Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Fünf Briefe Schopenhauers
Wilh dn im Leben gesucht, die Stunde des Todes, sie gab dirs, Glaube und Spekulation, heilig und innig vereint. Ruhig gingst du hinüber ins Land der höheren Klarheit, Wo die Krone des Siegs dich uach dem Kampfe um schmückt.
Kirchentag ihr möcht es nicht sagen, Kirchennacht -- ihr wollt es nicht wage", So sagt nur zur Vermittelung, Er ist die Kircheudämmcrung.
Zu Eisenach, der er in ihrer damaligen Znsamiuensetzung uicht hold war.
Fünf Briefe Schopenhauers
Wilh dn im Leben gesucht, die Stunde des Todes, sie gab dirs, Glaube und Spekulation, heilig und innig vereint. Ruhig gingst du hinüber ins Land der höheren Klarheit, Wo die Krone des Siegs dich uach dem Kampfe um schmückt.
Kirchentag ihr möcht es nicht sagen, Kirchennacht — ihr wollt es nicht wage», So sagt nur zur Vermittelung, Er ist die Kircheudämmcrung.
Zu Eisenach, der er in ihrer damaligen Znsamiuensetzung uicht hold war.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0508" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208445"/> <fw type="header" place="top"> Fünf Briefe Schopenhauers</fw><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_34" type="poem"> <l> Einst noch suchet die Nachwelt das lnntere Gold deiner Schriften,<lb/> Wenn die Zeloten schon längst Nacht der Vergessenheit deckt.</l> </lg> </quote> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <l> Wilh dn im Leben gesucht, die Stunde des Todes, sie gab dirs,<lb/> Glaube und Spekulation, heilig und innig vereint.<lb/> Ruhig gingst du hinüber ins Land der höheren Klarheit,<lb/> Wo die Krone des Siegs dich uach dem Kampfe um schmückt.</l><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_35" type="poem"> <head> Zwiugli</head> <l> O du Freier, du Kühner, wenn du noch lebtest ans Erden,<lb/> Buche die Fledermaus gern in dem verfallenen Turm. Sagtest von Plato, er habe aus göttlicher Quelle getrunken,<lb/> Während die Heiden sie jetzt stürzen in ewige Nacht. Sieh, da entsteigst du von neuem dein fernen Schoße der Zeiten;<lb/> Zeller erbauet für dich heilige Hallen des Ruhms. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_36" type="poem"> <head> Kultus des Genius</head> <l> Mit dein Kultus des Genius machten wir gerne den Anfang,<lb/> Wären mit Genien wir nur etwas besser versehn. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_37" type="poem"> <head> Wunsch</head> <l> Für den Kanzelgebrnuch schreibst du so mancherlei Bücher.<lb/> Ach! erschiene doch eins auch gegen diesen Gebrauch. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_38" type="poem"> <head> Die evangelische Kirchenkonfereuz")</head> <l> An dem Flehe der Wartburg raten gar vielerlei Männer,<lb/> Doch gelangen zur That, dank seis dem Himmel, sie uicht.<lb/> Nur um dein Fühle des Berges bleiben sie ratend beisammen,<lb/> Höher zum Schlosse hinnus drohet ein zürnender Mann. </l> </lg> </quote><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_39" type="poem"> <head> Der Kirchentag</head> <l> Euist wird kommen der Tag, wo der Kirchentag wird zum Tage,<lb/> Wenn in dunkele Nacht sinke» die Herrn an der Spree. </l> </lg> </quote> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <l> Kirchentag ihr möcht es nicht sagen,<lb/> Kirchennacht — ihr wollt es nicht wage»,<lb/> So sagt nur zur Vermittelung,<lb/> Er ist die Kircheudämmcrung.</l><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_40" type="poem"> <head> Die Paulskirche</head> <l> Im Jahre vierzig acht<lb/> Das Parlament hielt die Wacht.<lb/> Im Jahre fünfzig vier<lb/> War der Kirchentag hier.<lb/> lind wär der Apostel bei euch gewesen,<lb/> Er hätt' euch gar ernst die Leviten gelesen. </l> </lg> </quote><lb/> <note xml:id="FID_34" place="foot"> Zu Eisenach, der er in ihrer damaligen Znsamiuensetzung uicht hold war.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0508]
Fünf Briefe Schopenhauers
Einst noch suchet die Nachwelt das lnntere Gold deiner Schriften,
Wenn die Zeloten schon längst Nacht der Vergessenheit deckt.
Wilh dn im Leben gesucht, die Stunde des Todes, sie gab dirs,
Glaube und Spekulation, heilig und innig vereint.
Ruhig gingst du hinüber ins Land der höheren Klarheit,
Wo die Krone des Siegs dich uach dem Kampfe um schmückt.
Zwiugli O du Freier, du Kühner, wenn du noch lebtest ans Erden,
Buche die Fledermaus gern in dem verfallenen Turm. Sagtest von Plato, er habe aus göttlicher Quelle getrunken,
Während die Heiden sie jetzt stürzen in ewige Nacht. Sieh, da entsteigst du von neuem dein fernen Schoße der Zeiten;
Zeller erbauet für dich heilige Hallen des Ruhms.
Kultus des Genius Mit dein Kultus des Genius machten wir gerne den Anfang,
Wären mit Genien wir nur etwas besser versehn.
Wunsch Für den Kanzelgebrnuch schreibst du so mancherlei Bücher.
Ach! erschiene doch eins auch gegen diesen Gebrauch.
Die evangelische Kirchenkonfereuz") An dem Flehe der Wartburg raten gar vielerlei Männer,
Doch gelangen zur That, dank seis dem Himmel, sie uicht.
Nur um dein Fühle des Berges bleiben sie ratend beisammen,
Höher zum Schlosse hinnus drohet ein zürnender Mann.
Der Kirchentag Euist wird kommen der Tag, wo der Kirchentag wird zum Tage,
Wenn in dunkele Nacht sinke» die Herrn an der Spree.
Kirchentag ihr möcht es nicht sagen,
Kirchennacht — ihr wollt es nicht wage»,
So sagt nur zur Vermittelung,
Er ist die Kircheudämmcrung.
Die Paulskirche Im Jahre vierzig acht
Das Parlament hielt die Wacht.
Im Jahre fünfzig vier
War der Kirchentag hier.
lind wär der Apostel bei euch gewesen,
Er hätt' euch gar ernst die Leviten gelesen.
Zu Eisenach, der er in ihrer damaligen Znsamiuensetzung uicht hold war.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |