Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches und Schwester zu sein und durch deu einfachen Spruch: Vucli mi xo dagr Maßgebliches und Unmaßgebliches Gottfried Kellers Werte. Gottfried Keller hat im Sommer dieses Jahres Grenzboten IV 1389 7?
Maßgebliches und Unmaßgebliches und Schwester zu sein und durch deu einfachen Spruch: Vucli mi xo dagr Maßgebliches und Unmaßgebliches Gottfried Kellers Werte. Gottfried Keller hat im Sommer dieses Jahres Grenzboten IV 1389 7?
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Maßgebliches und Unmaßgebliches
und Schwester zu sein und durch deu einfachen Spruch: Vucli mi xo dagr
br!re (sei mir Bruder in Gott) oder Lnäi mi xo bogn i-ostra (sei mir Schwester
in Gott) verbinden sie sich zu einem lebenslänglichen heiligen Bunde. Während
die Wahlbrnderschaft in ihre» Äußerungen nichts andres als ein Frcundes-
bttndnis ist, erscheint uns der Bund zwischen einem Manne und einem Weibe,
die Wahlschlvesterschaft. ziemlich fremdartig. Der xodr-Mui sorgt für seine
pvssstring. genau so, als ob er ihr leiblicher Bruder wäre, er läßt ihr seine
ganze Liebe und Fürsorge angedeihen, ohne sie je zum Weibe zu begehren, und
selbst die nationale Kirche verbietet ihre Vereinigung.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Gottfried Kellers Werte. Gottfried Keller hat im Sommer dieses Jahres
seinen siebzigsten Geburtstag gefeiert und zugleich die erste Gesamtausgabe seiner
poetischen Werke veröffentlicht. So weite Verbreitung und allgemeine Würdigung
die Schöpfungen des deutsch-schweizerischen Dichters im letzten Jahrzehnt gewonnen
haben, so ist doch zu hoffen, daß die zehn Bände der „Gesammelten Werke"
(Berlin, Wilhelm Hertz) noch weit größern Kreisen des gebildeten deutschen
Publikums die Augen über die Bedeutung und Eigenart des Dichters öffnen, die
Meinung, die sich unter schweren Kämpfen und unglaublichen Widerständen gebildet
hat, befestigen und vertiefen werden. Wir dürfen uns in der deutschen Litteratur
der Gegenwart kaum einer Erscheinung rühmen, die an Ursprünglichkeit der Be¬
gabung, an Frische und Stärke namentlich des Humors mit Gottfried Keller ver¬
glichen werden kann, wir haben nur wenige Dichter und Schriftsteller aufzuweisen,
die se künstlerisch ernst, so unbeirrt von dem Kunbengeschrei nach Weltumwälzung
und großen Epochen, so schöpferisch neu und doch in so guten: Einklang mit der
große» Entwicklung unsrer Litteratur und ihren unvergänglichen Geistern ihren
Pfad verfolgt haben. Selbst wo der höchste und strengste kritische Maßstab angelegt
wird, muß man einräumen, daß der schweizerische Lyriker und Erzähler Einzelnes
geschaffen habe, was dieses und das nächste Jahrhundert überdauern wird, ja erst
bei einer völligen Wandlung der gegenwärtig gesprochnen und geschriebnen deutscheu
Sprache in deu Hintergrund treten kann. Einer Begabung und künstlerischen Reife
wie der Kellers wird keiner das Recht zur Sammlung ihrer Schöpfungen und
Versuche absprechen; jeder wird mit uns wünschen, daß die Zahl der Genießenden
Grenzboten IV 1389 7?
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