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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Diese aber müßten namentlich zur Einrichtung einer Geschäftsstelle des Vereins
dienen. Der Geschäftsführer müßte ein gebildeter und menschenfreundlicher Mann
sein, denn er hätte das Einsammeln der Mietgelder zu bewirken oder zu über¬
wachen. Helfende Hände, vielleicht auch die menschenfreundlicher Frauen als frei¬
williger Helferinnen, könnten ihm zur Seite sein.

Auf diesem Wege könnten Tausende von kleinen Familienwohnungen geschaffen,
gewahrt und geschützt werden. Es wäre eine Form, die ohne Grenzen und den
größten Aufgaben gewachsen wäre, und die Assozicitionsform böte zugleich die Mög¬
lichkeit, dem Unternehmen Stetigkeit und feste Ordnung zu verleihen, denn wenn dem
Geschäftsführer ein Ausschuß von Vereinsgenossen zur Seite träte, so könnte dieser
den Geschäftsgang überwachen, die erforderlichen Verwaltungsbeschlüsse fassen, die
gesundheitliche Beschaffenheit aller Wohnungen lontrvliren und den Verkehr mit den
Polizei-, Steuer- und Versichernugsbehörden besorgen. Das Unternehmen böte
also den Hausbesitzern nicht bloß Sicherheit, sondern auch Bequemlichkeit, und wenn
die Häuser in andre Hände übergingen, würde es den neuen Erwerbern nnr eine
Wohlthat sein, ohne Umstände an den Vorteilen der Vereinsgenossenschaft teilnehmen
zu können.

In Dresden kann man lange Straßen sehen, in denen Haus für Haus Man¬
sardenwohnungen sich befinden, vielleicht hundert in einer Straße. Was da von
den einzelnen Hausbesitzern für gewinnbringend, erkannt ist, sollte das nicht in ge¬
steigertem Grade durch Assoziation gelingen? Mansardenwohnungen können freund¬
lich und wohnlich sein und so eingerichtet werden, daß sie nicht allzusehr der
Sommerhitze ausgesetzt siud. Sie find hell und luftig, und sie geben ihren In¬
sassen gleichsam eine thatsächliche Anweisung auf die freundnachbarliche Teilnahme
der übrigen Hausbewohner für einzelne Fälle der Not, wo es sich oft nicht bloß um
materielle Unterstützung, sondern um gemütlichen Zuspruch und sachkundigen Rat
handelt. Ein so begünstigtes Beieinanderwohnen von Bemittelten und Unbemittelten
würde in aller Stille die Kluft überbrücken, die sich so leicht zwischen den beiden
großen Gesellschaftskreisen aufthut, und würde sicherlich zur Milderung der heutigen
Reizbarkeit der untern Stände beitragen.


Beamtengehalte.

Im Reiche, in Preußen und in Sachsen, vielleicht auch
in andern Ländern, ist jetzt viel von Erhöhung der Bcamtengehnlte die Rede. Es
wäre ein großer Fortschritt, wenn bei der Änderung der Gehalte gleichzeitig fest¬
gesetzt würde, daß in Zukunft das Aufrücken in höhere Gehaltsklassen (nur meinen
nicht das Aufrücken in höhere Stellen, für die eine besondre Befähigung vorhanden
sein muß) in ganz bestimmter Reihenfolge stattzufinden hat, wie es für die Richter
vorgeschrieben ist. Wie viel unnötige Aufregung wird verursacht, wenn die Ver¬
teilung der Gehalte nicht an ein festes Prinzip gebunden ist und der einzelne
Empfänger nicht weiß, ob sein Gehalt seinem Dienstalter entspricht oder eine Zurück¬
setzung gegen andre stattgefunden hat!


Vom Wetter.

Herr Guido Lamprecht in Bautzen, dessen neue Wettertheorie
vor kurzem in den Grenzboten stark angezweifelt worden ist, hat sich dadurch nicht
abschrecken lassen, uns folgende Voraussage über das Wetter der nächsten Woche"
zuzuschicken^ "Nach den von mir bestimmten Ringpcrivden, deren Länge zwischen
zehn und dreißig Tagen beträgt, haben wir wieder stärkere Wettervorgänge zu er¬
warten den 22., 23. und 29. Mai, den 3., 4., 11., 26. und 29. Juni und den
2" 3., 7., 13., 22., 20., 27., 29. und 30. Juli. Die Mondperiode (chaldäische


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Diese aber müßten namentlich zur Einrichtung einer Geschäftsstelle des Vereins
dienen. Der Geschäftsführer müßte ein gebildeter und menschenfreundlicher Mann
sein, denn er hätte das Einsammeln der Mietgelder zu bewirken oder zu über¬
wachen. Helfende Hände, vielleicht auch die menschenfreundlicher Frauen als frei¬
williger Helferinnen, könnten ihm zur Seite sein.

Auf diesem Wege könnten Tausende von kleinen Familienwohnungen geschaffen,
gewahrt und geschützt werden. Es wäre eine Form, die ohne Grenzen und den
größten Aufgaben gewachsen wäre, und die Assozicitionsform böte zugleich die Mög¬
lichkeit, dem Unternehmen Stetigkeit und feste Ordnung zu verleihen, denn wenn dem
Geschäftsführer ein Ausschuß von Vereinsgenossen zur Seite träte, so könnte dieser
den Geschäftsgang überwachen, die erforderlichen Verwaltungsbeschlüsse fassen, die
gesundheitliche Beschaffenheit aller Wohnungen lontrvliren und den Verkehr mit den
Polizei-, Steuer- und Versichernugsbehörden besorgen. Das Unternehmen böte
also den Hausbesitzern nicht bloß Sicherheit, sondern auch Bequemlichkeit, und wenn
die Häuser in andre Hände übergingen, würde es den neuen Erwerbern nnr eine
Wohlthat sein, ohne Umstände an den Vorteilen der Vereinsgenossenschaft teilnehmen
zu können.

In Dresden kann man lange Straßen sehen, in denen Haus für Haus Man¬
sardenwohnungen sich befinden, vielleicht hundert in einer Straße. Was da von
den einzelnen Hausbesitzern für gewinnbringend, erkannt ist, sollte das nicht in ge¬
steigertem Grade durch Assoziation gelingen? Mansardenwohnungen können freund¬
lich und wohnlich sein und so eingerichtet werden, daß sie nicht allzusehr der
Sommerhitze ausgesetzt siud. Sie find hell und luftig, und sie geben ihren In¬
sassen gleichsam eine thatsächliche Anweisung auf die freundnachbarliche Teilnahme
der übrigen Hausbewohner für einzelne Fälle der Not, wo es sich oft nicht bloß um
materielle Unterstützung, sondern um gemütlichen Zuspruch und sachkundigen Rat
handelt. Ein so begünstigtes Beieinanderwohnen von Bemittelten und Unbemittelten
würde in aller Stille die Kluft überbrücken, die sich so leicht zwischen den beiden
großen Gesellschaftskreisen aufthut, und würde sicherlich zur Milderung der heutigen
Reizbarkeit der untern Stände beitragen.


Beamtengehalte.

Im Reiche, in Preußen und in Sachsen, vielleicht auch
in andern Ländern, ist jetzt viel von Erhöhung der Bcamtengehnlte die Rede. Es
wäre ein großer Fortschritt, wenn bei der Änderung der Gehalte gleichzeitig fest¬
gesetzt würde, daß in Zukunft das Aufrücken in höhere Gehaltsklassen (nur meinen
nicht das Aufrücken in höhere Stellen, für die eine besondre Befähigung vorhanden
sein muß) in ganz bestimmter Reihenfolge stattzufinden hat, wie es für die Richter
vorgeschrieben ist. Wie viel unnötige Aufregung wird verursacht, wenn die Ver¬
teilung der Gehalte nicht an ein festes Prinzip gebunden ist und der einzelne
Empfänger nicht weiß, ob sein Gehalt seinem Dienstalter entspricht oder eine Zurück¬
setzung gegen andre stattgefunden hat!


Vom Wetter.

Herr Guido Lamprecht in Bautzen, dessen neue Wettertheorie
vor kurzem in den Grenzboten stark angezweifelt worden ist, hat sich dadurch nicht
abschrecken lassen, uns folgende Voraussage über das Wetter der nächsten Woche»
zuzuschicken^ „Nach den von mir bestimmten Ringpcrivden, deren Länge zwischen
zehn und dreißig Tagen beträgt, haben wir wieder stärkere Wettervorgänge zu er¬
warten den 22., 23. und 29. Mai, den 3., 4., 11., 26. und 29. Juni und den
2„ 3., 7., 13., 22., 20., 27., 29. und 30. Juli. Die Mondperiode (chaldäische


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[0388] Maßgebliches und Unmaßgebliches Diese aber müßten namentlich zur Einrichtung einer Geschäftsstelle des Vereins dienen. Der Geschäftsführer müßte ein gebildeter und menschenfreundlicher Mann sein, denn er hätte das Einsammeln der Mietgelder zu bewirken oder zu über¬ wachen. Helfende Hände, vielleicht auch die menschenfreundlicher Frauen als frei¬ williger Helferinnen, könnten ihm zur Seite sein. Auf diesem Wege könnten Tausende von kleinen Familienwohnungen geschaffen, gewahrt und geschützt werden. Es wäre eine Form, die ohne Grenzen und den größten Aufgaben gewachsen wäre, und die Assozicitionsform böte zugleich die Mög¬ lichkeit, dem Unternehmen Stetigkeit und feste Ordnung zu verleihen, denn wenn dem Geschäftsführer ein Ausschuß von Vereinsgenossen zur Seite träte, so könnte dieser den Geschäftsgang überwachen, die erforderlichen Verwaltungsbeschlüsse fassen, die gesundheitliche Beschaffenheit aller Wohnungen lontrvliren und den Verkehr mit den Polizei-, Steuer- und Versichernugsbehörden besorgen. Das Unternehmen böte also den Hausbesitzern nicht bloß Sicherheit, sondern auch Bequemlichkeit, und wenn die Häuser in andre Hände übergingen, würde es den neuen Erwerbern nnr eine Wohlthat sein, ohne Umstände an den Vorteilen der Vereinsgenossenschaft teilnehmen zu können. In Dresden kann man lange Straßen sehen, in denen Haus für Haus Man¬ sardenwohnungen sich befinden, vielleicht hundert in einer Straße. Was da von den einzelnen Hausbesitzern für gewinnbringend, erkannt ist, sollte das nicht in ge¬ steigertem Grade durch Assoziation gelingen? Mansardenwohnungen können freund¬ lich und wohnlich sein und so eingerichtet werden, daß sie nicht allzusehr der Sommerhitze ausgesetzt siud. Sie find hell und luftig, und sie geben ihren In¬ sassen gleichsam eine thatsächliche Anweisung auf die freundnachbarliche Teilnahme der übrigen Hausbewohner für einzelne Fälle der Not, wo es sich oft nicht bloß um materielle Unterstützung, sondern um gemütlichen Zuspruch und sachkundigen Rat handelt. Ein so begünstigtes Beieinanderwohnen von Bemittelten und Unbemittelten würde in aller Stille die Kluft überbrücken, die sich so leicht zwischen den beiden großen Gesellschaftskreisen aufthut, und würde sicherlich zur Milderung der heutigen Reizbarkeit der untern Stände beitragen. Beamtengehalte. Im Reiche, in Preußen und in Sachsen, vielleicht auch in andern Ländern, ist jetzt viel von Erhöhung der Bcamtengehnlte die Rede. Es wäre ein großer Fortschritt, wenn bei der Änderung der Gehalte gleichzeitig fest¬ gesetzt würde, daß in Zukunft das Aufrücken in höhere Gehaltsklassen (nur meinen nicht das Aufrücken in höhere Stellen, für die eine besondre Befähigung vorhanden sein muß) in ganz bestimmter Reihenfolge stattzufinden hat, wie es für die Richter vorgeschrieben ist. Wie viel unnötige Aufregung wird verursacht, wenn die Ver¬ teilung der Gehalte nicht an ein festes Prinzip gebunden ist und der einzelne Empfänger nicht weiß, ob sein Gehalt seinem Dienstalter entspricht oder eine Zurück¬ setzung gegen andre stattgefunden hat! Vom Wetter. Herr Guido Lamprecht in Bautzen, dessen neue Wettertheorie vor kurzem in den Grenzboten stark angezweifelt worden ist, hat sich dadurch nicht abschrecken lassen, uns folgende Voraussage über das Wetter der nächsten Woche» zuzuschicken^ „Nach den von mir bestimmten Ringpcrivden, deren Länge zwischen zehn und dreißig Tagen beträgt, haben wir wieder stärkere Wettervorgänge zu er¬ warten den 22., 23. und 29. Mai, den 3., 4., 11., 26. und 29. Juni und den 2„ 3., 7., 13., 22., 20., 27., 29. und 30. Juli. Die Mondperiode (chaldäische

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/388>, abgerufen am 27.12.2024.