Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Vorhang und Drama etwa als Fronarbeiten, sondern als einer ausgesuchten Truppe im Heere des Vorhang und Drama von U. Heinemann en Kennern der Lessingschen Dramen ist die eigentümliche, ja Vorhang und Drama etwa als Fronarbeiten, sondern als einer ausgesuchten Truppe im Heere des Vorhang und Drama von U. Heinemann en Kennern der Lessingschen Dramen ist die eigentümliche, ja <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0467" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207112"/> <fw type="header" place="top"> Vorhang und Drama</fw><lb/> <p xml:id="ID_1254" prev="#ID_1253"> etwa als Fronarbeiten, sondern als einer ausgesuchten Truppe im Heere des<lb/> Pharao; der Herrscher hat ihnen, deren Tapferkeit er in der Schlacht erprobt<lb/> hat, seinen besondern Schutz anvertraut, wie die römischen Imperatoren sich<lb/> unter ihrer germanischen Leibwache am sicherste» fühlten. Und, was bemerkens¬<lb/> wert ist, die Schardana haben auch in Ägypten ihre fremdartige, nncigyptische<lb/> Rüstung beibehalten; sie tragen noch denselben enganliegenden Helm mit dem<lb/> gleichen sonderbaren Helmschmnck, den nur bei deu Kriegern der mykenäischen<lb/> Gefüßscherben sehen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vorhang und Drama<lb/><note type="byline"> von U. Heinemann</note></head><lb/> <p xml:id="ID_1255" next="#ID_1256"> en Kennern der Lessingschen Dramen ist die eigentümliche, ja<lb/> befremdende Art seines Aktschlusses bekannt. „Das ist das Ge¬<lb/> meinsame aller Lessingschen Aktschlüsse! er setzt mit ihnen bald<lb/> deutlich, bald undeutlich ein neues Motiv ein, anstatt ein vor¬<lb/> handenes zum Austrag und Abschluß zu bringen; er eröffnet in ihnen<lb/> leise eine neue Pforte, anstatt die alte sichtbar und hörbar abzuschließen, und oft<lb/> läßt er uns ratlos zwischen Thür und Angel stehen. Einen eigentlichen Schluß<lb/> bringen seine Akte fast nie." Diese Thatsache scharf und richtig hingestellt zu haben<lb/> ist das Verdienst Bulthaupts, sie zu erklären versucht der vorliegende Aufsatz.<lb/> Deutlich zum Bewußtsein kommt uns die Eigenart des Lessingschen Aktschlusses<lb/> durch einen Vergleich mit dem Schillers. Man halte den Schluß des ersten Aktes<lb/> der Minna von Barnhelm gegen die Schlußszene des zweiten Aktes von Kabale<lb/> und Liebe. Dort eine Episode von geringer Bedeutung für die Handlung,<lb/> hier ein wichtiges Ereignis, die Ausführung des Planes, der die Vernichtung<lb/> der Heldin bezweckt; dort ein Ablenken von dein eigentlichen Thema, ein ab¬<lb/> sichtliches Abschwächen des Schlusses durch den Hinweis auf eine spätere<lb/> Handlung, hier ein wirklicher, beabsichtigter Abschluß, ein Schluß, der die bis¬<lb/> herige Handlung in unübertrefflicher Steigerung zur Höhe führt und uur durch<lb/> die plötzliche, unerwartet eintretende Vereitelung des Planes auf deu nächsten Akt<lb/> hinweist; dort das Bemühen, die Personen um jeden Preis, sei der Grund<lb/> auch noch so äußerlich, von der Bühne zu entfernen, hier ein Schluß bei voller<lb/> Pühne, der das Bild in der Seele des Zuschauers einprägt und seine Phantasie<lb/> noch lange beschäftigt. Lessing hätte eben so gut nach dem elften Auftritt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0467]
Vorhang und Drama
etwa als Fronarbeiten, sondern als einer ausgesuchten Truppe im Heere des
Pharao; der Herrscher hat ihnen, deren Tapferkeit er in der Schlacht erprobt
hat, seinen besondern Schutz anvertraut, wie die römischen Imperatoren sich
unter ihrer germanischen Leibwache am sicherste» fühlten. Und, was bemerkens¬
wert ist, die Schardana haben auch in Ägypten ihre fremdartige, nncigyptische
Rüstung beibehalten; sie tragen noch denselben enganliegenden Helm mit dem
gleichen sonderbaren Helmschmnck, den nur bei deu Kriegern der mykenäischen
Gefüßscherben sehen.
Vorhang und Drama
von U. Heinemann
en Kennern der Lessingschen Dramen ist die eigentümliche, ja
befremdende Art seines Aktschlusses bekannt. „Das ist das Ge¬
meinsame aller Lessingschen Aktschlüsse! er setzt mit ihnen bald
deutlich, bald undeutlich ein neues Motiv ein, anstatt ein vor¬
handenes zum Austrag und Abschluß zu bringen; er eröffnet in ihnen
leise eine neue Pforte, anstatt die alte sichtbar und hörbar abzuschließen, und oft
läßt er uns ratlos zwischen Thür und Angel stehen. Einen eigentlichen Schluß
bringen seine Akte fast nie." Diese Thatsache scharf und richtig hingestellt zu haben
ist das Verdienst Bulthaupts, sie zu erklären versucht der vorliegende Aufsatz.
Deutlich zum Bewußtsein kommt uns die Eigenart des Lessingschen Aktschlusses
durch einen Vergleich mit dem Schillers. Man halte den Schluß des ersten Aktes
der Minna von Barnhelm gegen die Schlußszene des zweiten Aktes von Kabale
und Liebe. Dort eine Episode von geringer Bedeutung für die Handlung,
hier ein wichtiges Ereignis, die Ausführung des Planes, der die Vernichtung
der Heldin bezweckt; dort ein Ablenken von dein eigentlichen Thema, ein ab¬
sichtliches Abschwächen des Schlusses durch den Hinweis auf eine spätere
Handlung, hier ein wirklicher, beabsichtigter Abschluß, ein Schluß, der die bis¬
herige Handlung in unübertrefflicher Steigerung zur Höhe führt und uur durch
die plötzliche, unerwartet eintretende Vereitelung des Planes auf deu nächsten Akt
hinweist; dort das Bemühen, die Personen um jeden Preis, sei der Grund
auch noch so äußerlich, von der Bühne zu entfernen, hier ein Schluß bei voller
Pühne, der das Bild in der Seele des Zuschauers einprägt und seine Phantasie
noch lange beschäftigt. Lessing hätte eben so gut nach dem elften Auftritt
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |