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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Litteratur

Herder hat es in den "Blumen eins der griechischen Anthologie gesammelt"
(Buch 2) folgendermaßen übersetzt:


Des gliederlösenden Bacchus, der gliederlösenden Venus
Gliederlösendes Kind -- Podagra nennen sie mich.

Ob Zwischenglieder vorhanden sind, weiß ich nicht. Vielleicht sehen sich Kenner
veranlaßt, sie mitzuteilen."

3. "Niemand weiß, wo mich der Schuh drückt ist ein bekanntes Wort, das
zum Sprichwort geworden ist und sich ans diesem Grunde vielleicht bei Büchmann
nicht findet. ?iber die Sprichwörtersammlungen der Alten kennen es nicht, und es
ist in Wahrheit ein Zitat, das zurückzuführen ist auf eine vom Plutarch in den
"Ehevorschrifteu" (Kap. 18) mitgeteilte Anekdote. Ein Römer wird von seinen
Freunde" zur Rede gestellt, weil er sich vou seinem klugen, reichen und jungen
Weibe getrennt hat. Da zeigt er seinen Schuh und sagt: der ist auch hübsch
anzusehen und neu; aber niemand weiß, wo er mich drückt (roa -^"^ c-ullo;
X"?^XI,05), X"^.VZ Ks?V XAl, X0ttV0;, 0ÜTs^ mZsV, llTwll ^.S !)')>,l^SI,).


F. Uuntze


Litteratur

Diesierweg und die Lehrerbildung, ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Vvlls-
schullehrerstandes. Von Edwin Wille. Berlin, Weidmann, 1890

Seit einer Reihe von Jahren nehmen die pädagogischen Schriften auf unserm
Büchermarkte der Masse nach den ersten Rang ein. Jedes sechste Buch bezieht
sich auf das sehnlicher, die Lehrmethode oder die Jugendlitteratur. Man sollte
meinen, daß auf keinem Gebiete ein frischeres, fruchtbareres geistiges Leben herrsche,
als auf dem der Pädagogik. Und doch wird jeder Unbefangene, der sich mit dieser
Litteratur beschäftigt, sehr bald erkennen, wie viel unfruchtbares Zeug, wie viel
oberflächliches, selbstgefälliges Gewäsch, wie viel wunderliche Wichtigthuerei sich ge¬
rade hier breit macht. Unter all den unzähligen pädagogischen Schriften giebt es
nur wenige, die man nicht zu den Eintagsfliegen rechnen müßte. Zu diesen
wenigen gehört das vorliegende Buch.

Der Verfasser versucht in dieser Schrift, die von der Diestcrwegstiftnug in
Berlin mit dem ersten Preise ausgezeichnet worden ist, unter Hervorhebung von
Diesterwegs Verdiensien die Entwicklung der wissenschaftlichen Ausbildung des
deutschen Vvlksschullehrerstnndes und seiner gesellschaftlichen und staatsbürgerlichen
Stellung darzulegen.

Die Arbeit bietet eine geschickte Zusammenstellung der ans das Thema be¬
züglichen geschichtlichem Thatsachen und weist hin und wieder auch eine tiefer-
gehende Verarbeitung des Stoffes und ein klares, selbständiges Urteil auf. Der
Verfasser hat das reiche Material in sechs Kapiteln geordnet: Der Lehrerstand
ohne besondre Berufsbildung -- Anfänge einer besondern Berufsbildung und
bessern Stellung der Lehrer. Die ersten Seminare; Emporblühen des Lehrer-


Litteratur

Herder hat es in den „Blumen eins der griechischen Anthologie gesammelt"
(Buch 2) folgendermaßen übersetzt:


Des gliederlösenden Bacchus, der gliederlösenden Venus
Gliederlösendes Kind — Podagra nennen sie mich.

Ob Zwischenglieder vorhanden sind, weiß ich nicht. Vielleicht sehen sich Kenner
veranlaßt, sie mitzuteilen."

3. „Niemand weiß, wo mich der Schuh drückt ist ein bekanntes Wort, das
zum Sprichwort geworden ist und sich ans diesem Grunde vielleicht bei Büchmann
nicht findet. ?iber die Sprichwörtersammlungen der Alten kennen es nicht, und es
ist in Wahrheit ein Zitat, das zurückzuführen ist auf eine vom Plutarch in den
„Ehevorschrifteu" (Kap. 18) mitgeteilte Anekdote. Ein Römer wird von seinen
Freunde» zur Rede gestellt, weil er sich vou seinem klugen, reichen und jungen
Weibe getrennt hat. Da zeigt er seinen Schuh und sagt: der ist auch hübsch
anzusehen und neu; aber niemand weiß, wo er mich drückt (roa -^«^ c-ullo;
X«?^XI,05), X«^.VZ Ks?V XAl, X0ttV0;, 0ÜTs^ mZsV, llTwll ^.S !)')>,l^SI,).


F. Uuntze


Litteratur

Diesierweg und die Lehrerbildung, ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Vvlls-
schullehrerstandes. Von Edwin Wille. Berlin, Weidmann, 1890

Seit einer Reihe von Jahren nehmen die pädagogischen Schriften auf unserm
Büchermarkte der Masse nach den ersten Rang ein. Jedes sechste Buch bezieht
sich auf das sehnlicher, die Lehrmethode oder die Jugendlitteratur. Man sollte
meinen, daß auf keinem Gebiete ein frischeres, fruchtbareres geistiges Leben herrsche,
als auf dem der Pädagogik. Und doch wird jeder Unbefangene, der sich mit dieser
Litteratur beschäftigt, sehr bald erkennen, wie viel unfruchtbares Zeug, wie viel
oberflächliches, selbstgefälliges Gewäsch, wie viel wunderliche Wichtigthuerei sich ge¬
rade hier breit macht. Unter all den unzähligen pädagogischen Schriften giebt es
nur wenige, die man nicht zu den Eintagsfliegen rechnen müßte. Zu diesen
wenigen gehört das vorliegende Buch.

Der Verfasser versucht in dieser Schrift, die von der Diestcrwegstiftnug in
Berlin mit dem ersten Preise ausgezeichnet worden ist, unter Hervorhebung von
Diesterwegs Verdiensien die Entwicklung der wissenschaftlichen Ausbildung des
deutschen Vvlksschullehrerstnndes und seiner gesellschaftlichen und staatsbürgerlichen
Stellung darzulegen.

Die Arbeit bietet eine geschickte Zusammenstellung der ans das Thema be¬
züglichen geschichtlichem Thatsachen und weist hin und wieder auch eine tiefer-
gehende Verarbeitung des Stoffes und ein klares, selbständiges Urteil auf. Der
Verfasser hat das reiche Material in sechs Kapiteln geordnet: Der Lehrerstand
ohne besondre Berufsbildung — Anfänge einer besondern Berufsbildung und
bessern Stellung der Lehrer. Die ersten Seminare; Emporblühen des Lehrer-


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[0582] Litteratur Herder hat es in den „Blumen eins der griechischen Anthologie gesammelt" (Buch 2) folgendermaßen übersetzt: Des gliederlösenden Bacchus, der gliederlösenden Venus Gliederlösendes Kind — Podagra nennen sie mich. Ob Zwischenglieder vorhanden sind, weiß ich nicht. Vielleicht sehen sich Kenner veranlaßt, sie mitzuteilen." 3. „Niemand weiß, wo mich der Schuh drückt ist ein bekanntes Wort, das zum Sprichwort geworden ist und sich ans diesem Grunde vielleicht bei Büchmann nicht findet. ?iber die Sprichwörtersammlungen der Alten kennen es nicht, und es ist in Wahrheit ein Zitat, das zurückzuführen ist auf eine vom Plutarch in den „Ehevorschrifteu" (Kap. 18) mitgeteilte Anekdote. Ein Römer wird von seinen Freunde» zur Rede gestellt, weil er sich vou seinem klugen, reichen und jungen Weibe getrennt hat. Da zeigt er seinen Schuh und sagt: der ist auch hübsch anzusehen und neu; aber niemand weiß, wo er mich drückt (roa -^«^ c-ullo; X«?^XI,05), X«^.VZ Ks?V XAl, X0ttV0;, 0ÜTs^ mZsV, llTwll ^.S !)')>,l^SI,). F. Uuntze Litteratur Diesierweg und die Lehrerbildung, ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Vvlls- schullehrerstandes. Von Edwin Wille. Berlin, Weidmann, 1890 Seit einer Reihe von Jahren nehmen die pädagogischen Schriften auf unserm Büchermarkte der Masse nach den ersten Rang ein. Jedes sechste Buch bezieht sich auf das sehnlicher, die Lehrmethode oder die Jugendlitteratur. Man sollte meinen, daß auf keinem Gebiete ein frischeres, fruchtbareres geistiges Leben herrsche, als auf dem der Pädagogik. Und doch wird jeder Unbefangene, der sich mit dieser Litteratur beschäftigt, sehr bald erkennen, wie viel unfruchtbares Zeug, wie viel oberflächliches, selbstgefälliges Gewäsch, wie viel wunderliche Wichtigthuerei sich ge¬ rade hier breit macht. Unter all den unzähligen pädagogischen Schriften giebt es nur wenige, die man nicht zu den Eintagsfliegen rechnen müßte. Zu diesen wenigen gehört das vorliegende Buch. Der Verfasser versucht in dieser Schrift, die von der Diestcrwegstiftnug in Berlin mit dem ersten Preise ausgezeichnet worden ist, unter Hervorhebung von Diesterwegs Verdiensien die Entwicklung der wissenschaftlichen Ausbildung des deutschen Vvlksschullehrerstnndes und seiner gesellschaftlichen und staatsbürgerlichen Stellung darzulegen. Die Arbeit bietet eine geschickte Zusammenstellung der ans das Thema be¬ züglichen geschichtlichem Thatsachen und weist hin und wieder auch eine tiefer- gehende Verarbeitung des Stoffes und ein klares, selbständiges Urteil auf. Der Verfasser hat das reiche Material in sechs Kapiteln geordnet: Der Lehrerstand ohne besondre Berufsbildung — Anfänge einer besondern Berufsbildung und bessern Stellung der Lehrer. Die ersten Seminare; Emporblühen des Lehrer-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/582>, abgerufen am 29.12.2024.