Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

nahe Beziehungen zum preußischen Hofe hatten, am besten gelingen können."
Von verschiednen Seiten, auch vom Könige der Belgier, wurde anderseits ans
die Kieler gewirkt; so schrieb z, B. der Agent des Herzogs Friedrich, v. Bern¬
hardt, zu Ende März nach einer Unterredung mit Leopold: "Der König be¬
dauerte, daß es dem Herzoge noch nicht gelungen sei, sein Verhältnis zu
Preußen auf sicherer Grundlage zu regeln. Das sei durchaus notwendig, und
es dürfe seinerseits nichts versäumt werden, um diese Verständigung so schnell
als möglich herbeizuführen. Nebenher spottete der König in seiner gemütlich
spielenden Weise über die Ohnmacht der deutschen Mittel- und Kleinstaaten
und warnte davor, sich auf den Bundestag zu verlassen. All dies Treiben
sei hohl und nichtig und werde den, der darauf hoffen wolle, nur zu den
bittersten Enttäuschungen führen." Dem Verfasser unsers Buches schien es
zweifelhaft, ob solche Warnungen in Kiel aus günstigen Boden gefallen seien.
"Der Herzog selbst -- sagt er zum Schluß -- lebte bei allen seinen unver¬
gleichlich quick mal.8!^ edeln Eigenschaften des Gemüts in einer etwas idealen
Welt, er war der Wirklichkeit der Dinge nicht eben allzunahe getreten, und er
hatte eine sehr große Vorstellung von den unveräußerlichen Rechten, welche er
für seiue Familie zu erhalten verpflichtet wäre. So war er auch nicht geneigt,
die einmal eingeschlagene Richtung seiner Politik im mindesten zu ändern."

Hier Hütten wir uns wohl eine deutlichere und stärkere Charakteristik er¬
lauben dürfen. Die weitere Entwicklung der Schleswig-holsteinischen Frage möge
sich der Leser von dem Buche selbst in die Erinnerung rufen lassen.




Allerhand ^prachdummheiten
(Fvrtschmig)

n die Mißbräuche in den Präpositionen schließen sich am natür¬
lichsten die in den Orts- und Zeitbestimmungen an. Ihre Zahl
ist sehr groß, hier soll nur einiges herausgegriffen werden.

Nur die wenigsten Menschen haben heute noch eine Ahnung
von dem Unterschiede zwischen hin und her; daß hin die
Richtung, die Bewegung von mir weg nach einem andern Orte, her das
Umgekehrte, die Richtung, die Bewegung von einem andern Orte auf mich zu
bedeutet -- man vergleiche nur geh hiu! mit komm her! --, wie wenige


nahe Beziehungen zum preußischen Hofe hatten, am besten gelingen können."
Von verschiednen Seiten, auch vom Könige der Belgier, wurde anderseits ans
die Kieler gewirkt; so schrieb z, B. der Agent des Herzogs Friedrich, v. Bern¬
hardt, zu Ende März nach einer Unterredung mit Leopold: „Der König be¬
dauerte, daß es dem Herzoge noch nicht gelungen sei, sein Verhältnis zu
Preußen auf sicherer Grundlage zu regeln. Das sei durchaus notwendig, und
es dürfe seinerseits nichts versäumt werden, um diese Verständigung so schnell
als möglich herbeizuführen. Nebenher spottete der König in seiner gemütlich
spielenden Weise über die Ohnmacht der deutschen Mittel- und Kleinstaaten
und warnte davor, sich auf den Bundestag zu verlassen. All dies Treiben
sei hohl und nichtig und werde den, der darauf hoffen wolle, nur zu den
bittersten Enttäuschungen führen." Dem Verfasser unsers Buches schien es
zweifelhaft, ob solche Warnungen in Kiel aus günstigen Boden gefallen seien.
„Der Herzog selbst — sagt er zum Schluß — lebte bei allen seinen unver¬
gleichlich quick mal.8!^ edeln Eigenschaften des Gemüts in einer etwas idealen
Welt, er war der Wirklichkeit der Dinge nicht eben allzunahe getreten, und er
hatte eine sehr große Vorstellung von den unveräußerlichen Rechten, welche er
für seiue Familie zu erhalten verpflichtet wäre. So war er auch nicht geneigt,
die einmal eingeschlagene Richtung seiner Politik im mindesten zu ändern."

Hier Hütten wir uns wohl eine deutlichere und stärkere Charakteristik er¬
lauben dürfen. Die weitere Entwicklung der Schleswig-holsteinischen Frage möge
sich der Leser von dem Buche selbst in die Erinnerung rufen lassen.




Allerhand ^prachdummheiten
(Fvrtschmig)

n die Mißbräuche in den Präpositionen schließen sich am natür¬
lichsten die in den Orts- und Zeitbestimmungen an. Ihre Zahl
ist sehr groß, hier soll nur einiges herausgegriffen werden.

Nur die wenigsten Menschen haben heute noch eine Ahnung
von dem Unterschiede zwischen hin und her; daß hin die
Richtung, die Bewegung von mir weg nach einem andern Orte, her das
Umgekehrte, die Richtung, die Bewegung von einem andern Orte auf mich zu
bedeutet — man vergleiche nur geh hiu! mit komm her! —, wie wenige


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0420" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/207065"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_1110" prev="#ID_1109"> nahe Beziehungen zum preußischen Hofe hatten, am besten gelingen können."<lb/>
Von verschiednen Seiten, auch vom Könige der Belgier, wurde anderseits ans<lb/>
die Kieler gewirkt; so schrieb z, B. der Agent des Herzogs Friedrich, v. Bern¬<lb/>
hardt, zu Ende März nach einer Unterredung mit Leopold: &#x201E;Der König be¬<lb/>
dauerte, daß es dem Herzoge noch nicht gelungen sei, sein Verhältnis zu<lb/>
Preußen auf sicherer Grundlage zu regeln. Das sei durchaus notwendig, und<lb/>
es dürfe seinerseits nichts versäumt werden, um diese Verständigung so schnell<lb/>
als möglich herbeizuführen. Nebenher spottete der König in seiner gemütlich<lb/>
spielenden Weise über die Ohnmacht der deutschen Mittel- und Kleinstaaten<lb/>
und warnte davor, sich auf den Bundestag zu verlassen. All dies Treiben<lb/>
sei hohl und nichtig und werde den, der darauf hoffen wolle, nur zu den<lb/>
bittersten Enttäuschungen führen." Dem Verfasser unsers Buches schien es<lb/>
zweifelhaft, ob solche Warnungen in Kiel aus günstigen Boden gefallen seien.<lb/>
&#x201E;Der Herzog selbst &#x2014; sagt er zum Schluß &#x2014; lebte bei allen seinen unver¬<lb/>
gleichlich quick mal.8!^ edeln Eigenschaften des Gemüts in einer etwas idealen<lb/>
Welt, er war der Wirklichkeit der Dinge nicht eben allzunahe getreten, und er<lb/>
hatte eine sehr große Vorstellung von den unveräußerlichen Rechten, welche er<lb/>
für seiue Familie zu erhalten verpflichtet wäre. So war er auch nicht geneigt,<lb/>
die einmal eingeschlagene Richtung seiner Politik im mindesten zu ändern."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1111"> Hier Hütten wir uns wohl eine deutlichere und stärkere Charakteristik er¬<lb/>
lauben dürfen. Die weitere Entwicklung der Schleswig-holsteinischen Frage möge<lb/>
sich der Leser von dem Buche selbst in die Erinnerung rufen lassen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Allerhand ^prachdummheiten<lb/>
(Fvrtschmig)</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1112"> n die Mißbräuche in den Präpositionen schließen sich am natür¬<lb/>
lichsten die in den Orts- und Zeitbestimmungen an. Ihre Zahl<lb/>
ist sehr groß, hier soll nur einiges herausgegriffen werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1113" next="#ID_1114"> Nur die wenigsten Menschen haben heute noch eine Ahnung<lb/>
von dem Unterschiede zwischen hin und her; daß hin die<lb/>
Richtung, die Bewegung von mir weg nach einem andern Orte, her das<lb/>
Umgekehrte, die Richtung, die Bewegung von einem andern Orte auf mich zu<lb/>
bedeutet &#x2014; man vergleiche nur geh hiu! mit komm her! &#x2014;, wie wenige</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0420] nahe Beziehungen zum preußischen Hofe hatten, am besten gelingen können." Von verschiednen Seiten, auch vom Könige der Belgier, wurde anderseits ans die Kieler gewirkt; so schrieb z, B. der Agent des Herzogs Friedrich, v. Bern¬ hardt, zu Ende März nach einer Unterredung mit Leopold: „Der König be¬ dauerte, daß es dem Herzoge noch nicht gelungen sei, sein Verhältnis zu Preußen auf sicherer Grundlage zu regeln. Das sei durchaus notwendig, und es dürfe seinerseits nichts versäumt werden, um diese Verständigung so schnell als möglich herbeizuführen. Nebenher spottete der König in seiner gemütlich spielenden Weise über die Ohnmacht der deutschen Mittel- und Kleinstaaten und warnte davor, sich auf den Bundestag zu verlassen. All dies Treiben sei hohl und nichtig und werde den, der darauf hoffen wolle, nur zu den bittersten Enttäuschungen führen." Dem Verfasser unsers Buches schien es zweifelhaft, ob solche Warnungen in Kiel aus günstigen Boden gefallen seien. „Der Herzog selbst — sagt er zum Schluß — lebte bei allen seinen unver¬ gleichlich quick mal.8!^ edeln Eigenschaften des Gemüts in einer etwas idealen Welt, er war der Wirklichkeit der Dinge nicht eben allzunahe getreten, und er hatte eine sehr große Vorstellung von den unveräußerlichen Rechten, welche er für seiue Familie zu erhalten verpflichtet wäre. So war er auch nicht geneigt, die einmal eingeschlagene Richtung seiner Politik im mindesten zu ändern." Hier Hütten wir uns wohl eine deutlichere und stärkere Charakteristik er¬ lauben dürfen. Die weitere Entwicklung der Schleswig-holsteinischen Frage möge sich der Leser von dem Buche selbst in die Erinnerung rufen lassen. Allerhand ^prachdummheiten (Fvrtschmig) n die Mißbräuche in den Präpositionen schließen sich am natür¬ lichsten die in den Orts- und Zeitbestimmungen an. Ihre Zahl ist sehr groß, hier soll nur einiges herausgegriffen werden. Nur die wenigsten Menschen haben heute noch eine Ahnung von dem Unterschiede zwischen hin und her; daß hin die Richtung, die Bewegung von mir weg nach einem andern Orte, her das Umgekehrte, die Richtung, die Bewegung von einem andern Orte auf mich zu bedeutet — man vergleiche nur geh hiu! mit komm her! —, wie wenige

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/420
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/420>, abgerufen am 23.07.2024.