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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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Zur Geschichte von dem kennten Köuigsscchue

er sich auch noch an Arsinoe mit der Bitte, sie möge seinen Sohn und damit
den Staat erretten. Diese beruft sich zunächst darauf, daß sie den Tigranes,
den sie nun liebt, nur auf den Wunsch des Königs gewählt hat. Dann
spricht sie die entscheidenden Worte:


n'oil veux point, LviWtvul', "l'iuUrv Nigv u^no vous.
Lii'ÄtoQios vous oliai'ins vt vous Sonis/, ponr olls
?oui es "zu'un rsrs od^ot attsnä ä'un vWiir Kclollv.
Ohrs col sxe"Z2 Ä'smour, pi'Kt ä. 1s, xosLväsr,
8i lo prinoo 1'aimoit, 1", pourris^-vous osdsr!
>Jo rspous c>s ins vsinovv, assüro/, rü'on

Worauf der



Damit ist die Lösung gegeben. Mit den Worten: I^s primos iüiuö 1a
rvmv, ge tont ävxvnä as vou8 zeigt Nrsinoe dem 5!orig den Weg, den er zu
gehen habe, und als der König, indem er auf das Bild hinweist, noch nicht
völlig überzeugt ist, fügt sie hinzu, daß es leicht sei, die Probe zu machen.
Sie sei bereit, ihre Hand dein Prinzen zu geben, wenn er sie nehmen wolle.
Aber der König geht weiter. Er bietet dem Antiochus gleich die Hand der
Stratoniea an, und als dieser sich stellt, als ob sein Herz von einer Neigung
zu ihr nichts wisse, ja schließlich mehr und mehr in die Enge getrieben sogar
in die Vermählung mit Arsinoe willigt, überführt ihn diese durch Vorzeigung
des Verlornen Bildes. Stratoniea hat natürlich gegen diese Änderung ihrer
Auge nichts einzuwenden, sie macht nnr ihre Einwilligung von der Zustimmung
ihres Vaters Demetrius abhängig, die Seleucus ihr zu verschaffen verspricht.
Der letzte Widerstand des Antiochus wird mit den Worten des Königs:


Odo/ fünf riPlifjiis,
L'sse torti vo js poux c^us ton clevnir in'oxpli^""

zum Schweigen gebracht.

Dies die Fabel des Stückes, die von einer nicht verächtlichen Erfindungs¬
gabe und einem guten Blick für das dramatisch brauchbare zeigt. Die Cha¬
rakteristik ist über alle Maßen flach. Alle Handelnden bewegen sich in dem
engen Kreise des höfischen Lebens. Da giebt es keine starken Züge, keine ge¬
waltige Leidenschaft, nichts, was abstoßen oder verletzen könnte. Es herrscht
nur, um einen Ausdruck Lessings zu gebrauchen, das Artige, das Zärtliche,
das Verliebte. Durchweg spürt mau einen Hauch altfranzösischer Ritterlichkeit.
Fast alle Personen des Stückes sind loyal und edelmütig bis zur Selbstver¬
leugnung, und sie sind es alle ans dieselbe Weise. SelenlnS verzichtet am
"


Grenzbvtmi I 1890 >7
Zur Geschichte von dem kennten Köuigsscchue

er sich auch noch an Arsinoe mit der Bitte, sie möge seinen Sohn und damit
den Staat erretten. Diese beruft sich zunächst darauf, daß sie den Tigranes,
den sie nun liebt, nur auf den Wunsch des Königs gewählt hat. Dann
spricht sie die entscheidenden Worte:


n'oil veux point, LviWtvul', «l'iuUrv Nigv u^no vous.
Lii'ÄtoQios vous oliai'ins vt vous Sonis/, ponr olls
?oui es «zu'un rsrs od^ot attsnä ä'un vWiir Kclollv.
Ohrs col sxe«Z2 Ä'smour, pi'Kt ä. 1s, xosLväsr,
8i lo prinoo 1'aimoit, 1», pourris^-vous osdsr!
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Worauf der



Damit ist die Lösung gegeben. Mit den Worten: I^s primos iüiuö 1a
rvmv, ge tont ävxvnä as vou8 zeigt Nrsinoe dem 5!orig den Weg, den er zu
gehen habe, und als der König, indem er auf das Bild hinweist, noch nicht
völlig überzeugt ist, fügt sie hinzu, daß es leicht sei, die Probe zu machen.
Sie sei bereit, ihre Hand dein Prinzen zu geben, wenn er sie nehmen wolle.
Aber der König geht weiter. Er bietet dem Antiochus gleich die Hand der
Stratoniea an, und als dieser sich stellt, als ob sein Herz von einer Neigung
zu ihr nichts wisse, ja schließlich mehr und mehr in die Enge getrieben sogar
in die Vermählung mit Arsinoe willigt, überführt ihn diese durch Vorzeigung
des Verlornen Bildes. Stratoniea hat natürlich gegen diese Änderung ihrer
Auge nichts einzuwenden, sie macht nnr ihre Einwilligung von der Zustimmung
ihres Vaters Demetrius abhängig, die Seleucus ihr zu verschaffen verspricht.
Der letzte Widerstand des Antiochus wird mit den Worten des Königs:


Odo/ fünf riPlifjiis,
L'sse torti vo js poux c^us ton clevnir in'oxpli^»«

zum Schweigen gebracht.

Dies die Fabel des Stückes, die von einer nicht verächtlichen Erfindungs¬
gabe und einem guten Blick für das dramatisch brauchbare zeigt. Die Cha¬
rakteristik ist über alle Maßen flach. Alle Handelnden bewegen sich in dem
engen Kreise des höfischen Lebens. Da giebt es keine starken Züge, keine ge¬
waltige Leidenschaft, nichts, was abstoßen oder verletzen könnte. Es herrscht
nur, um einen Ausdruck Lessings zu gebrauchen, das Artige, das Zärtliche,
das Verliebte. Durchweg spürt mau einen Hauch altfranzösischer Ritterlichkeit.
Fast alle Personen des Stückes sind loyal und edelmütig bis zur Selbstver¬
leugnung, und sie sind es alle ans dieselbe Weise. SelenlnS verzichtet am
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[0297] Zur Geschichte von dem kennten Köuigsscchue er sich auch noch an Arsinoe mit der Bitte, sie möge seinen Sohn und damit den Staat erretten. Diese beruft sich zunächst darauf, daß sie den Tigranes, den sie nun liebt, nur auf den Wunsch des Königs gewählt hat. Dann spricht sie die entscheidenden Worte: n'oil veux point, LviWtvul', «l'iuUrv Nigv u^no vous. Lii'ÄtoQios vous oliai'ins vt vous Sonis/, ponr olls ?oui es «zu'un rsrs od^ot attsnä ä'un vWiir Kclollv. Ohrs col sxe«Z2 Ä'smour, pi'Kt ä. 1s, xosLväsr, 8i lo prinoo 1'aimoit, 1», pourris^-vous osdsr! >Jo rspous c>s ins vsinovv, assüro/, rü'on Worauf der Damit ist die Lösung gegeben. Mit den Worten: I^s primos iüiuö 1a rvmv, ge tont ävxvnä as vou8 zeigt Nrsinoe dem 5!orig den Weg, den er zu gehen habe, und als der König, indem er auf das Bild hinweist, noch nicht völlig überzeugt ist, fügt sie hinzu, daß es leicht sei, die Probe zu machen. Sie sei bereit, ihre Hand dein Prinzen zu geben, wenn er sie nehmen wolle. Aber der König geht weiter. Er bietet dem Antiochus gleich die Hand der Stratoniea an, und als dieser sich stellt, als ob sein Herz von einer Neigung zu ihr nichts wisse, ja schließlich mehr und mehr in die Enge getrieben sogar in die Vermählung mit Arsinoe willigt, überführt ihn diese durch Vorzeigung des Verlornen Bildes. Stratoniea hat natürlich gegen diese Änderung ihrer Auge nichts einzuwenden, sie macht nnr ihre Einwilligung von der Zustimmung ihres Vaters Demetrius abhängig, die Seleucus ihr zu verschaffen verspricht. Der letzte Widerstand des Antiochus wird mit den Worten des Königs: Odo/ fünf riPlifjiis, L'sse torti vo js poux c^us ton clevnir in'oxpli^»« zum Schweigen gebracht. Dies die Fabel des Stückes, die von einer nicht verächtlichen Erfindungs¬ gabe und einem guten Blick für das dramatisch brauchbare zeigt. Die Cha¬ rakteristik ist über alle Maßen flach. Alle Handelnden bewegen sich in dem engen Kreise des höfischen Lebens. Da giebt es keine starken Züge, keine ge¬ waltige Leidenschaft, nichts, was abstoßen oder verletzen könnte. Es herrscht nur, um einen Ausdruck Lessings zu gebrauchen, das Artige, das Zärtliche, das Verliebte. Durchweg spürt mau einen Hauch altfranzösischer Ritterlichkeit. Fast alle Personen des Stückes sind loyal und edelmütig bis zur Selbstver¬ leugnung, und sie sind es alle ans dieselbe Weise. SelenlnS verzichtet am " Grenzbvtmi I 1890 >7

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/297>, abgerufen am 23.07.2024.