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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr.

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worden, unter der Bevölkerung der Vereinigten Staaten nützliche Erkundigungen
über Verhältnisse, die mit der Arbeit in dem allgemeinsten und umfassendsten
Sinne dieses Wortes in Zusammenhang stehen, einzuziehen und zu verbreiten.
Insbesondre soll es seine Aufmerksamkeit den Beziehungen der Arbeit zum
Kapital, der Arbeitszeit, dem Verdienst der männlichen und weiblichen Arbeiter
und den Mitteln zur Förderung der materiellen, sozialen, geistigen und sitt¬
lichen Wohlfahrt der arbeitenden Klassen zuwenden. Der gegenwärtige Vorstand
dieses Departements ist der bewährte frühere Chef des Arbeitsamts von
Massachusetts, Oberst Caroll D. Wright, dem wir bereits eine ansprechende
Schilderung der Organisation der arbeitsstntistischen Ämter Amerikas verdanken.
Der Etat des Arbeitsdepartements ist sehr beträchtlich. Für das Jahr 1"Ul>
waren nicht weniger als 154040 Dollars, etwa 647000 Mark, angesetzt.
Davon waren 19202 Dollars für den Druck der Berichte und 84050 Dollars als
Gehalt für vierundsechzig Personen, die im Departement angestellt sind, bestimmt.

Mit den einzelstantlichen Ämtern ist leider noch kein rechter Zusammen¬
hang hergestellt. Jedes Bureau geht seinen eignen Weg und läßt das Depar¬
tement deu seinigen gehen. Offenbar ist aber dieses Verhältnis zu bedauern,
weil es dadurch unmöglich wird, die Arbeiten der verschiednen Bureaus zur
zusnmmenfasseudeu Darstellung einer bestimmten Erscheinung im ganzen Bundes¬
staate zu verwerten. Es wäre zweckmäßiger, wenn das Departement in Ver¬
bindung mit den Ämtern einen einheitlichen Plan aufstellte, wonach alle ge¬
meinsam thätig wären.

In wesentlich andrer Weise hat man den Gedanken der Arbeitsämter in
der Schweiz ausgeführt. Dort hat man nämlich die Errichtung einer der¬
artigen Anstalt den nächsten Interessenten, den Arbeitern, überlassen und es
nur durch Zusicherung einer materiellen Unterstützung Vonseiten der Regierung
gefördert. Die Arbeiter waren es, die auf dem allgemeinen Arbeitertage in
Zürich 1883 den Wunsch aussprachen, in Bern ein eidgenössisches Vüreau sür
Arbeitsstatistik nach amerikanischem Muster begründet zu sehen. Doch erst drei
Jahre später kam die Frage im Nationalrat und Ständerat zur Verhandlung,
fand aber Billigung, sodaß bald darauf im Bnndesrat beschlossen werden konnte,
einen Beitrag zur Besoldung eines ständigen Arbeitersekretärs auszuwerfen,
dem die Herstellung der Arbeitsstatistik anvertraut werden könnte. Mit seiner
Anstellung wollte mau nichts zu thun haben, sondern überließ seine Wahl
den beteiligten Arbeiterverbänden.

So kam denn am Ostersonntage 1887 eine Versammlung in Arrau zu
stände, auf der 22 Zentralverbände und 120 größere oder kleinere Lvkalvereine,
Gewerkschaften, Krankenkassen u. s. w. durch t57 stimmberechtigte und 37 Ab¬
geordnete mit beratender Stimme vertreten waren. Hier gründete man den
neuen Arbeiterbund, der alle Arbeitervereine ohne Unterschied der politischen
oder religiösen Richtung zur gemeinsamen Vertretung der wirtschaftlichen


worden, unter der Bevölkerung der Vereinigten Staaten nützliche Erkundigungen
über Verhältnisse, die mit der Arbeit in dem allgemeinsten und umfassendsten
Sinne dieses Wortes in Zusammenhang stehen, einzuziehen und zu verbreiten.
Insbesondre soll es seine Aufmerksamkeit den Beziehungen der Arbeit zum
Kapital, der Arbeitszeit, dem Verdienst der männlichen und weiblichen Arbeiter
und den Mitteln zur Förderung der materiellen, sozialen, geistigen und sitt¬
lichen Wohlfahrt der arbeitenden Klassen zuwenden. Der gegenwärtige Vorstand
dieses Departements ist der bewährte frühere Chef des Arbeitsamts von
Massachusetts, Oberst Caroll D. Wright, dem wir bereits eine ansprechende
Schilderung der Organisation der arbeitsstntistischen Ämter Amerikas verdanken.
Der Etat des Arbeitsdepartements ist sehr beträchtlich. Für das Jahr 1«Ul>
waren nicht weniger als 154040 Dollars, etwa 647000 Mark, angesetzt.
Davon waren 19202 Dollars für den Druck der Berichte und 84050 Dollars als
Gehalt für vierundsechzig Personen, die im Departement angestellt sind, bestimmt.

Mit den einzelstantlichen Ämtern ist leider noch kein rechter Zusammen¬
hang hergestellt. Jedes Bureau geht seinen eignen Weg und läßt das Depar¬
tement deu seinigen gehen. Offenbar ist aber dieses Verhältnis zu bedauern,
weil es dadurch unmöglich wird, die Arbeiten der verschiednen Bureaus zur
zusnmmenfasseudeu Darstellung einer bestimmten Erscheinung im ganzen Bundes¬
staate zu verwerten. Es wäre zweckmäßiger, wenn das Departement in Ver¬
bindung mit den Ämtern einen einheitlichen Plan aufstellte, wonach alle ge¬
meinsam thätig wären.

In wesentlich andrer Weise hat man den Gedanken der Arbeitsämter in
der Schweiz ausgeführt. Dort hat man nämlich die Errichtung einer der¬
artigen Anstalt den nächsten Interessenten, den Arbeitern, überlassen und es
nur durch Zusicherung einer materiellen Unterstützung Vonseiten der Regierung
gefördert. Die Arbeiter waren es, die auf dem allgemeinen Arbeitertage in
Zürich 1883 den Wunsch aussprachen, in Bern ein eidgenössisches Vüreau sür
Arbeitsstatistik nach amerikanischem Muster begründet zu sehen. Doch erst drei
Jahre später kam die Frage im Nationalrat und Ständerat zur Verhandlung,
fand aber Billigung, sodaß bald darauf im Bnndesrat beschlossen werden konnte,
einen Beitrag zur Besoldung eines ständigen Arbeitersekretärs auszuwerfen,
dem die Herstellung der Arbeitsstatistik anvertraut werden könnte. Mit seiner
Anstellung wollte mau nichts zu thun haben, sondern überließ seine Wahl
den beteiligten Arbeiterverbänden.

So kam denn am Ostersonntage 1887 eine Versammlung in Arrau zu
stände, auf der 22 Zentralverbände und 120 größere oder kleinere Lvkalvereine,
Gewerkschaften, Krankenkassen u. s. w. durch t57 stimmberechtigte und 37 Ab¬
geordnete mit beratender Stimme vertreten waren. Hier gründete man den
neuen Arbeiterbund, der alle Arbeitervereine ohne Unterschied der politischen
oder religiösen Richtung zur gemeinsamen Vertretung der wirtschaftlichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Zweites Vieteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207294/108>, abgerufen am 28.12.2024.