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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.

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Gladstone und der Dreibund

as Oktoberhcft der LiontsiupoiAr/lisvisv brachte eine" Aufsatz über
auswärtige Politik Englands, der in der gesamten europäischen
Presse wiederhallte und wie ein Ereignis behandelt wurde, uicht
weil er besonders viel politische Weisheit und Tugend enthalten
oder irgend welche Gehenunisse enthüllt hätte, sondern weil der
Grieche Utidanos (deutsch: Taugenichts), der ihn unterzeichnet hatte, genauer
besehen ein vielgenannter englischer Parteiführer war, der wiederholt als
Premierminister der Königin Viktoria die Geschäfte leitete, wieder an ihre Spitze
zu gelangen wünscht und seinen Wunsch unter günstigen Umständen erfüllt
sehe" kann -- kein Geringerer nämlich als Herr Gladstone, den seine Verehrer
den "großen Alten" nennen, während seine englischen Gegner zwar seine Redner¬
gabe und seine Befähigung als Finanzmann anerkennen, in seiner irischen und
ägyptischen Politik aber nur das Gegenteil von Größe erblicken, und der uns
hier wieder einmal wie vorher schon oft als verbissener Feind der Bismarckschen
Friedenspolitik und als Vertreter einer falsch rechnenden britischen Selbstsucht
entgegentritt.

Mau hatte, wenn man ihm staatsmännischen Sinn zuschrieb, vom eng¬
lischen Standpunkte urteilend einigen Grund, an seiner Verfasserschaft zu
zweifeln. Lord Snlisbury hat eine schwierige Aufgabe vor sich, wenn er das
Staatsschiff zwischen Bündnissen, die zu bedenklichen Verwicklungen führen
können, und der Verpflichtung, den englischen Einfluß für die Erhaltung des
Weltfriedens kräftig wirken zu lassen, hindurchsteuern soll. Als ehemaliger
Ministerpräsident muß der jetzige Führer der liberalen Opposition wissen, daß
der gegenwärtige Siegelbewahrer des Auswärtigen Amtes Kunde von gewissen
Geheimnissen besitzt, die er nicht an die große Glocke hängen darf, und daß
er auch nicht immer die Gründe lant werden lasse" kaun, die ihm bei einer


Grenzboten IV 1L89 14


Gladstone und der Dreibund

as Oktoberhcft der LiontsiupoiAr/lisvisv brachte eine» Aufsatz über
auswärtige Politik Englands, der in der gesamten europäischen
Presse wiederhallte und wie ein Ereignis behandelt wurde, uicht
weil er besonders viel politische Weisheit und Tugend enthalten
oder irgend welche Gehenunisse enthüllt hätte, sondern weil der
Grieche Utidanos (deutsch: Taugenichts), der ihn unterzeichnet hatte, genauer
besehen ein vielgenannter englischer Parteiführer war, der wiederholt als
Premierminister der Königin Viktoria die Geschäfte leitete, wieder an ihre Spitze
zu gelangen wünscht und seinen Wunsch unter günstigen Umständen erfüllt
sehe» kann — kein Geringerer nämlich als Herr Gladstone, den seine Verehrer
den „großen Alten" nennen, während seine englischen Gegner zwar seine Redner¬
gabe und seine Befähigung als Finanzmann anerkennen, in seiner irischen und
ägyptischen Politik aber nur das Gegenteil von Größe erblicken, und der uns
hier wieder einmal wie vorher schon oft als verbissener Feind der Bismarckschen
Friedenspolitik und als Vertreter einer falsch rechnenden britischen Selbstsucht
entgegentritt.

Mau hatte, wenn man ihm staatsmännischen Sinn zuschrieb, vom eng¬
lischen Standpunkte urteilend einigen Grund, an seiner Verfasserschaft zu
zweifeln. Lord Snlisbury hat eine schwierige Aufgabe vor sich, wenn er das
Staatsschiff zwischen Bündnissen, die zu bedenklichen Verwicklungen führen
können, und der Verpflichtung, den englischen Einfluß für die Erhaltung des
Weltfriedens kräftig wirken zu lassen, hindurchsteuern soll. Als ehemaliger
Ministerpräsident muß der jetzige Führer der liberalen Opposition wissen, daß
der gegenwärtige Siegelbewahrer des Auswärtigen Amtes Kunde von gewissen
Geheimnissen besitzt, die er nicht an die große Glocke hängen darf, und daß
er auch nicht immer die Gründe lant werden lasse» kaun, die ihm bei einer


Grenzboten IV 1L89 14
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[0113] [Abbildung] Gladstone und der Dreibund as Oktoberhcft der LiontsiupoiAr/lisvisv brachte eine» Aufsatz über auswärtige Politik Englands, der in der gesamten europäischen Presse wiederhallte und wie ein Ereignis behandelt wurde, uicht weil er besonders viel politische Weisheit und Tugend enthalten oder irgend welche Gehenunisse enthüllt hätte, sondern weil der Grieche Utidanos (deutsch: Taugenichts), der ihn unterzeichnet hatte, genauer besehen ein vielgenannter englischer Parteiführer war, der wiederholt als Premierminister der Königin Viktoria die Geschäfte leitete, wieder an ihre Spitze zu gelangen wünscht und seinen Wunsch unter günstigen Umständen erfüllt sehe» kann — kein Geringerer nämlich als Herr Gladstone, den seine Verehrer den „großen Alten" nennen, während seine englischen Gegner zwar seine Redner¬ gabe und seine Befähigung als Finanzmann anerkennen, in seiner irischen und ägyptischen Politik aber nur das Gegenteil von Größe erblicken, und der uns hier wieder einmal wie vorher schon oft als verbissener Feind der Bismarckschen Friedenspolitik und als Vertreter einer falsch rechnenden britischen Selbstsucht entgegentritt. Mau hatte, wenn man ihm staatsmännischen Sinn zuschrieb, vom eng¬ lischen Standpunkte urteilend einigen Grund, an seiner Verfasserschaft zu zweifeln. Lord Snlisbury hat eine schwierige Aufgabe vor sich, wenn er das Staatsschiff zwischen Bündnissen, die zu bedenklichen Verwicklungen führen können, und der Verpflichtung, den englischen Einfluß für die Erhaltung des Weltfriedens kräftig wirken zu lassen, hindurchsteuern soll. Als ehemaliger Ministerpräsident muß der jetzige Führer der liberalen Opposition wissen, daß der gegenwärtige Siegelbewahrer des Auswärtigen Amtes Kunde von gewissen Geheimnissen besitzt, die er nicht an die große Glocke hängen darf, und daß er auch nicht immer die Gründe lant werden lasse» kaun, die ihm bei einer Grenzboten IV 1L89 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_205998/113>, abgerufen am 21.12.2024.