Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.Humor und Komik in der griechischen Auust ungelenken Kunst schieben, so gilt das doch sicherlich nicht von jener Metope Reichlicheren Platz fand das komische Element im Relief, als dieses, wie Die reichhaltigste Ausbeute jedoch gewährt uns die Malerei; sie ist das Humor und Komik in der griechischen Auust ungelenken Kunst schieben, so gilt das doch sicherlich nicht von jener Metope Reichlicheren Platz fand das komische Element im Relief, als dieses, wie Die reichhaltigste Ausbeute jedoch gewährt uns die Malerei; sie ist das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206983"/> <fw type="header" place="top"> Humor und Komik in der griechischen Auust</fw><lb/> <p xml:id="ID_889" prev="#ID_888"> ungelenken Kunst schieben, so gilt das doch sicherlich nicht von jener Metope<lb/> des Zeustcmpels zu Olympia, die uns das Abenteuer des Herakles mit Atlas<lb/> vorführt. Schon daß die darauf dargestellte Hesperide dein Himmelsträger<lb/> sein schweres Amt erleichtern will und daher auch ihrerseits die Hand unter<lb/> das Himmelsgewölbe legt, ist ein solcher naiv humoristischer Zug; uoch mehr<lb/> aber tritt ein solcher in der Situation des Herakles und des Atlas hervor.<lb/> Denn mag man nun mit den Herausgebern der Denkmäler von Olympia in<lb/> den: Himmelsträger den Herakles, in dem ihm die Äpfel darbietenden den<lb/> Atlas erkennen, oder mit Pnusanias und einigen neuern Archäologen die<lb/> umgekehrte Deutung vorziehen: humoristisch bleibt es auf alle Fälle, wie dem<lb/> mit beiden Armen den Himmel tragenden, der keine Hand frei hat, die lockenden<lb/> goldnen Früchte dargeboten oder spottend vorgewiesen werden. Häufig sind<lb/> solche Äußerungen einer naiven, ja vielleicht nicht einmal bewußten Komik bei<lb/> Reliefs, die sakralen Zwecken dienen, freilich nicht; und gar solche tolle Possen,<lb/> wie sie die Bildhauer des Mittelalters nicht selten an Kirchenpvrtalen, Friesen,<lb/> Chorstühlen u. s. w. angebracht haben, kommen überhaupt nicht vor.</p><lb/> <p xml:id="ID_890"> Reichlicheren Platz fand das komische Element im Relief, als dieses, wie<lb/> das seit der hellenistischen Periode mehr und mehr üblich wurde, zur Deko¬<lb/> ration der Jnnenrünme vornehmer Privathäuser verwandt wurde; aber es ist<lb/> nur wenig, was uns von derartigem erhalten ist, da gerade diese, oft sehr<lb/> fein ausgearbeiteten, ziselirten Metallarbeiten gleichenden Kunstwerke nur zu<lb/> einem kleinen Teile auf uns gekommen sind. Aber so recht ein Tummelplatz<lb/> für das Komische ist die sogenannte Koroplastik, d, h. die Thonbildnerei,<lb/> welche die in taufenden und abertausenden von Exemplaren auf uns gekom¬<lb/> menen Terracottafigürchen geschaffen hat. Diese anspruchslosen Statuetten,<lb/> die sich die Leute wie Nippsachen in ihren Zimmern aufstellten oder die den<lb/> Kindern als Spielzeug dienten, enthalten eine Fülle äußerst charakteristischer<lb/> Typen, besonders aus dem Gebiete des Genre, des täglichen Lebens, und sind<lb/> trotz ihres oft recht unscheinbaren Äußern eine reiche Quelle der Belehrung<lb/> und des Genusses für den Betrachter. Von bronzenen Statuetten gilt das<lb/> weniger; diese sind nicht so mannichfaltig in den Gegenständen und tragen in<lb/> der Regel ernstern Charakter.</p><lb/> <p xml:id="ID_891" next="#ID_892"> Die reichhaltigste Ausbeute jedoch gewährt uns die Malerei; sie ist das<lb/> eigentliche Gebiet für das Komische in der Kunst, und anch in der neuern<lb/> Kunst müßte, wer das Komische in ihr verfolgen wollte, in erster Linie die<lb/> Erzeugnisse der Malerei in Betracht ziehen. Nun siud wir freilich mit der<lb/> alten Malerei insofern übel daran, als bekanntlich von der antiken Tafel¬<lb/> malerei, von den Werken der berühmten Meister, so gut wie nichts erhalten<lb/> ist. Wir kennen zwar ihre hervorragendsten Gemälde dem Gegenstande nach<lb/> und können daraus entnehmen, daß die bedeutendsten Maler, ein Polygnot, Zeuxis,<lb/> Parrhasios. Apelles n. s. s. sich sehr selten oder garnicht dein Gebiet des Komischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
Humor und Komik in der griechischen Auust
ungelenken Kunst schieben, so gilt das doch sicherlich nicht von jener Metope
des Zeustcmpels zu Olympia, die uns das Abenteuer des Herakles mit Atlas
vorführt. Schon daß die darauf dargestellte Hesperide dein Himmelsträger
sein schweres Amt erleichtern will und daher auch ihrerseits die Hand unter
das Himmelsgewölbe legt, ist ein solcher naiv humoristischer Zug; uoch mehr
aber tritt ein solcher in der Situation des Herakles und des Atlas hervor.
Denn mag man nun mit den Herausgebern der Denkmäler von Olympia in
den: Himmelsträger den Herakles, in dem ihm die Äpfel darbietenden den
Atlas erkennen, oder mit Pnusanias und einigen neuern Archäologen die
umgekehrte Deutung vorziehen: humoristisch bleibt es auf alle Fälle, wie dem
mit beiden Armen den Himmel tragenden, der keine Hand frei hat, die lockenden
goldnen Früchte dargeboten oder spottend vorgewiesen werden. Häufig sind
solche Äußerungen einer naiven, ja vielleicht nicht einmal bewußten Komik bei
Reliefs, die sakralen Zwecken dienen, freilich nicht; und gar solche tolle Possen,
wie sie die Bildhauer des Mittelalters nicht selten an Kirchenpvrtalen, Friesen,
Chorstühlen u. s. w. angebracht haben, kommen überhaupt nicht vor.
Reichlicheren Platz fand das komische Element im Relief, als dieses, wie
das seit der hellenistischen Periode mehr und mehr üblich wurde, zur Deko¬
ration der Jnnenrünme vornehmer Privathäuser verwandt wurde; aber es ist
nur wenig, was uns von derartigem erhalten ist, da gerade diese, oft sehr
fein ausgearbeiteten, ziselirten Metallarbeiten gleichenden Kunstwerke nur zu
einem kleinen Teile auf uns gekommen sind. Aber so recht ein Tummelplatz
für das Komische ist die sogenannte Koroplastik, d, h. die Thonbildnerei,
welche die in taufenden und abertausenden von Exemplaren auf uns gekom¬
menen Terracottafigürchen geschaffen hat. Diese anspruchslosen Statuetten,
die sich die Leute wie Nippsachen in ihren Zimmern aufstellten oder die den
Kindern als Spielzeug dienten, enthalten eine Fülle äußerst charakteristischer
Typen, besonders aus dem Gebiete des Genre, des täglichen Lebens, und sind
trotz ihres oft recht unscheinbaren Äußern eine reiche Quelle der Belehrung
und des Genusses für den Betrachter. Von bronzenen Statuetten gilt das
weniger; diese sind nicht so mannichfaltig in den Gegenständen und tragen in
der Regel ernstern Charakter.
Die reichhaltigste Ausbeute jedoch gewährt uns die Malerei; sie ist das
eigentliche Gebiet für das Komische in der Kunst, und anch in der neuern
Kunst müßte, wer das Komische in ihr verfolgen wollte, in erster Linie die
Erzeugnisse der Malerei in Betracht ziehen. Nun siud wir freilich mit der
alten Malerei insofern übel daran, als bekanntlich von der antiken Tafel¬
malerei, von den Werken der berühmten Meister, so gut wie nichts erhalten
ist. Wir kennen zwar ihre hervorragendsten Gemälde dem Gegenstande nach
und können daraus entnehmen, daß die bedeutendsten Maler, ein Polygnot, Zeuxis,
Parrhasios. Apelles n. s. s. sich sehr selten oder garnicht dein Gebiet des Komischen
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |