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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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und Alan Breck wahre Heldenthaten verrichten. Das Schiff scheitert. David
wird über Bord gespült und aus ein kleines, unbewohntes Eiland, Earrnid,
geworfen, wo er viele Tage ein Robinsouleben sührt. Endlich gelangt er nach
der Insel Mull und kommt von hier, dank einem silbernen Knopfe, den ihm
Alan Breck als Erkennungszeichen für alle Jakobiten mitgegeben but, aufs
Festland. Er trifft mit Alan wieder zusammen und teilt nun mit ihm alle Müh¬
seligkeiten, Entbehrungen und Gefahren auf der Flucht vor den Rotröcken bis
nach Edinburg. Hier trägt David seine Eutführnugsgeschichte einem Anwalt
vor und gelangt dnrch dessen Hilfe in den Besitz seines rechtmäßigen Erbes.

Stevenson ist ein Landsmann von Vnrus und Scott. Kein Wunder, daß
er über diese schottische Erzählung XicknappKÄ den ganzen Zunder des Landes
mit seinen rauhen Felsen, seinen einförmigen Heiden, seinen düstern Mooren
und geheimnisvollen Lochs zu breiten weiß. Die Charakteristik in dieser
Jugendgerichte ist vortrefflich, bei allen außerordentlichen und überraschenden
Zügen niemals übertrieben, bei aller sittlichen Haltung niemals moralisireud,
bei aller Betonung des menschlichen Gefühls niemals sentimental. Die Figur
des ritterlichen Alan Breck, an den sich David wie mit Zauberbanden gefesselt
fühlt, ist nicht nur g, Mumme "tuSz^, sie ist ein Meisterstück. 'I,'mors ooulä do
no bstter instanov ol' tuo Antnor'8 talönt, sagt Henry James, lor 3oeinZ ddo
k^irliligr in t1^6 uvroic;, g,n6 röäuoiuA' tuo oxtrav^Unit to vlausidlv avtg.it, klenn
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Verständnis hin und wieder durch die häufige Verwendung des Dialektes
erschwert; dieser Übelstnnd tritt noch mehr in der Erzählung Jus 1>I.i,<?I<
^rrov hervor.

Auch dieser etwas verworrenen Abentenrergeschichte hat Stevenson einen
geschichtlichen Hintergrund gegeben, den Krieg zwischen der weißen und der
roten Rose. Das ^t,Iiöm"um hat Recht, wenn es sagt: "Es ist eine schwere
Aufgabe, Lüielc ^rrov durchzulesen, so verblüffend sind die Verwicklungen
der Geschichte, und so stark ist die Zumutung, die an unsre Leichtgläubigkeit
gestellt wird, wie sorglos und eifrig man sie much einer Abenteurergeschichte
entgegenbringen mag."

Der schon in diesen Ko/s boots hervortretende Zug Stevensons, in die
realistische Auffassung der Personen und Handlungen ein gutes Teil Romantik
einzuflechten, tritt besonders in den Werken hervor, in denen er den modernen
Menschen, die heutigen Zustände und Anschauungen der Gesellschaft zum Gegen¬
stande seiner Darstellungen macht. Es war ein glücklicher Gedanke, zu diesem
Zwecke die Form und den Ton der arabischen Märchen zu verwenden, wie er
es in Ms Nkv ^rs,denn MM" gethan but, und uns so durch das englische
Leben der Gegenwart mit seinen Licht- und Schattenseiten wie in einem Traume
durchzuführen.


und Alan Breck wahre Heldenthaten verrichten. Das Schiff scheitert. David
wird über Bord gespült und aus ein kleines, unbewohntes Eiland, Earrnid,
geworfen, wo er viele Tage ein Robinsouleben sührt. Endlich gelangt er nach
der Insel Mull und kommt von hier, dank einem silbernen Knopfe, den ihm
Alan Breck als Erkennungszeichen für alle Jakobiten mitgegeben but, aufs
Festland. Er trifft mit Alan wieder zusammen und teilt nun mit ihm alle Müh¬
seligkeiten, Entbehrungen und Gefahren auf der Flucht vor den Rotröcken bis
nach Edinburg. Hier trägt David seine Eutführnugsgeschichte einem Anwalt
vor und gelangt dnrch dessen Hilfe in den Besitz seines rechtmäßigen Erbes.

Stevenson ist ein Landsmann von Vnrus und Scott. Kein Wunder, daß
er über diese schottische Erzählung XicknappKÄ den ganzen Zunder des Landes
mit seinen rauhen Felsen, seinen einförmigen Heiden, seinen düstern Mooren
und geheimnisvollen Lochs zu breiten weiß. Die Charakteristik in dieser
Jugendgerichte ist vortrefflich, bei allen außerordentlichen und überraschenden
Zügen niemals übertrieben, bei aller sittlichen Haltung niemals moralisireud,
bei aller Betonung des menschlichen Gefühls niemals sentimental. Die Figur
des ritterlichen Alan Breck, an den sich David wie mit Zauberbanden gefesselt
fühlt, ist nicht nur g, Mumme »tuSz^, sie ist ein Meisterstück. 'I,'mors ooulä do
no bstter instanov ol' tuo Antnor'8 talönt, sagt Henry James, lor 3oeinZ ddo
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erschwert; dieser Übelstnnd tritt noch mehr in der Erzählung Jus 1>I.i,<?I<
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Auch dieser etwas verworrenen Abentenrergeschichte hat Stevenson einen
geschichtlichen Hintergrund gegeben, den Krieg zwischen der weißen und der
roten Rose. Das ^t,Iiöm«um hat Recht, wenn es sagt: „Es ist eine schwere
Aufgabe, Lüielc ^rrov durchzulesen, so verblüffend sind die Verwicklungen
der Geschichte, und so stark ist die Zumutung, die an unsre Leichtgläubigkeit
gestellt wird, wie sorglos und eifrig man sie much einer Abenteurergeschichte
entgegenbringen mag."

Der schon in diesen Ko/s boots hervortretende Zug Stevensons, in die
realistische Auffassung der Personen und Handlungen ein gutes Teil Romantik
einzuflechten, tritt besonders in den Werken hervor, in denen er den modernen
Menschen, die heutigen Zustände und Anschauungen der Gesellschaft zum Gegen¬
stande seiner Darstellungen macht. Es war ein glücklicher Gedanke, zu diesem
Zwecke die Form und den Ton der arabischen Märchen zu verwenden, wie er
es in Ms Nkv ^rs,denn MM« gethan but, und uns so durch das englische
Leben der Gegenwart mit seinen Licht- und Schattenseiten wie in einem Traume
durchzuführen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/192>, abgerufen am 23.07.2024.