Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.verdecken sucht, laufen auf Täuschung hinaus, und das beliebte Mittel der Rodbertus schließt seinen dritten sozialen Bries mit den Wortein "Nach¬ Die Größe der Anteile, die jeder vom Nationaleinkommen zu beanspruchen In Preußen ist das teilweise schon geschehen, z. B. durch die Verstaat¬ verdecken sucht, laufen auf Täuschung hinaus, und das beliebte Mittel der Rodbertus schließt seinen dritten sozialen Bries mit den Wortein „Nach¬ Die Größe der Anteile, die jeder vom Nationaleinkommen zu beanspruchen In Preußen ist das teilweise schon geschehen, z. B. durch die Verstaat¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208859"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_783" prev="#ID_782"> verdecken sucht, laufen auf Täuschung hinaus, und das beliebte Mittel der<lb/> Anleihe, d. h. der Belastung der Nachkommen, ist umso bedenklicher, als die<lb/> Nachkommen schon ohnedies belastet genug sein werden, da bei ihnen, falls<lb/> wir nicht unsre Vvdeustciche dnrch Kolonisation erweitern, das Mißverhältnis<lb/> zwischen Menschenzahl und Gütermenge noch größer sein wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_784"> Rodbertus schließt seinen dritten sozialen Bries mit den Wortein „Nach¬<lb/> dem ich noch in einem fünften Briefe die Prinzipien des Eigentums erörtert<lb/> haben werde, will ich mich in dem letzten auf solche Vorschlüge beschränken,<lb/> welche, ohne das Grund- nud Kapitaleigeutum zu verletzen, nnr eine gerechtere<lb/> Vergeltung für den ersten und wichtigsten gesellschaftlichen Dienst, sür die<lb/> produktive Arbeit bezwecken, Vorschläge, die mir das grausame Gesetz eiues<lb/> sich selbst überlassenen Verkehrs, das Gesetz, daß der relative Lohn der Arbeit<lb/> in dem Verhältnis sinkt, als sie selbst produktiver wird, in sein Gegenteil um¬<lb/> zukehren beabsichtige»." Wir wissen nicht, ob mit dein versprochenen fünften<lb/> Briefe etwa der gemeint ist, den Adolf Wagner und Kvzak unter dem Titel<lb/> „Das Kapital" als vierten herausgegeben haben, und ob der sechste, der<lb/> praktisch am wertvollsten sein würde, schon erschienen oder überhaupt ge¬<lb/> schrieben worden ist. Einige Andeutungen dessen, was Rodbertus vorzuschlagen<lb/> gedachte, kommen im vierten Briefe vor, und zwei davon wollen wir zum<lb/> Schluß noch hervorheben.</p><lb/> <p xml:id="ID_785"> Die Größe der Anteile, die jeder vom Nationaleinkommen zu beanspruchen<lb/> habe, sagt er Seite 165, sei jetzt nicht bestimmt. „Nur daß der Grundbesitzer<lb/> Pacht, der Kapitalist Zinsen, der Arbeiter Lohn fordern darf, steht rechtlich<lb/> fest, das Wieviel hingegen nicht. Zwar fordern die Anhänger des sich selbst<lb/> überlassenen Verkehrs auch hier gerade aus Nechtsgründen die Nichteinmischung<lb/> des Staates. Sie stellen den Grundsatz ans, jedem müsse der Wert seiner Arbeit<lb/> unbeschränkt einkommen. Allein dieser Grundsatz spricht vielmehr für die Ein¬<lb/> mischung, denn bei Grund- und Kapitaleigeutum wird überhaupt schon vou<lb/> ihm abgewichen, und wenn dabei gar noch die Verteilung sich selbst überlassen<lb/> bleibt, wird er aufs äußerste verletzt. Jedenfalls regelt heute nicht das<lb/> positive Recht, sondern die Gewalt des sich selbst überlassenen Verkehrs die<lb/> Größe der Anteile. Jenes bescheidet sich und überläßt der Nationalökonomie<lb/> das Feld. Ich bitte dies festhalten zu wollen, denn nnr inmitten dieser<lb/> Nechtslücke kann sich ein positives staatswirtschnftliches System erheben, das<lb/> zwar das Grund- und Kapitaleigeutum noch konserviren, aber doch den<lb/> schreiendsten Verletzungen jenes von allen Parteien angerufenen Grundsatzes<lb/> abhelfen will."</p><lb/> <p xml:id="ID_786" next="#ID_787"> In Preußen ist das teilweise schon geschehen, z. B. durch die Verstaat¬<lb/> lichung der Eisenbahnen. Die amerikanischen Eisenbahnkönige sind nach den<lb/> Grundsätzen des sich selbst überlassenen Verkehrs vollkommen im Recht, wenn<lb/> sie die Macht ihre's Kapitals znerst dazu gebraucht haben, alle Bahnen der</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0280]
verdecken sucht, laufen auf Täuschung hinaus, und das beliebte Mittel der
Anleihe, d. h. der Belastung der Nachkommen, ist umso bedenklicher, als die
Nachkommen schon ohnedies belastet genug sein werden, da bei ihnen, falls
wir nicht unsre Vvdeustciche dnrch Kolonisation erweitern, das Mißverhältnis
zwischen Menschenzahl und Gütermenge noch größer sein wird.
Rodbertus schließt seinen dritten sozialen Bries mit den Wortein „Nach¬
dem ich noch in einem fünften Briefe die Prinzipien des Eigentums erörtert
haben werde, will ich mich in dem letzten auf solche Vorschlüge beschränken,
welche, ohne das Grund- nud Kapitaleigeutum zu verletzen, nnr eine gerechtere
Vergeltung für den ersten und wichtigsten gesellschaftlichen Dienst, sür die
produktive Arbeit bezwecken, Vorschläge, die mir das grausame Gesetz eiues
sich selbst überlassenen Verkehrs, das Gesetz, daß der relative Lohn der Arbeit
in dem Verhältnis sinkt, als sie selbst produktiver wird, in sein Gegenteil um¬
zukehren beabsichtige»." Wir wissen nicht, ob mit dein versprochenen fünften
Briefe etwa der gemeint ist, den Adolf Wagner und Kvzak unter dem Titel
„Das Kapital" als vierten herausgegeben haben, und ob der sechste, der
praktisch am wertvollsten sein würde, schon erschienen oder überhaupt ge¬
schrieben worden ist. Einige Andeutungen dessen, was Rodbertus vorzuschlagen
gedachte, kommen im vierten Briefe vor, und zwei davon wollen wir zum
Schluß noch hervorheben.
Die Größe der Anteile, die jeder vom Nationaleinkommen zu beanspruchen
habe, sagt er Seite 165, sei jetzt nicht bestimmt. „Nur daß der Grundbesitzer
Pacht, der Kapitalist Zinsen, der Arbeiter Lohn fordern darf, steht rechtlich
fest, das Wieviel hingegen nicht. Zwar fordern die Anhänger des sich selbst
überlassenen Verkehrs auch hier gerade aus Nechtsgründen die Nichteinmischung
des Staates. Sie stellen den Grundsatz ans, jedem müsse der Wert seiner Arbeit
unbeschränkt einkommen. Allein dieser Grundsatz spricht vielmehr für die Ein¬
mischung, denn bei Grund- und Kapitaleigeutum wird überhaupt schon vou
ihm abgewichen, und wenn dabei gar noch die Verteilung sich selbst überlassen
bleibt, wird er aufs äußerste verletzt. Jedenfalls regelt heute nicht das
positive Recht, sondern die Gewalt des sich selbst überlassenen Verkehrs die
Größe der Anteile. Jenes bescheidet sich und überläßt der Nationalökonomie
das Feld. Ich bitte dies festhalten zu wollen, denn nnr inmitten dieser
Nechtslücke kann sich ein positives staatswirtschnftliches System erheben, das
zwar das Grund- und Kapitaleigeutum noch konserviren, aber doch den
schreiendsten Verletzungen jenes von allen Parteien angerufenen Grundsatzes
abhelfen will."
In Preußen ist das teilweise schon geschehen, z. B. durch die Verstaat¬
lichung der Eisenbahnen. Die amerikanischen Eisenbahnkönige sind nach den
Grundsätzen des sich selbst überlassenen Verkehrs vollkommen im Recht, wenn
sie die Macht ihre's Kapitals znerst dazu gebraucht haben, alle Bahnen der
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