Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.Irapk natÄUS Nein, aber -- und nnn erzählte Blau die Geschichte von dein Briefe, der Das ist schnurrig! sagte Redsted. Ja, sie kvnunt erst morgen von einer Und der Onkel öffnete, nicht ohne einen gewissen Stolz, eine Thür vou Ihre Pflegetochter spielt? fragte Blau mit einem Blick auf den Flügel. Ja, und wie! Sie kann alles -- warten Sie nur bis morgen, dann Der nächste Tag kam, und Fräulein Edda mit ihm. War Blau erst ge¬ Nach Verlauf einiger Tage waren sie und Blau wie alte Bekannte; er Sie ritten weite Strecken zusammen -- sie sah niedlich zu Pferd aus --, Irapk natÄUS Nein, aber — und nnn erzählte Blau die Geschichte von dein Briefe, der Das ist schnurrig! sagte Redsted. Ja, sie kvnunt erst morgen von einer Und der Onkel öffnete, nicht ohne einen gewissen Stolz, eine Thür vou Ihre Pflegetochter spielt? fragte Blau mit einem Blick auf den Flügel. Ja, und wie! Sie kann alles — warten Sie nur bis morgen, dann Der nächste Tag kam, und Fräulein Edda mit ihm. War Blau erst ge¬ Nach Verlauf einiger Tage waren sie und Blau wie alte Bekannte; er Sie ritten weite Strecken zusammen — sie sah niedlich zu Pferd aus —, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0379" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/208316"/> <fw type="header" place="top"> Irapk natÄUS</fw><lb/> <p xml:id="ID_1122"> Nein, aber — und nnn erzählte Blau die Geschichte von dein Briefe, der<lb/> schuld daran war, daß er herüber gekommen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1123"> Das ist schnurrig! sagte Redsted. Ja, sie kvnunt erst morgen von einer<lb/> Reise zurück. Wollen Sie ihr Zimmer sehen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1124"> Und der Onkel öffnete, nicht ohne einen gewissen Stolz, eine Thür vou<lb/> der Wohnstube aus und ließ Blau in ein Zimmer sehen, über das niemand<lb/> in Zweifel sein konnte, daß es ein Jungfernbauer war. Schlingpflanzen,<lb/> zwischen denen ein paar Vogelnester angebracht waren, bedeckten fast ganz das<lb/> eine Fenster, daneben schlief ein Dompfaff auf einem Stäbchen in seinem ver¬<lb/> goldeten Bauer. Eine Menge Nippsachen bedeckten einen kleinen eleganten<lb/> Schreibtisch, sodaß es fast unmöglich schien, daran zu schreiben, ein großer<lb/> Bücherschrank war fast ganz mit Büchern in Prachteinbänden gefüllt, und ein<lb/> Flügel stand inmitten des Raumes. Bunte Teppiche bedeckten gleich der Por¬<lb/> tiere den Eingang zum Schlafzimmer, eine Ampel im Stil des Empire hing<lb/> von der Decke herab — das Ganze machte im starken Gegensatz zu der übrigen<lb/> gemütlichen, aber einfachen Ausschmückung des Hauses den bestimmten Eindruck<lb/> einer kleinen Welt für sich, wo man gleichsam eine andre Luft atmete und ein<lb/> andres Leben führte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1125"> Ihre Pflegetochter spielt? fragte Blau mit einem Blick auf den Flügel.</p><lb/> <p xml:id="ID_1126"> Ja, und wie! Sie kann alles — warten Sie nur bis morgen, dann<lb/> werden Sie sehen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1127"> Der nächste Tag kam, und Fräulein Edda mit ihm. War Blau erst ge¬<lb/> neigt gewesen, eine gewöhnliche Dorfschöne mit Wirtschaftsinteressen und roten<lb/> Händen zu erwarten, und hatte er später, als er ihr Zimmer gesehen, und<lb/> gehört hatte, daß sie zwei Jahre „zur Ausbildung" in Kopenhagen gewesen<lb/> war, eine Stadtdame mit Nerven, dünnen Armen und höherer Bildung zu<lb/> finden geglaubt, so wurde er in beiden Richtungen angenehm enttäuscht. Wohl<lb/> war sie vollkommen 1g,clMl<z und vortrefflich bewandert in der schönen Litte¬<lb/> ratur, aber wie ihre ganze gesunde, harmonisch entwickelte Erscheinung darauf<lb/> hindeutete, daß sie in freier Luft aufgewachsen war, so war auch ihre Art, zu<lb/> denken und sich auszudrücken, so weit wie möglich von Unnatur und Über-<lb/> feinernug entfernt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1128"> Nach Verlauf einiger Tage waren sie und Blau wie alte Bekannte; er<lb/> hatte ihr sowohl von den alten Blaus, wie von ^raxa ng-iAirs erzählt, und<lb/> sie hatte gelächelt und erklärt, daß sie nicht begreifen könne, wie man einer<lb/> Pflanze so nachjagen könne, die es vielleicht gar nicht gebe; aber in Wirklich¬<lb/> keit hatte sie natürlich, wie jedes andre junge Mädchen, das in jungfräulichen<lb/> Träume» und unbewußter Poesie lebt, sich gerade vou dem Ungewöhnlichen<lb/> und halb Phantastischen in Blaus Suchen angezogen gefühlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1129" next="#ID_1130"> Sie ritten weite Strecken zusammen — sie sah niedlich zu Pferd aus —,<lb/> und abends spielte und sang sie in ihrem Zimmer, ehe die Lampe in der Wohn-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0379]
Irapk natÄUS
Nein, aber — und nnn erzählte Blau die Geschichte von dein Briefe, der
schuld daran war, daß er herüber gekommen war.
Das ist schnurrig! sagte Redsted. Ja, sie kvnunt erst morgen von einer
Reise zurück. Wollen Sie ihr Zimmer sehen?
Und der Onkel öffnete, nicht ohne einen gewissen Stolz, eine Thür vou
der Wohnstube aus und ließ Blau in ein Zimmer sehen, über das niemand
in Zweifel sein konnte, daß es ein Jungfernbauer war. Schlingpflanzen,
zwischen denen ein paar Vogelnester angebracht waren, bedeckten fast ganz das
eine Fenster, daneben schlief ein Dompfaff auf einem Stäbchen in seinem ver¬
goldeten Bauer. Eine Menge Nippsachen bedeckten einen kleinen eleganten
Schreibtisch, sodaß es fast unmöglich schien, daran zu schreiben, ein großer
Bücherschrank war fast ganz mit Büchern in Prachteinbänden gefüllt, und ein
Flügel stand inmitten des Raumes. Bunte Teppiche bedeckten gleich der Por¬
tiere den Eingang zum Schlafzimmer, eine Ampel im Stil des Empire hing
von der Decke herab — das Ganze machte im starken Gegensatz zu der übrigen
gemütlichen, aber einfachen Ausschmückung des Hauses den bestimmten Eindruck
einer kleinen Welt für sich, wo man gleichsam eine andre Luft atmete und ein
andres Leben führte.
Ihre Pflegetochter spielt? fragte Blau mit einem Blick auf den Flügel.
Ja, und wie! Sie kann alles — warten Sie nur bis morgen, dann
werden Sie sehen!
Der nächste Tag kam, und Fräulein Edda mit ihm. War Blau erst ge¬
neigt gewesen, eine gewöhnliche Dorfschöne mit Wirtschaftsinteressen und roten
Händen zu erwarten, und hatte er später, als er ihr Zimmer gesehen, und
gehört hatte, daß sie zwei Jahre „zur Ausbildung" in Kopenhagen gewesen
war, eine Stadtdame mit Nerven, dünnen Armen und höherer Bildung zu
finden geglaubt, so wurde er in beiden Richtungen angenehm enttäuscht. Wohl
war sie vollkommen 1g,clMl<z und vortrefflich bewandert in der schönen Litte¬
ratur, aber wie ihre ganze gesunde, harmonisch entwickelte Erscheinung darauf
hindeutete, daß sie in freier Luft aufgewachsen war, so war auch ihre Art, zu
denken und sich auszudrücken, so weit wie möglich von Unnatur und Über-
feinernug entfernt.
Nach Verlauf einiger Tage waren sie und Blau wie alte Bekannte; er
hatte ihr sowohl von den alten Blaus, wie von ^raxa ng-iAirs erzählt, und
sie hatte gelächelt und erklärt, daß sie nicht begreifen könne, wie man einer
Pflanze so nachjagen könne, die es vielleicht gar nicht gebe; aber in Wirklich¬
keit hatte sie natürlich, wie jedes andre junge Mädchen, das in jungfräulichen
Träume» und unbewußter Poesie lebt, sich gerade vou dem Ungewöhnlichen
und halb Phantastischen in Blaus Suchen angezogen gefühlt.
Sie ritten weite Strecken zusammen — sie sah niedlich zu Pferd aus —,
und abends spielte und sang sie in ihrem Zimmer, ehe die Lampe in der Wohn-
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