Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.^>e Arbeiterbewegung i" England Opfer verlangt werden, gegen die alle bisherigen völlig verschwänden. Will Was aber besonders die "Wohnungsnot," d. h. die Überfüllung der Wenn aber keine Beseitigung, so wird doch eine Linderung der Wohnuugs- Die Arbeiterbewegung in England is gegen Ende September die Unruhen in den Docks, die auf ^>e Arbeiterbewegung i» England Opfer verlangt werden, gegen die alle bisherigen völlig verschwänden. Will Was aber besonders die „Wohnungsnot," d. h. die Überfüllung der Wenn aber keine Beseitigung, so wird doch eine Linderung der Wohnuugs- Die Arbeiterbewegung in England is gegen Ende September die Unruhen in den Docks, die auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0182" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206827"/> <fw type="header" place="top"> ^>e Arbeiterbewegung i» England</fw><lb/> <p xml:id="ID_482" prev="#ID_481"> Opfer verlangt werden, gegen die alle bisherigen völlig verschwänden. Will<lb/> man sie aber den bisherigen Bewohnern schlechter Wohnungen selbst auflegen,<lb/> so entsteht die Frage: Mit welchem Rechte konnte man diese zwingen, für ihre<lb/> Wohnungen mehr aufzuwenden, als sie es nach ihrer wirtschaftlichen Lage<lb/> bisher für dienlich erachtet haben?</p><lb/> <p xml:id="ID_483"> Was aber besonders die „Wohnungsnot," d. h. die Überfüllung der<lb/> Wohnungen in den Großstädten betrifft, so ist diese die natürliche und unab-<lb/> weisliche Folge des Zudranges der Bevölkerung nach diesen Städten. Welche<lb/> äußern Gründe diesen Zudrang ermöglicht und welche innern ihn herbeigeführt<lb/> haben, ist zu bekannt, als daß darüber noch geredet zu werden brauchte. Da<lb/> man jene äußern Gründe nicht ändern will und die innern nicht ändern kann,<lb/> so muß man auch die Folge als die unerfreuliche Kehrseite der Sache hin¬<lb/> nehmen. Mit Verboten und Zwangsmaßregeln dagegen auszukommen, wird<lb/> schwerlich möglich sein, ganz abgesehen davon, daß solche Maßregeln das<lb/> sicherste Mittel sein würden, einer Vermehrung der Wohnungen für die ge¬<lb/> ringern Volksklassen entgegenzutreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_484"> Wenn aber keine Beseitigung, so wird doch eine Linderung der Wohnuugs-<lb/> uvt dadurch möglich sein, daß Wohlthäter, seien es Einzelne oder gemeinnützige<lb/> Gesellschaften, sich entschließen, unter persönlichen Opfern mit zureichenden<lb/> Mitteln zur Beschaffung von Arbeiterwohnungen die Hemd zu bieten. Der<lb/> Natur der Dinge nach wird dadurch aber immer nur in beschränktem Umfange<lb/> der Wohnungsnot abgeholfen werden. Dies umso mehr, als ohne Zweifel<lb/> allen solchen Stiftungen sehr bald ein Zudrang nach dein betreffenden Orte<lb/> folgen wird, der die frühere Wohnungsnot wieder herstellt. Wenn in diesem<lb/> Jahre zehntausend Arbeiterwohnungen in Berlin neu geschaffen würden, so<lb/> würde sich wahrscheinlich schon im folgenden Jahre das Zuströmen nach der<lb/> Reichshnnptstadt verdoppeln. Wie wollte man dem begegnen?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die Arbeiterbewegung in England</head><lb/> <p xml:id="ID_485" next="#ID_486"> is gegen Ende September die Unruhen in den Docks, die auf<lb/> den Dockarbeiterstreik gefolgt waren, wieder aufhörten, hatte<lb/> die Streitbewegung inzwischen eine große Anzahl der verschie¬<lb/> densten Geschäftszweige in England ergriffen. Die Schneider<lb/> im East-End von London, die Arbeiter in der Torpedofabrik<lb/> der Herren Thvrnhcroft, die Bergleute in den Kohlendistrikten von Nord- und<lb/> Süd-Wilkes, Lancashire und Northumberland, die Pferdebahn- und Omnibus«</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0182]
^>e Arbeiterbewegung i» England
Opfer verlangt werden, gegen die alle bisherigen völlig verschwänden. Will
man sie aber den bisherigen Bewohnern schlechter Wohnungen selbst auflegen,
so entsteht die Frage: Mit welchem Rechte konnte man diese zwingen, für ihre
Wohnungen mehr aufzuwenden, als sie es nach ihrer wirtschaftlichen Lage
bisher für dienlich erachtet haben?
Was aber besonders die „Wohnungsnot," d. h. die Überfüllung der
Wohnungen in den Großstädten betrifft, so ist diese die natürliche und unab-
weisliche Folge des Zudranges der Bevölkerung nach diesen Städten. Welche
äußern Gründe diesen Zudrang ermöglicht und welche innern ihn herbeigeführt
haben, ist zu bekannt, als daß darüber noch geredet zu werden brauchte. Da
man jene äußern Gründe nicht ändern will und die innern nicht ändern kann,
so muß man auch die Folge als die unerfreuliche Kehrseite der Sache hin¬
nehmen. Mit Verboten und Zwangsmaßregeln dagegen auszukommen, wird
schwerlich möglich sein, ganz abgesehen davon, daß solche Maßregeln das
sicherste Mittel sein würden, einer Vermehrung der Wohnungen für die ge¬
ringern Volksklassen entgegenzutreten.
Wenn aber keine Beseitigung, so wird doch eine Linderung der Wohnuugs-
uvt dadurch möglich sein, daß Wohlthäter, seien es Einzelne oder gemeinnützige
Gesellschaften, sich entschließen, unter persönlichen Opfern mit zureichenden
Mitteln zur Beschaffung von Arbeiterwohnungen die Hemd zu bieten. Der
Natur der Dinge nach wird dadurch aber immer nur in beschränktem Umfange
der Wohnungsnot abgeholfen werden. Dies umso mehr, als ohne Zweifel
allen solchen Stiftungen sehr bald ein Zudrang nach dein betreffenden Orte
folgen wird, der die frühere Wohnungsnot wieder herstellt. Wenn in diesem
Jahre zehntausend Arbeiterwohnungen in Berlin neu geschaffen würden, so
würde sich wahrscheinlich schon im folgenden Jahre das Zuströmen nach der
Reichshnnptstadt verdoppeln. Wie wollte man dem begegnen?
Die Arbeiterbewegung in England
is gegen Ende September die Unruhen in den Docks, die auf
den Dockarbeiterstreik gefolgt waren, wieder aufhörten, hatte
die Streitbewegung inzwischen eine große Anzahl der verschie¬
densten Geschäftszweige in England ergriffen. Die Schneider
im East-End von London, die Arbeiter in der Torpedofabrik
der Herren Thvrnhcroft, die Bergleute in den Kohlendistrikten von Nord- und
Süd-Wilkes, Lancashire und Northumberland, die Pferdebahn- und Omnibus«
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