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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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Lessings Amtsgenosse in Wolfenbüttel
Von G, v. ^eineinanx (Schluß)

nim tiefer" Einblick in Cladius Charakter gewinnt man, wenn
man die auf seine Privatverhältnisse bezüglichen Papiere zur
Hand nimmt, die sich in ziemlich großer Zahl erhalten haben.
Einen Hauptbestandteil bilden seine massenhaften, man kann wohl
"sagen Rettelbriefe, sowie seine zahlreichen Beschwerden über er-
uttene Unbill, die er an den Herzog Karl gerichtet hat. Denn der Fluch'Mich Lebens waren die Schulden und die daraus sich ergebende völlige Zer¬
rüttung seiner amtlichen und privaten Verhältnisse. Wie er dazu gekommen
ist nicht recht ersichtlich. Er war -- abgesehen von den andern schon
^wähnten Einnahmen -- mit einem jährlichen Gehalt von !j00 Thalern an-
^stellt worden, der sich nach einiger Zeit bis auf 500 Thaler erhöhte, sodaß
^ "ur 100 Thaler weniger bezog, als der Anfangsgehalt Lessings betrug.
dem damaligen niedrigen Preise der Nahrungsmittel und der übrigen
""tweudigeu Lebensbedürfnisse hätte er damit recht wohl auskommen können,
^ "se als er sich -- das Jahr habe ich nicht ermitteln können -- mit der Tochter
Pastors Conerus zu Zellerfeld verheiratete, da die Ehe ohne Kinder blieb
?eine Frau ihm zwar kein großes Vermögen zubrachte, aber von Hans
^us doch nicht ganz unbemittelt war. Aber bald geriet er in Geldverlegen-
^ten, deren erste Anfänge bis in das Jahr 1761 zurückreichen. Sei es, daß
^ne F^, "j^t zu wirtschaften verstand oder daß er selbst eine etwas ver-
Ivenderische Ader hatte -- man wird geneigt sein, das letztere anzunehmen,
^Ul mau erfährt, daß er für eine" Zeitraum, wo er dem Fleischer 72 Thaler
mutete, bei dem Hofkellermeister eine Rechnung von 115 Thalern für Frauz-
M bezahlen hatte --, genug, er steckte 1768, also zwei Jahre vor Lessings
^ersiedeluug nach Wolsenbüttel, bereits so tief in Geldnöten, daß er unter
7-Juli deu Herzog "um gnädigste Hilfe zu gänzlicher Tilgung seiner ihn
"ist Schulden anzuflehen sich erdreisten mußte, da seine (Äsclitors"
' Acacht auf ihn eindrängen und ihm mehrere KxLLutionW den gänzlichen
stttrz drohten." Zugleich setzte er in einem sehr ausführliche" Schreiben


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Lessings Amtsgenosse in Wolfenbüttel
Von G, v. ^eineinanx (Schluß)

nim tiefer» Einblick in Cladius Charakter gewinnt man, wenn
man die auf seine Privatverhältnisse bezüglichen Papiere zur
Hand nimmt, die sich in ziemlich großer Zahl erhalten haben.
Einen Hauptbestandteil bilden seine massenhaften, man kann wohl
„sagen Rettelbriefe, sowie seine zahlreichen Beschwerden über er-
uttene Unbill, die er an den Herzog Karl gerichtet hat. Denn der Fluch'Mich Lebens waren die Schulden und die daraus sich ergebende völlige Zer¬
rüttung seiner amtlichen und privaten Verhältnisse. Wie er dazu gekommen
ist nicht recht ersichtlich. Er war — abgesehen von den andern schon
^wähnten Einnahmen — mit einem jährlichen Gehalt von !j00 Thalern an-
^stellt worden, der sich nach einiger Zeit bis auf 500 Thaler erhöhte, sodaß
^ »ur 100 Thaler weniger bezog, als der Anfangsgehalt Lessings betrug.
dem damaligen niedrigen Preise der Nahrungsmittel und der übrigen
""tweudigeu Lebensbedürfnisse hätte er damit recht wohl auskommen können,
^ "se als er sich — das Jahr habe ich nicht ermitteln können — mit der Tochter
Pastors Conerus zu Zellerfeld verheiratete, da die Ehe ohne Kinder blieb
?eine Frau ihm zwar kein großes Vermögen zubrachte, aber von Hans
^us doch nicht ganz unbemittelt war. Aber bald geriet er in Geldverlegen-
^ten, deren erste Anfänge bis in das Jahr 1761 zurückreichen. Sei es, daß
^ne F^, „j^t zu wirtschaften verstand oder daß er selbst eine etwas ver-
Ivenderische Ader hatte — man wird geneigt sein, das letztere anzunehmen,
^Ul mau erfährt, daß er für eine» Zeitraum, wo er dem Fleischer 72 Thaler
mutete, bei dem Hofkellermeister eine Rechnung von 115 Thalern für Frauz-
M bezahlen hatte —, genug, er steckte 1768, also zwei Jahre vor Lessings
^ersiedeluug nach Wolsenbüttel, bereits so tief in Geldnöten, daß er unter
7-Juli deu Herzog „um gnädigste Hilfe zu gänzlicher Tilgung seiner ihn
»ist Schulden anzuflehen sich erdreisten mußte, da seine (Äsclitors»
' Acacht auf ihn eindrängen und ihm mehrere KxLLutionW den gänzlichen
stttrz drohten." Zugleich setzte er in einem sehr ausführliche» Schreiben


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[0265] [Abbildung] Lessings Amtsgenosse in Wolfenbüttel Von G, v. ^eineinanx (Schluß) nim tiefer» Einblick in Cladius Charakter gewinnt man, wenn man die auf seine Privatverhältnisse bezüglichen Papiere zur Hand nimmt, die sich in ziemlich großer Zahl erhalten haben. Einen Hauptbestandteil bilden seine massenhaften, man kann wohl „sagen Rettelbriefe, sowie seine zahlreichen Beschwerden über er- uttene Unbill, die er an den Herzog Karl gerichtet hat. Denn der Fluch'Mich Lebens waren die Schulden und die daraus sich ergebende völlige Zer¬ rüttung seiner amtlichen und privaten Verhältnisse. Wie er dazu gekommen ist nicht recht ersichtlich. Er war — abgesehen von den andern schon ^wähnten Einnahmen — mit einem jährlichen Gehalt von !j00 Thalern an- ^stellt worden, der sich nach einiger Zeit bis auf 500 Thaler erhöhte, sodaß ^ »ur 100 Thaler weniger bezog, als der Anfangsgehalt Lessings betrug. dem damaligen niedrigen Preise der Nahrungsmittel und der übrigen ""tweudigeu Lebensbedürfnisse hätte er damit recht wohl auskommen können, ^ "se als er sich — das Jahr habe ich nicht ermitteln können — mit der Tochter Pastors Conerus zu Zellerfeld verheiratete, da die Ehe ohne Kinder blieb ?eine Frau ihm zwar kein großes Vermögen zubrachte, aber von Hans ^us doch nicht ganz unbemittelt war. Aber bald geriet er in Geldverlegen- ^ten, deren erste Anfänge bis in das Jahr 1761 zurückreichen. Sei es, daß ^ne F^, „j^t zu wirtschaften verstand oder daß er selbst eine etwas ver- Ivenderische Ader hatte — man wird geneigt sein, das letztere anzunehmen, ^Ul mau erfährt, daß er für eine» Zeitraum, wo er dem Fleischer 72 Thaler mutete, bei dem Hofkellermeister eine Rechnung von 115 Thalern für Frauz- M bezahlen hatte —, genug, er steckte 1768, also zwei Jahre vor Lessings ^ersiedeluug nach Wolsenbüttel, bereits so tief in Geldnöten, daß er unter 7-Juli deu Herzog „um gnädigste Hilfe zu gänzlicher Tilgung seiner ihn »ist Schulden anzuflehen sich erdreisten mußte, da seine (Äsclitors» ' Acacht auf ihn eindrängen und ihm mehrere KxLLutionW den gänzlichen stttrz drohten." Zugleich setzte er in einem sehr ausführliche» Schreiben ^nzbvton II 1»W ?!j

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/265>, abgerufen am 27.12.2024.