Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.nicht sind. Ja wir gehen noch weiter, indem wir behanptein die Verteidigung Eine ganz ähnliche Wechselwirkung wie bei dein Wegfall des Rauchs in nicht sind. Ja wir gehen noch weiter, indem wir behanptein die Verteidigung Eine ganz ähnliche Wechselwirkung wie bei dein Wegfall des Rauchs in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206315"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1057" prev="#ID_1056"> nicht sind. Ja wir gehen noch weiter, indem wir behanptein die Verteidigung<lb/> hat durch das rauchfreie Pulver keinen großen Gewinn; der Beweis dafür ist<lb/> einfach der, daß infolge der neuen kleinkalibrigen Waffen der Angriff unmittelbar<lb/> gegen die Front der Verteidigungsstellung schon jetzt aussichtslos war, und<lb/> daß es einen Steigerungsgrad von aussichtslos nicht giebt. Aber auch noch andre,<lb/> triftigere Gründe stehen uus zur Seite. Erstens hat mit der Unangreifbarkeit<lb/> der Verteidigung der Angriff insofern gewonnen, als es ihm leichter ist, ohne<lb/> Besorgnis vor Gegenstößen des Verteidigers gegen seine schwächern Stellen,<lb/> dort, wo er nur hinhaltend fechten will, seine ganze Kraft auf die schwachen<lb/> Punkte der Verteidigung, seien sie in Front bedecktes Gelände vor der<lb/> Stellung u. s. w. —, seien sie in der Flanke, zu richten und so Erfolge durch<lb/> die Übermacht oder durch die Gunst des Geländes oder durch Überraschung<lb/> an einer Stelle davonzutragen. Das genügt dann, denn man darf nie ver¬<lb/> gessen, daß die Verteidigung mir siegreich ist, wenn sie überall die Oberhand<lb/> gewinnt, daß der Angriff dagegen siegt, sobald er an einer einzigen Stelle<lb/> durchdringt. Sodann muß der Angreifer oft Gelegenheit haben, seine vorzüg¬<lb/> liche Waffe besser auszunutzen, als der Verteidiger, da die festen Stellungen<lb/> des letztern häufig eher zu erkennen sein werden, als die im Gelände ver¬<lb/> schwimmenden Linien des erster».</p><lb/> <p xml:id="ID_1058" next="#ID_1059"> Eine ganz ähnliche Wechselwirkung wie bei dein Wegfall des Rauchs in<lb/> seinen Eigenschaften als Beeinträchtiger der Schußwirkung und als Nanchziel<lb/> finden wir bei dem zukünftigen Verschwinden der Dampfmnsken und Dampf¬<lb/> linien. Wir sind wohl dem Leser zunächst eine Erklärung dieser technischen<lb/> Ausdrücke schuldig. Man bezeichnet in der militärischen Sprache den Rauch<lb/> als Maske, wenn er die Bewegungen der Truppen hinter seinem Schleier<lb/> verbirgt, und versteht unter Dampflinien die Rancherscheinung bei fechtenden<lb/> Abteilungen, die deren Aufstellung bezeichnen. Natürlich wird mau auch hier<lb/> auf den ersten Blick meine», der Wegfall des Dampfes müsse uur Vorteile<lb/> bringen. Wir werden aber gleich sehen, daß das nicht der Fall ist. Erledigen<lb/> wir zunächst die Dampfmasken. Ihr Schutz mag früher bedeutend gewesen<lb/> sein, in der jüngsten Vergangenheit war er es infolge der gestreckten Flugbahnen<lb/> der neuesten Gewehre nicht mehr. Im Frieden sieht man Wohl Verschiebungen<lb/> der Truppen unmittelbar hinter der ersten Linie stattfinden, im Kriege würden<lb/> sich diese einfach von selbst verbieten, denn der Rauch beschränkt zwar das<lb/> Ange des Gegners, hält aber seine Geschosse nicht ans. Die Reiterei war<lb/> eigentlich die einzige Waffe, die ans den Dampfmasken bis in die letzte Zeit<lb/> herein noch wirkliche Vorteile zu ziehen hoffte. Sie glaubte sie zu Über¬<lb/> raschungen, die ja eine Vorbedingung für ihr wirkungsvolles Eingreifen in<lb/> das Gefecht sind, ausnutzen zu können, und man wird zugeben, daß sie durch<lb/> ihren Wegfall schwer geschädigt wird. Die Möglichkeit der Schlachtenthätigkeit<lb/> der Kavallerie erleidet wiederum Einbuße. Vielleicht werdeu manche meinen:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
nicht sind. Ja wir gehen noch weiter, indem wir behanptein die Verteidigung
hat durch das rauchfreie Pulver keinen großen Gewinn; der Beweis dafür ist
einfach der, daß infolge der neuen kleinkalibrigen Waffen der Angriff unmittelbar
gegen die Front der Verteidigungsstellung schon jetzt aussichtslos war, und
daß es einen Steigerungsgrad von aussichtslos nicht giebt. Aber auch noch andre,
triftigere Gründe stehen uus zur Seite. Erstens hat mit der Unangreifbarkeit
der Verteidigung der Angriff insofern gewonnen, als es ihm leichter ist, ohne
Besorgnis vor Gegenstößen des Verteidigers gegen seine schwächern Stellen,
dort, wo er nur hinhaltend fechten will, seine ganze Kraft auf die schwachen
Punkte der Verteidigung, seien sie in Front bedecktes Gelände vor der
Stellung u. s. w. —, seien sie in der Flanke, zu richten und so Erfolge durch
die Übermacht oder durch die Gunst des Geländes oder durch Überraschung
an einer Stelle davonzutragen. Das genügt dann, denn man darf nie ver¬
gessen, daß die Verteidigung mir siegreich ist, wenn sie überall die Oberhand
gewinnt, daß der Angriff dagegen siegt, sobald er an einer einzigen Stelle
durchdringt. Sodann muß der Angreifer oft Gelegenheit haben, seine vorzüg¬
liche Waffe besser auszunutzen, als der Verteidiger, da die festen Stellungen
des letztern häufig eher zu erkennen sein werden, als die im Gelände ver¬
schwimmenden Linien des erster».
Eine ganz ähnliche Wechselwirkung wie bei dein Wegfall des Rauchs in
seinen Eigenschaften als Beeinträchtiger der Schußwirkung und als Nanchziel
finden wir bei dem zukünftigen Verschwinden der Dampfmnsken und Dampf¬
linien. Wir sind wohl dem Leser zunächst eine Erklärung dieser technischen
Ausdrücke schuldig. Man bezeichnet in der militärischen Sprache den Rauch
als Maske, wenn er die Bewegungen der Truppen hinter seinem Schleier
verbirgt, und versteht unter Dampflinien die Rancherscheinung bei fechtenden
Abteilungen, die deren Aufstellung bezeichnen. Natürlich wird mau auch hier
auf den ersten Blick meine», der Wegfall des Dampfes müsse uur Vorteile
bringen. Wir werden aber gleich sehen, daß das nicht der Fall ist. Erledigen
wir zunächst die Dampfmasken. Ihr Schutz mag früher bedeutend gewesen
sein, in der jüngsten Vergangenheit war er es infolge der gestreckten Flugbahnen
der neuesten Gewehre nicht mehr. Im Frieden sieht man Wohl Verschiebungen
der Truppen unmittelbar hinter der ersten Linie stattfinden, im Kriege würden
sich diese einfach von selbst verbieten, denn der Rauch beschränkt zwar das
Ange des Gegners, hält aber seine Geschosse nicht ans. Die Reiterei war
eigentlich die einzige Waffe, die ans den Dampfmasken bis in die letzte Zeit
herein noch wirkliche Vorteile zu ziehen hoffte. Sie glaubte sie zu Über¬
raschungen, die ja eine Vorbedingung für ihr wirkungsvolles Eingreifen in
das Gefecht sind, ausnutzen zu können, und man wird zugeben, daß sie durch
ihren Wegfall schwer geschädigt wird. Die Möglichkeit der Schlachtenthätigkeit
der Kavallerie erleidet wiederum Einbuße. Vielleicht werdeu manche meinen:
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