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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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weiteres zur Charakteristik der Deutschfrcismnigen

Kälte; Februar! durchschnittlich; März: etwas aller Mittel; April und Mui:
wariu mit Gewittern; Juni: heiß mit sehr starken Gewittern und Hagelschlägen;
Juli: kalt mit Landregen; September: durchschnittlich: Oktober: wärmer als
der Durchschnitt; November: wenig wärmer als der Durchschnitt; Dezember:
wärmer als der Durchschnitt. Besonders aufmerksam mache ich auf Januar
1890." Dieser Monat hatte also die Zahl -7 und die Deutung: starke und
ausgedehnte Schiieefälle und darauf anhaltende strenge Kälte. O weh! Die
Widerlegung kaun nicht schlagender sein, als sie es thatsächlich gewesen ist.

Herr Guido Lamprecht, der die Methode der gegenwärtigen Meteoro¬
logie verlassen hat und zu der alten, längst aufgegebenen Periodenbestimmung
zurückgekehrt ist, scheint um das falsche Kästchen geraten zu sein; seine scharf¬
sinnigen und mühevollen Rechnungen stellen sich als eine mathematisch-physi¬
kalische Dichtung dar.




weiteres zur (Lharakteristtk der Deutschfreisinnigen

cum wir in unserm vorige" Aufsatze über dieses Thema als
deutschfreisiunige Charaktereigenschaft die hämische Schadenfreude
bei etwaigen Mißerfolgen unsrer deutschen Politik an Thatsachen
aufzeichnen konnten, eine Schadenfreude, die sich jetzt wieder in
der deutschfreisinnigen Presse damit kund thut, daß sie den neuesten
Gewaltstreich Englands gegen das deutsche Witugebiet, der in der Aufhissung der
englischen Flagge auf deu Jnseln Manta und Palla liegt, in Schutz nimmt, so
"uissen wir jetzt "och ein Wort über die bornirte fortschrittliche Unbelehrbarkeit
^gri, die die Partei seit den Kvufliktszeiten bis zu ihrem neuesten Wahlaufruf
^ge. Es ist das ein untrer charakteristischer Zug der Deutsch freisinnigen,
^'ehe fortschrittliche Bornirtheit, vermöge deren die Partei trotz aller Er¬
sahrungen im Grunde unbelehrbar geblieben ist, hat ihr 1884 einen Verlust
einem Drittel ihre? frühern Bestandes eingetragen, 1887 ein zweites
Mittel, und es wäre nicht zu verwundern, wenn die Verminderung fortginge,
^ß sie solches Schicksal wenigstens verdient hätte, wird sich aus dem erzeben,
^"s aus neuerer Zeit von ihr zu berichten ist.

Wenn die Freisinnigen früher noch mit einer gewissen Verschämtheit mit den
^vMldemokmten bei den Wahlen zusammen arbeiteten, so machen sie diesmal trotz
^Bekämpfung an einigen Orte" doch sonst ganz offen mit ihnen gemeinschaftliche


weiteres zur Charakteristik der Deutschfrcismnigen

Kälte; Februar! durchschnittlich; März: etwas aller Mittel; April und Mui:
wariu mit Gewittern; Juni: heiß mit sehr starken Gewittern und Hagelschlägen;
Juli: kalt mit Landregen; September: durchschnittlich: Oktober: wärmer als
der Durchschnitt; November: wenig wärmer als der Durchschnitt; Dezember:
wärmer als der Durchschnitt. Besonders aufmerksam mache ich auf Januar
1890." Dieser Monat hatte also die Zahl -7 und die Deutung: starke und
ausgedehnte Schiieefälle und darauf anhaltende strenge Kälte. O weh! Die
Widerlegung kaun nicht schlagender sein, als sie es thatsächlich gewesen ist.

Herr Guido Lamprecht, der die Methode der gegenwärtigen Meteoro¬
logie verlassen hat und zu der alten, längst aufgegebenen Periodenbestimmung
zurückgekehrt ist, scheint um das falsche Kästchen geraten zu sein; seine scharf¬
sinnigen und mühevollen Rechnungen stellen sich als eine mathematisch-physi¬
kalische Dichtung dar.




weiteres zur (Lharakteristtk der Deutschfreisinnigen

cum wir in unserm vorige» Aufsatze über dieses Thema als
deutschfreisiunige Charaktereigenschaft die hämische Schadenfreude
bei etwaigen Mißerfolgen unsrer deutschen Politik an Thatsachen
aufzeichnen konnten, eine Schadenfreude, die sich jetzt wieder in
der deutschfreisinnigen Presse damit kund thut, daß sie den neuesten
Gewaltstreich Englands gegen das deutsche Witugebiet, der in der Aufhissung der
englischen Flagge auf deu Jnseln Manta und Palla liegt, in Schutz nimmt, so
"uissen wir jetzt «och ein Wort über die bornirte fortschrittliche Unbelehrbarkeit
^gri, die die Partei seit den Kvufliktszeiten bis zu ihrem neuesten Wahlaufruf
^ge. Es ist das ein untrer charakteristischer Zug der Deutsch freisinnigen,
^'ehe fortschrittliche Bornirtheit, vermöge deren die Partei trotz aller Er¬
sahrungen im Grunde unbelehrbar geblieben ist, hat ihr 1884 einen Verlust
einem Drittel ihre? frühern Bestandes eingetragen, 1887 ein zweites
Mittel, und es wäre nicht zu verwundern, wenn die Verminderung fortginge,
^ß sie solches Schicksal wenigstens verdient hätte, wird sich aus dem erzeben,
^"s aus neuerer Zeit von ihr zu berichten ist.

Wenn die Freisinnigen früher noch mit einer gewissen Verschämtheit mit den
^vMldemokmten bei den Wahlen zusammen arbeiteten, so machen sie diesmal trotz
^Bekämpfung an einigen Orte» doch sonst ganz offen mit ihnen gemeinschaftliche


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[0387] weiteres zur Charakteristik der Deutschfrcismnigen Kälte; Februar! durchschnittlich; März: etwas aller Mittel; April und Mui: wariu mit Gewittern; Juni: heiß mit sehr starken Gewittern und Hagelschlägen; Juli: kalt mit Landregen; September: durchschnittlich: Oktober: wärmer als der Durchschnitt; November: wenig wärmer als der Durchschnitt; Dezember: wärmer als der Durchschnitt. Besonders aufmerksam mache ich auf Januar 1890." Dieser Monat hatte also die Zahl -7 und die Deutung: starke und ausgedehnte Schiieefälle und darauf anhaltende strenge Kälte. O weh! Die Widerlegung kaun nicht schlagender sein, als sie es thatsächlich gewesen ist. Herr Guido Lamprecht, der die Methode der gegenwärtigen Meteoro¬ logie verlassen hat und zu der alten, längst aufgegebenen Periodenbestimmung zurückgekehrt ist, scheint um das falsche Kästchen geraten zu sein; seine scharf¬ sinnigen und mühevollen Rechnungen stellen sich als eine mathematisch-physi¬ kalische Dichtung dar. weiteres zur (Lharakteristtk der Deutschfreisinnigen cum wir in unserm vorige» Aufsatze über dieses Thema als deutschfreisiunige Charaktereigenschaft die hämische Schadenfreude bei etwaigen Mißerfolgen unsrer deutschen Politik an Thatsachen aufzeichnen konnten, eine Schadenfreude, die sich jetzt wieder in der deutschfreisinnigen Presse damit kund thut, daß sie den neuesten Gewaltstreich Englands gegen das deutsche Witugebiet, der in der Aufhissung der englischen Flagge auf deu Jnseln Manta und Palla liegt, in Schutz nimmt, so "uissen wir jetzt «och ein Wort über die bornirte fortschrittliche Unbelehrbarkeit ^gri, die die Partei seit den Kvufliktszeiten bis zu ihrem neuesten Wahlaufruf ^ge. Es ist das ein untrer charakteristischer Zug der Deutsch freisinnigen, ^'ehe fortschrittliche Bornirtheit, vermöge deren die Partei trotz aller Er¬ sahrungen im Grunde unbelehrbar geblieben ist, hat ihr 1884 einen Verlust einem Drittel ihre? frühern Bestandes eingetragen, 1887 ein zweites Mittel, und es wäre nicht zu verwundern, wenn die Verminderung fortginge, ^ß sie solches Schicksal wenigstens verdient hätte, wird sich aus dem erzeben, ^"s aus neuerer Zeit von ihr zu berichten ist. Wenn die Freisinnigen früher noch mit einer gewissen Verschämtheit mit den ^vMldemokmten bei den Wahlen zusammen arbeiteten, so machen sie diesmal trotz ^Bekämpfung an einigen Orte» doch sonst ganz offen mit ihnen gemeinschaftliche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/387>, abgerufen am 23.07.2024.