Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Der >,'i'!nie>!l>l"i' Ke>-ni"ni"v er den Unterricht im Hebräischen und im totus orbis ^rtiuin vorschreibt oder Der >,'i'!nie>!l>l»i' Ke>-ni»ni»v er den Unterricht im Hebräischen und im totus orbis ^rtiuin vorschreibt oder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0191" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206190"/> <fw type="header" place="top"> Der >,'i'!nie>!l>l»i' Ke>-ni»ni»v</fw><lb/> <p xml:id="ID_671" prev="#ID_670" next="#ID_672"> er den Unterricht im Hebräischen und im totus orbis ^rtiuin vorschreibt oder<lb/> vielmehr zuläßt. Denn es wird mich hier vor Überbürdung gewarnt und<lb/> empfohlen, auf das Alter Rücksicht zu nehme« (sehn S8t InibLnäg, astiitis rxckio)<lb/> und erst nach gründlicher EinPrägung des Lateinischen an die höhern Studien<lb/> zu gehen. Beide Pläne sind Erzeugnisse eines humanistischen Idealismus, wie<lb/> namentlich die Aufnahme des Griechischen zeigt. Wir werden an das Ideal<lb/> erinnert, das Vertreter der Renaissance in Italien ausstellte«, wenn wir<lb/> Melanchthon dabei die Absicht kundgeben hören, „für gereiftere Jünglinge,<lb/> welche die Grammatik !d. h. die lateinische! vollständig innehaben, einen Unter¬<lb/> richt in der Redekunst der Alten und überhaupt in den freien Künsten und<lb/> Wissenschaften zu eröffnen." Zwar bereiteten diese höhern Schulen auch besser<lb/> für das Studiuni auf der Universität vor als die gewöhnlichen Trivial- oder<lb/> Lateinschulen, aber der dort erworbene Bildimgsschatz, die lÄoP,vnd,in, im<lb/> weitern Sinne, war nach der Ansicht der Humanisten etwas so Herrliches,<lb/> daß seine Erwerbung sich auch bei denen reichlich lohnte, die später nicht noch<lb/> eine Universität bezogen. Die Nürnberger Akademie, wie wir die „obere<lb/> Schule" jetzt nennen dürfen, war übrigens die Verwirklichung eines Vorschlags,<lb/> den Jakob Wimpfeling 1501, also mehr als anderthalb Jahrzehnte vor dem<lb/> Beginn der Reformation, dem Straßburger Rate ohne Erfolg unterbreitet hatte.<lb/> Dieser hat in seiner (ZörmMig, einen Abschnitt von der Einrichtung eiues<lb/> Gymnasiums für die in den Anfangsgründen des Schreibens unterrichteten<lb/> Knaben, worin er fragt: „Wäre es nicht besser, eure Söhne, die zu frühzeitig<lb/> aus der Kinderschule >d. h. Trivialschule! genommen werden, wenn sie kaum<lb/> die ersten Buchstaben lesen tourner, noch fünf oder mindestens drei Jahre zur<lb/> Erlernung der freien Künste auf ein Gymnasium zu schicken, das sich auch in<lb/> eurer Stadt gründen ließe? . . . Auf dieser Schule würde man nnr die Schriften<lb/> der Redner, der Sittenlehrer und der Geschichtschreiber lesen, die man nicht<lb/> allein sür den geistlichen, sondern auch, und zwar noch weit mehr, für den<lb/> bürgerlichen, den ritterlichen und den ratsherrlichen Stand als nützlich erachten<lb/> wird." Man sieht, es mangelte hier das Griechische, mit dem Wimpfeling selbst<lb/> nicht vertraut war, sonst aber siel sein Vorschlag fast gänzlich mit dein spätern<lb/> Nürnberger Plane zusammen. Die Ausführung des letztern wollte aber nicht<lb/> recht gelingen, obwohl der Rat mit der Schule ein Alumneum verband. Ein<lb/> Gutachten des Senators Baumgartner giebt als hauptsächlichsten Grund dasür<lb/> an, daß in den stürmischen Zeiten nicht viel Sinn für das Studiren vor¬<lb/> handen sei, weil die fetten Pfründen und Sinekuren, die früher für viele das<lb/> Ziel gewesen waren, von der Reformation beseitigt worden seien. Hartfelder<lb/> indes sieht die Hauptgründe davon, daß die Schöpfung nicht zur Blüte kam,<lb/> in andern Umständen. „Zu alleu Zeiten — sagt er — waren die Eltern, die<lb/> ihren Kindern eine echt wissenschaftliche Ausbildung ohne jeden praktischen<lb/> Nebenzweck gebe» wollen, sehr wenig zahlreich. Die Nürnberger Patrizier</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0191]
Der >,'i'!nie>!l>l»i' Ke>-ni»ni»v
er den Unterricht im Hebräischen und im totus orbis ^rtiuin vorschreibt oder
vielmehr zuläßt. Denn es wird mich hier vor Überbürdung gewarnt und
empfohlen, auf das Alter Rücksicht zu nehme« (sehn S8t InibLnäg, astiitis rxckio)
und erst nach gründlicher EinPrägung des Lateinischen an die höhern Studien
zu gehen. Beide Pläne sind Erzeugnisse eines humanistischen Idealismus, wie
namentlich die Aufnahme des Griechischen zeigt. Wir werden an das Ideal
erinnert, das Vertreter der Renaissance in Italien ausstellte«, wenn wir
Melanchthon dabei die Absicht kundgeben hören, „für gereiftere Jünglinge,
welche die Grammatik !d. h. die lateinische! vollständig innehaben, einen Unter¬
richt in der Redekunst der Alten und überhaupt in den freien Künsten und
Wissenschaften zu eröffnen." Zwar bereiteten diese höhern Schulen auch besser
für das Studiuni auf der Universität vor als die gewöhnlichen Trivial- oder
Lateinschulen, aber der dort erworbene Bildimgsschatz, die lÄoP,vnd,in, im
weitern Sinne, war nach der Ansicht der Humanisten etwas so Herrliches,
daß seine Erwerbung sich auch bei denen reichlich lohnte, die später nicht noch
eine Universität bezogen. Die Nürnberger Akademie, wie wir die „obere
Schule" jetzt nennen dürfen, war übrigens die Verwirklichung eines Vorschlags,
den Jakob Wimpfeling 1501, also mehr als anderthalb Jahrzehnte vor dem
Beginn der Reformation, dem Straßburger Rate ohne Erfolg unterbreitet hatte.
Dieser hat in seiner (ZörmMig, einen Abschnitt von der Einrichtung eiues
Gymnasiums für die in den Anfangsgründen des Schreibens unterrichteten
Knaben, worin er fragt: „Wäre es nicht besser, eure Söhne, die zu frühzeitig
aus der Kinderschule >d. h. Trivialschule! genommen werden, wenn sie kaum
die ersten Buchstaben lesen tourner, noch fünf oder mindestens drei Jahre zur
Erlernung der freien Künste auf ein Gymnasium zu schicken, das sich auch in
eurer Stadt gründen ließe? . . . Auf dieser Schule würde man nnr die Schriften
der Redner, der Sittenlehrer und der Geschichtschreiber lesen, die man nicht
allein sür den geistlichen, sondern auch, und zwar noch weit mehr, für den
bürgerlichen, den ritterlichen und den ratsherrlichen Stand als nützlich erachten
wird." Man sieht, es mangelte hier das Griechische, mit dem Wimpfeling selbst
nicht vertraut war, sonst aber siel sein Vorschlag fast gänzlich mit dein spätern
Nürnberger Plane zusammen. Die Ausführung des letztern wollte aber nicht
recht gelingen, obwohl der Rat mit der Schule ein Alumneum verband. Ein
Gutachten des Senators Baumgartner giebt als hauptsächlichsten Grund dasür
an, daß in den stürmischen Zeiten nicht viel Sinn für das Studiren vor¬
handen sei, weil die fetten Pfründen und Sinekuren, die früher für viele das
Ziel gewesen waren, von der Reformation beseitigt worden seien. Hartfelder
indes sieht die Hauptgründe davon, daß die Schöpfung nicht zur Blüte kam,
in andern Umständen. „Zu alleu Zeiten — sagt er — waren die Eltern, die
ihren Kindern eine echt wissenschaftliche Ausbildung ohne jeden praktischen
Nebenzweck gebe» wollen, sehr wenig zahlreich. Die Nürnberger Patrizier
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