Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Fünf Briefe Schopenhauers
Was sie Griechen und Römern genutzt? Sie sagen es selbst ans: Waffe war sie und Burg ihnen im Kampf mit der Welt.
schmälert ihm uicht seinen Ruhm! Er bleibt auch, wenn ihr ihm landet Daß er vom Dinge an sich schied die erscheinende Welt.
Fünf Briefe Schopenhauers
Was sie Griechen und Römern genutzt? Sie sagen es selbst ans: Waffe war sie und Burg ihnen im Kampf mit der Welt.
schmälert ihm uicht seinen Ruhm! Er bleibt auch, wenn ihr ihm landet Daß er vom Dinge an sich schied die erscheinende Welt.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0509" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208446"/> <fw type="header" place="top"> Fünf Briefe Schopenhauers</fw><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_41" type="poem"> <head> Selbstmvrdspektakel</head> <l> Kaum, daß man einige Seiten in deinen Romanen gelesen,<lb/> Kralle die Büchse, es füllt elend erschossen der Herr.<lb/> Nun ergreift auch die Damen die Freude am Gift und am Dolche,<lb/> Und das Morden es wird in deinem Buch allgemein. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_42" type="poem"> <head> Die Philosophie</head> <l> Frei muß sie sein, und frei muß sie bleiben, sonst kehret<lb/> Zu dem Himmel zurück sie, die dem Himmel entstammt. </l> </lg> </quote> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <l> Was sie Griechen und Römern genutzt? Sie sagen es selbst ans:<lb/> Waffe war sie und Burg ihnen im Kampf mit der Welt.</l><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_43" type="poem"> <head> Theologie und Philosophie</head> <l> Sara die eine, nud Hagar die andre, so hieß es vor Alters:<lb/> Auf dem Gebiete der Frau herrschet schon lange die Mngd.<lb/> Jene soll herrschen, und diese soll dienen, so woll'n sie es heute;<lb/> Aber die göttliche zieht frei in die Wüste hinaus. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_44" type="poem"> <head> Kant</head> <l> „Keinen Hühnerstall konnt er regieren," sprach Hippel im Unmut,<lb/> Aber die Geister regiert hat er und bleibet Regent. </l> </lg> </quote> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <l> schmälert ihm uicht seinen Ruhm! Er bleibt auch, wenn ihr ihm landet<lb/> Daß er vom Dinge an sich schied die erscheinende Welt.</l><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_45" type="poem"> <head> S es clling</head> <l> Was uns dein Nachlaß wird bringen? Die alte und traurige Kunde,<lb/> Daß dn immer gewollt, was du doch nimmer gekonnt. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_46" type="poem"> <head> Hegel</head> <l> Reines Sein und Werden und Nichts und an sich und für sich<lb/> Sind das leere Getön Hegelscher Philosophie.<lb/> Sokrates lächelte, als er es hörte im Reiche der Schatten,<lb/> lind es lachte dazu jener Diogenes laut.<lb/> Nein, beim Hund! so sprach er, der macht uns ja alle zu Schanden<lb/> Und Epittetes, er gab Recht dem lachenden Mann. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_47" type="poem"> <head> Der Reformator der Hegelschen Philosophie</head> <l> Spare nur, Guter, die Mühe, hier ist nichts zu reformiren.<lb/> Wer reformirt denn Wind? Schnell, wie er kam, ist er weg. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_48" type="poem"> <head> Rosenkranz</head> <l> Schlingt sich ein Rosenkranz gar um deine so teuere Weisheit,<lb/> Folg ich recht gern deiuor Spur; Rosen, sie riechen so schön. </l> </lg> </quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0509]
Fünf Briefe Schopenhauers
Selbstmvrdspektakel Kaum, daß man einige Seiten in deinen Romanen gelesen,
Kralle die Büchse, es füllt elend erschossen der Herr.
Nun ergreift auch die Damen die Freude am Gift und am Dolche,
Und das Morden es wird in deinem Buch allgemein.
Die Philosophie Frei muß sie sein, und frei muß sie bleiben, sonst kehret
Zu dem Himmel zurück sie, die dem Himmel entstammt.
Was sie Griechen und Römern genutzt? Sie sagen es selbst ans:
Waffe war sie und Burg ihnen im Kampf mit der Welt.
Theologie und Philosophie Sara die eine, nud Hagar die andre, so hieß es vor Alters:
Auf dem Gebiete der Frau herrschet schon lange die Mngd.
Jene soll herrschen, und diese soll dienen, so woll'n sie es heute;
Aber die göttliche zieht frei in die Wüste hinaus.
Kant „Keinen Hühnerstall konnt er regieren," sprach Hippel im Unmut,
Aber die Geister regiert hat er und bleibet Regent.
schmälert ihm uicht seinen Ruhm! Er bleibt auch, wenn ihr ihm landet
Daß er vom Dinge an sich schied die erscheinende Welt.
S es clling Was uns dein Nachlaß wird bringen? Die alte und traurige Kunde,
Daß dn immer gewollt, was du doch nimmer gekonnt.
Hegel Reines Sein und Werden und Nichts und an sich und für sich
Sind das leere Getön Hegelscher Philosophie.
Sokrates lächelte, als er es hörte im Reiche der Schatten,
lind es lachte dazu jener Diogenes laut.
Nein, beim Hund! so sprach er, der macht uns ja alle zu Schanden
Und Epittetes, er gab Recht dem lachenden Mann.
Der Reformator der Hegelschen Philosophie Spare nur, Guter, die Mühe, hier ist nichts zu reformiren.
Wer reformirt denn Wind? Schnell, wie er kam, ist er weg.
Rosenkranz Schlingt sich ein Rosenkranz gar um deine so teuere Weisheit,
Folg ich recht gern deiuor Spur; Rosen, sie riechen so schön.
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