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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Die Kleinkinderschule

anstatt handelte, und sie das achten, nötigenfalls auch ihre Ansicht der Ansicht des
Seminars unterordnen würde. Aber weit gefehlt. Sie wurde nicht müde, alles
und jedes anzuordnen und zu leiten, und brachte mich dadurch in die Lage, ihr in
hundert Fällen entgegenhandeln zu müssen. Ja sie trieb mich schließlich dazu,
sie für eine unverständige, anmaßende Person zu halten und mich ihren endlosen
Quälereien immer mehr zu entziehen. Wunderbar war es, daß ihre Vorwürfe stets
in einem Punkte gipfelten! meiner "Weichlichkeit" gegen die Armen.

Ich ging indes unerschütterlich weiter auf dem betretenen Wege. Um besser
auf die Kleinen einwirken zu können, schien es mir nötig, ihre häuslichen Verhält¬
nisse kennen zu lernen. Manche Nbelstände gelang es mir, trotz aller Ermahnungen,
uicht abzustellen. Der größte Teil der Kinder erfüllte die Forderung, ordentlich
und reinlich zur Schule zu kommen; doch gab es manche und zwar immer dieselben,
die stets irgeud etwas zerfetzt oder unsauber hatten. Diesen galten meine nun¬
mehrigen Entdeckungsreise".

Ich begann damit, das überfüllte Armenhaus aufzusuchen, denn von dort
hemmende eine ziemliche Zahl der kleinen Pfleglinge. Eine Treppe hoch in einem
Knmmercheu wohnte die kleine Hulda mit ihrer Großmutter. Ich fand die alte
Frau im Bett mit großer Atemnot kämpfend. Vor ihr auf dem Deckbette lag ein
Stuck trocknes Brot, eine Tasse Kaffee hielt sie in der zitternden Hand. Das
siiufjährige Kind war ihre einzige Hilfe. Wer sorgt denn für Ihre Pflege? fragte
ich. Sie zeigte auf das Kind. "Die kocht Kaffee, holt alles heran, was wir
brauchen, und das Mittagbrot bekommen wir aus dem Frauenverein. Wen" sonst
was z" thun ist , macht es die Webern nebenan, Fräulein; aber nicht umsonst!
Solange ich einen Pfennig vom Armengelde habe, muß ich ihn mit ihr teilen."
Das Asthma erschwerte ihr das Sprechen. Nach einer Ruhepause fuhr fie fort:
.Zanken Sie nicht, liebes Fräulein, wenn Huldas Anzug nicht immer ganz gut
ist; ich l-aun die Nadel uicht mehr halten, so schwach bin ich, und die Sachen flicken
SU lassen, fehlt es mir an Geld." Ich mußte darauf den einzigen Schrank, der
sich in dem kleinen Raume befand, aufschließen, um mich zu überzeugen, wie sehr
sie auf Ordnung bedacht sei, heute noch, obwohl sie schon lange nicht mehr aus
dem Bette könnte. Da lagen reine, gute Hemden sür sie und Hulda, ihr und
Huldas tadelloser Sonntnqsnnzng, den sie in Acht nehmen müßten; mich Bettwäsche
und Handtücher fehlten nicht. Ich sprach ihr meine Frende ans. versprach, mich
öfter "ach ihr umzusehen, und "ahn mir vor, selbst Hand an Huldas Wvchenzcug
Zu legen. Das war nun eine der Familie", die mir Frau Hahn als Muster der
Verworfenheit hingestellt hatte, laut Auskunft der "Frau Meier." ,

Ich ging die Treppe wieder hinab. Ein Gejohl und Gekreisch scholl mir
aus dem zunächst der Treppe gelegenen Zimmer entgegen, als würde drinnen .rauher
oder Krieg gespielt. Bei meinem Eintreten stoben ein halbes Dutzend Buben nach
allen Richtungen aus einander. Nur einer, der älteste, ein Knabe von elf Zähren
We mir zerrauft und verlegen lächelnd entgegen. Wo ist eure Mutter, ^ungens/
ragte ich. "Waschen," erwiderte prompt der Große. Waren hier nicht mich deine
Brüder? Mir war, als hätte ich Ernst und Moritz gesehen, fragte ich weiter.
Em unterdrücktes Gekicher drang unter dem Bett hervor, und richtig zog ich die
beiden Gewünschten ans Tageslicht. Ernst, die Knöpfe von den H"hin ^r.f en,
stand mit dem herabhängenden Hosenhinterteil wie ein Modell zu einem Bilde von
fletsch da; Moritzens Jacke zeigte zwei lange Fetzen. Seht ihr. das kommt von
euerm Toben! rief ich mit strenger Stimme, während ich innerlich lachte uver me
frischen, übermütigen Jungen, die. eingeschüchtert durch mein hartes Wort. Nymo-


Die Kleinkinderschule

anstatt handelte, und sie das achten, nötigenfalls auch ihre Ansicht der Ansicht des
Seminars unterordnen würde. Aber weit gefehlt. Sie wurde nicht müde, alles
und jedes anzuordnen und zu leiten, und brachte mich dadurch in die Lage, ihr in
hundert Fällen entgegenhandeln zu müssen. Ja sie trieb mich schließlich dazu,
sie für eine unverständige, anmaßende Person zu halten und mich ihren endlosen
Quälereien immer mehr zu entziehen. Wunderbar war es, daß ihre Vorwürfe stets
in einem Punkte gipfelten! meiner „Weichlichkeit" gegen die Armen.

Ich ging indes unerschütterlich weiter auf dem betretenen Wege. Um besser
auf die Kleinen einwirken zu können, schien es mir nötig, ihre häuslichen Verhält¬
nisse kennen zu lernen. Manche Nbelstände gelang es mir, trotz aller Ermahnungen,
uicht abzustellen. Der größte Teil der Kinder erfüllte die Forderung, ordentlich
und reinlich zur Schule zu kommen; doch gab es manche und zwar immer dieselben,
die stets irgeud etwas zerfetzt oder unsauber hatten. Diesen galten meine nun¬
mehrigen Entdeckungsreise».

Ich begann damit, das überfüllte Armenhaus aufzusuchen, denn von dort
hemmende eine ziemliche Zahl der kleinen Pfleglinge. Eine Treppe hoch in einem
Knmmercheu wohnte die kleine Hulda mit ihrer Großmutter. Ich fand die alte
Frau im Bett mit großer Atemnot kämpfend. Vor ihr auf dem Deckbette lag ein
Stuck trocknes Brot, eine Tasse Kaffee hielt sie in der zitternden Hand. Das
siiufjährige Kind war ihre einzige Hilfe. Wer sorgt denn für Ihre Pflege? fragte
ich. Sie zeigte auf das Kind. „Die kocht Kaffee, holt alles heran, was wir
brauchen, und das Mittagbrot bekommen wir aus dem Frauenverein. Wen» sonst
was z» thun ist , macht es die Webern nebenan, Fräulein; aber nicht umsonst!
Solange ich einen Pfennig vom Armengelde habe, muß ich ihn mit ihr teilen."
Das Asthma erschwerte ihr das Sprechen. Nach einer Ruhepause fuhr fie fort:
.Zanken Sie nicht, liebes Fräulein, wenn Huldas Anzug nicht immer ganz gut
ist; ich l-aun die Nadel uicht mehr halten, so schwach bin ich, und die Sachen flicken
SU lassen, fehlt es mir an Geld." Ich mußte darauf den einzigen Schrank, der
sich in dem kleinen Raume befand, aufschließen, um mich zu überzeugen, wie sehr
sie auf Ordnung bedacht sei, heute noch, obwohl sie schon lange nicht mehr aus
dem Bette könnte. Da lagen reine, gute Hemden sür sie und Hulda, ihr und
Huldas tadelloser Sonntnqsnnzng, den sie in Acht nehmen müßten; mich Bettwäsche
und Handtücher fehlten nicht. Ich sprach ihr meine Frende ans. versprach, mich
öfter »ach ihr umzusehen, und »ahn mir vor, selbst Hand an Huldas Wvchenzcug
Zu legen. Das war nun eine der Familie», die mir Frau Hahn als Muster der
Verworfenheit hingestellt hatte, laut Auskunft der „Frau Meier." ,

Ich ging die Treppe wieder hinab. Ein Gejohl und Gekreisch scholl mir
aus dem zunächst der Treppe gelegenen Zimmer entgegen, als würde drinnen .rauher
oder Krieg gespielt. Bei meinem Eintreten stoben ein halbes Dutzend Buben nach
allen Richtungen aus einander. Nur einer, der älteste, ein Knabe von elf Zähren
We mir zerrauft und verlegen lächelnd entgegen. Wo ist eure Mutter, ^ungens/
ragte ich. „Waschen," erwiderte prompt der Große. Waren hier nicht mich deine
Brüder? Mir war, als hätte ich Ernst und Moritz gesehen, fragte ich weiter.
Em unterdrücktes Gekicher drang unter dem Bett hervor, und richtig zog ich die
beiden Gewünschten ans Tageslicht. Ernst, die Knöpfe von den H"hin ^r.f en,
stand mit dem herabhängenden Hosenhinterteil wie ein Modell zu einem Bilde von
fletsch da; Moritzens Jacke zeigte zwei lange Fetzen. Seht ihr. das kommt von
euerm Toben! rief ich mit strenger Stimme, während ich innerlich lachte uver me
frischen, übermütigen Jungen, die. eingeschüchtert durch mein hartes Wort. Nymo-


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[0483] Die Kleinkinderschule anstatt handelte, und sie das achten, nötigenfalls auch ihre Ansicht der Ansicht des Seminars unterordnen würde. Aber weit gefehlt. Sie wurde nicht müde, alles und jedes anzuordnen und zu leiten, und brachte mich dadurch in die Lage, ihr in hundert Fällen entgegenhandeln zu müssen. Ja sie trieb mich schließlich dazu, sie für eine unverständige, anmaßende Person zu halten und mich ihren endlosen Quälereien immer mehr zu entziehen. Wunderbar war es, daß ihre Vorwürfe stets in einem Punkte gipfelten! meiner „Weichlichkeit" gegen die Armen. Ich ging indes unerschütterlich weiter auf dem betretenen Wege. Um besser auf die Kleinen einwirken zu können, schien es mir nötig, ihre häuslichen Verhält¬ nisse kennen zu lernen. Manche Nbelstände gelang es mir, trotz aller Ermahnungen, uicht abzustellen. Der größte Teil der Kinder erfüllte die Forderung, ordentlich und reinlich zur Schule zu kommen; doch gab es manche und zwar immer dieselben, die stets irgeud etwas zerfetzt oder unsauber hatten. Diesen galten meine nun¬ mehrigen Entdeckungsreise». Ich begann damit, das überfüllte Armenhaus aufzusuchen, denn von dort hemmende eine ziemliche Zahl der kleinen Pfleglinge. Eine Treppe hoch in einem Knmmercheu wohnte die kleine Hulda mit ihrer Großmutter. Ich fand die alte Frau im Bett mit großer Atemnot kämpfend. Vor ihr auf dem Deckbette lag ein Stuck trocknes Brot, eine Tasse Kaffee hielt sie in der zitternden Hand. Das siiufjährige Kind war ihre einzige Hilfe. Wer sorgt denn für Ihre Pflege? fragte ich. Sie zeigte auf das Kind. „Die kocht Kaffee, holt alles heran, was wir brauchen, und das Mittagbrot bekommen wir aus dem Frauenverein. Wen» sonst was z» thun ist , macht es die Webern nebenan, Fräulein; aber nicht umsonst! Solange ich einen Pfennig vom Armengelde habe, muß ich ihn mit ihr teilen." Das Asthma erschwerte ihr das Sprechen. Nach einer Ruhepause fuhr fie fort: .Zanken Sie nicht, liebes Fräulein, wenn Huldas Anzug nicht immer ganz gut ist; ich l-aun die Nadel uicht mehr halten, so schwach bin ich, und die Sachen flicken SU lassen, fehlt es mir an Geld." Ich mußte darauf den einzigen Schrank, der sich in dem kleinen Raume befand, aufschließen, um mich zu überzeugen, wie sehr sie auf Ordnung bedacht sei, heute noch, obwohl sie schon lange nicht mehr aus dem Bette könnte. Da lagen reine, gute Hemden sür sie und Hulda, ihr und Huldas tadelloser Sonntnqsnnzng, den sie in Acht nehmen müßten; mich Bettwäsche und Handtücher fehlten nicht. Ich sprach ihr meine Frende ans. versprach, mich öfter »ach ihr umzusehen, und »ahn mir vor, selbst Hand an Huldas Wvchenzcug Zu legen. Das war nun eine der Familie», die mir Frau Hahn als Muster der Verworfenheit hingestellt hatte, laut Auskunft der „Frau Meier." , Ich ging die Treppe wieder hinab. Ein Gejohl und Gekreisch scholl mir aus dem zunächst der Treppe gelegenen Zimmer entgegen, als würde drinnen .rauher oder Krieg gespielt. Bei meinem Eintreten stoben ein halbes Dutzend Buben nach allen Richtungen aus einander. Nur einer, der älteste, ein Knabe von elf Zähren We mir zerrauft und verlegen lächelnd entgegen. Wo ist eure Mutter, ^ungens/ ragte ich. „Waschen," erwiderte prompt der Große. Waren hier nicht mich deine Brüder? Mir war, als hätte ich Ernst und Moritz gesehen, fragte ich weiter. Em unterdrücktes Gekicher drang unter dem Bett hervor, und richtig zog ich die beiden Gewünschten ans Tageslicht. Ernst, die Knöpfe von den H"hin ^r.f en, stand mit dem herabhängenden Hosenhinterteil wie ein Modell zu einem Bilde von fletsch da; Moritzens Jacke zeigte zwei lange Fetzen. Seht ihr. das kommt von euerm Toben! rief ich mit strenger Stimme, während ich innerlich lachte uver me frischen, übermütigen Jungen, die. eingeschüchtert durch mein hartes Wort. Nymo-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/483>, abgerufen am 22.07.2024.