liche Verkehrsstraßenneb mit seinen zahllosen Eisenbahnen, Kanälen nud
Transportwegen dem natürlichen ebenbürtig, das in deu 45 schiffbaren
Nebenflüssen des Mississippi seinesgleichen sucht. Ja, es ist ein stolzes
Lied, das man von den Hilfsquellen und der Nürtschaftlichen Entwicklung
Amerikas singen kann, und es wird um so großartiger klingen, je mehr
man mit den Ohren des Amerikaners zuhört, der stets aufgelegt ist, opti¬
mistisch und enthusiastisch das Kleine über dein Großen zu vergessen, und
der entschieden einen Zug ins Gewaltige hat. Wenn wir aber der Ansicht sind,
dieser Zug ins Große leite sich her von der machtvollen Sprache, die die Natur
seines Landes allezeit zu ihm gesprochen hat, und wenn nur daneben die Be¬
merkung machen müssen, daß der Aantee zwar energisch im ersten Anlauf, aber
nicht ausdauernd bei längerer Prüfung ist, so sei uus gestattet, die Frage aus¬
zuwerfen, ob nicht am Ende auch dieser Mangel um Zuverlässigkeit in der
natürlichen Beschaffenheit seiner Heimat ein Seitenstück findet, d. h. ob sich
nicht auch hier nnr dem ersten Ansturm ein scheinbar so endloses Füllhorn
aufgethan hat, und ob sich uicht zu einer Zeit, wo der Rahm abgeschöpft sein
wird, zeigen sollte, daß nnr ein zwar wohlgefüllter, aber nicht unergründlicher
Milchtopf vor deu Speisenden steht. In der Thut wird mich eine schärfere
Betrachtung ergeben, wie dafür gesorgt ist, daß auch in den Bereinigten Staaten
die Bäume nicht in den Himmel wachsen, mögen sie nun anfragen als Zedern
von Oregon, als Maisstanden von Dakota oder als Fabritschlote von Pitts-
burg und Birmingham.

Der General Hazeu von der amerikanischen Landesaufnahme hat den
hundertsten Grad westlicher Länge von Greenwich als die westlichste Grenze
des Ackerbaues bezeichnet. Darunter muß aber uicht nur die Grenze des
thatsächlichen Anbaues, sondern vielmehr die Grenze der Anbaufähigkeit über¬
haupt verstanden werden. Das Gebiet jedoch, das durch diese Grenzlinie von
deu Landstrichen ersten Ranges abgeschieden wird, umschließt nicht weniger als
45 Prozent der Gesamtfläche der Vereinigten Staaten! Es ist bis zum
pazifischen Summe des äußersten Westens hin lediglich Bergland, für Bergbau
wohl reich begabt, aber selbst für Forst- und Weidewirtschaft wenig geeignet.
Da liegen denn die Goldfelder Kaliforniens, die Silberminen Nevndas, Mon¬
tanas, Leadvilles, die Kupfer- und Bleibergwerke der Rocky Mountmns. Man
hat sie ausgebeutet zunächst mit kolossalen Erfolge. Das Edelmetall lag fast
zu Tage; es war kaum ein ordentlicher Bergbau nötig, es zu gewinnen.


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Die Mac Ainley-Bill

Betrug doch die Zahl der Millionäre noch in den sechziger Jahren einige zwanzig,
»ut werden deren doch jetzt einige Tausend gezählt! Und es ist nicht etwa
wahr, daß dieser Reichtum auf kleine Distrikte des Landes beschränkt wäre
und auf kleine Gruppen der Bevölkerung. Die Lebenshaltung ist hoch, und
weder Entfernungen, »och natürliche Hindernisse vermögen dem Kulturfort¬
schritt, dem Eindringen des Lurus wirksam zu begegnen. Ist doch das künst¬
liche Verkehrsstraßenneb mit seinen zahllosen Eisenbahnen, Kanälen nud
Transportwegen dem natürlichen ebenbürtig, das in deu 45 schiffbaren
Nebenflüssen des Mississippi seinesgleichen sucht. Ja, es ist ein stolzes
Lied, das man von den Hilfsquellen und der Nürtschaftlichen Entwicklung
Amerikas singen kann, und es wird um so großartiger klingen, je mehr
man mit den Ohren des Amerikaners zuhört, der stets aufgelegt ist, opti¬
mistisch und enthusiastisch das Kleine über dein Großen zu vergessen, und
der entschieden einen Zug ins Gewaltige hat. Wenn wir aber der Ansicht sind,
dieser Zug ins Große leite sich her von der machtvollen Sprache, die die Natur
seines Landes allezeit zu ihm gesprochen hat, und wenn nur daneben die Be¬
merkung machen müssen, daß der Aantee zwar energisch im ersten Anlauf, aber
nicht ausdauernd bei längerer Prüfung ist, so sei uus gestattet, die Frage aus¬
zuwerfen, ob nicht am Ende auch dieser Mangel um Zuverlässigkeit in der
natürlichen Beschaffenheit seiner Heimat ein Seitenstück findet, d. h. ob sich
nicht auch hier nnr dem ersten Ansturm ein scheinbar so endloses Füllhorn
aufgethan hat, und ob sich uicht zu einer Zeit, wo der Rahm abgeschöpft sein
wird, zeigen sollte, daß nnr ein zwar wohlgefüllter, aber nicht unergründlicher
Milchtopf vor deu Speisenden steht. In der Thut wird mich eine schärfere
Betrachtung ergeben, wie dafür gesorgt ist, daß auch in den Bereinigten Staaten
die Bäume nicht in den Himmel wachsen, mögen sie nun anfragen als Zedern
von Oregon, als Maisstanden von Dakota oder als Fabritschlote von Pitts-
burg und Birmingham.

Der General Hazeu von der amerikanischen Landesaufnahme hat den
hundertsten Grad westlicher Länge von Greenwich als die westlichste Grenze
des Ackerbaues bezeichnet. Darunter muß aber uicht nur die Grenze des
thatsächlichen Anbaues, sondern vielmehr die Grenze der Anbaufähigkeit über¬
haupt verstanden werden. Das Gebiet jedoch, das durch diese Grenzlinie von
deu Landstrichen ersten Ranges abgeschieden wird, umschließt nicht weniger als
45 Prozent der Gesamtfläche der Vereinigten Staaten! Es ist bis zum
pazifischen Summe des äußersten Westens hin lediglich Bergland, für Bergbau
wohl reich begabt, aber selbst für Forst- und Weidewirtschaft wenig geeignet.
Da liegen denn die Goldfelder Kaliforniens, die Silberminen Nevndas, Mon¬
tanas, Leadvilles, die Kupfer- und Bleibergwerke der Rocky Mountmns. Man
hat sie ausgebeutet zunächst mit kolossalen Erfolge. Das Edelmetall lag fast
zu Tage; es war kaum ein ordentlicher Bergbau nötig, es zu gewinnen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/313>, abgerufen am 23.07.2024.