Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches "ud Unmaßgebliches Aber zum erstenmale fühlte sie sich gleichsam fremd in diesem Kreise. (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Zur katholischen Geschichtsmacherei. Aus Autnß des PapstjnlnlänmS Alles wir glauben nicht, daß die oben zitirten Liedervariationen und andre
Diese Berhöhunng des Patriotismus, die leider! mitten in deutschen Lunden möglich Maßgebliches »ud Unmaßgebliches Aber zum erstenmale fühlte sie sich gleichsam fremd in diesem Kreise. (Fortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Zur katholischen Geschichtsmacherei. Aus Autnß des PapstjnlnlänmS Alles wir glauben nicht, daß die oben zitirten Liedervariationen und andre
Diese Berhöhunng des Patriotismus, die leider! mitten in deutschen Lunden möglich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0110" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/206109"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches »ud Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_412"> Aber zum erstenmale fühlte sie sich gleichsam fremd in diesem Kreise.<lb/> Weder die Jagdgeschichten des Jägers Martin noch die Schriftgelehrten Aus¬<lb/> einandersetzungen des Webers Zacharias wollten heute ihre Gedanken fesseln.<lb/> Sobald sie sich unbemerkt davon schleichen konnte, huschte sie aus dem Zimmer<lb/> hinaus und begab sich in ihre Kammer.</p><lb/> <p xml:id="ID_413"> (Fortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <p xml:id="ID_414"> Zur katholischen Geschichtsmacherei. Aus Autnß des PapstjnlnlänmS<lb/> wurden muh vaterländische Kernlieder ins Päpstliche umgeändert, und so wurden<lb/> und werden !>n katholischen Balle statt „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine<lb/> Farben?" gesungen: „Ich bin katholisch, kennt ihr meinen Glauben?" statt „Fest<lb/> steht und tren die Wucht am Rhein": „Fest steht Se. Petri Fels zu Rom." Dazu<lb/> schreibt R. Weitbrecht im siebenten Hefte der „Deutsch-evangelischen Blätter" vom<lb/> 8. Juli 1389: „Man mag das für eine bloße Geschmacksverirrung halten; wir<lb/> glauben, daß auch hierin die Absicht steckt, dem deutschen Katholiken alles Baler><lb/> ländische wegzunehmen und in sein Herz vor allem die Liebe zu einem Bnterlnnde<lb/> jenseits der Alpen einzupflanzen. Je vatcrlaudsloser daS katholische Volk wird, je<lb/> mehr es der allgemeinen deutschen Bildung entfremdet lvird, umso leichter läßt es<lb/> sich zu römischen -jlvecken niißbrauchcu."</p><lb/> <p xml:id="ID_415" next="#ID_416"> Alles wir glauben nicht, daß die oben zitirten Liedervariationen und andre<lb/> selbständige Produkte bloß Erzeugnisse des „wundervollen katholischen Liederfrühliugs"<lb/> seien, der sogar in Edmund Vehriuger einen neuen Dante hervorgebracht haben soll<lb/> („Die Apostel deS Herrn" heißt BehriugerS Dauteleistuug); diese Bereicherungen der<lb/> vaterländischen Poesie, die „wie ein hoher Stern aus dem nmdüsierten Himmel"<lb/> derselben nach dem Urteile des „Erzählers vom Main" hervorleuchten sollen, ent><lb/> stammen demselben Wahrheitssinne, dein die katholischen „Forschungen" des „großen<lb/> Geschichtsschreibers" Janssen mit seineu falschen Zitaten entstammen; auch haben sie<lb/> dieselbe Absicht, wie die „Eichsfeldia," wenn sie als Andenken, an den Sednntag<lb/> in ihrer Beilage „Erholungsstunden" 1888 unter der Aufschrift: „Der sonderbare<lb/> Heilige" dichtet:</p><lb/> <quote> <lg xml:id="POEMID_8" type="poem"> <l> Es dauerte Se. Sedans Ruhm<lb/> Kaum leider ein Dezennium;<lb/> Denn seit die Einigkeit eutflohu,<lb/> Fiel auch der Einigkeitspntron.<lb/> Nur noch in Schul- und Kinderstuben<lb/> Erbaut er jetzt die deutschen Buben,<lb/> Und lebt dort als Staatspensionär<lb/> Und wunderlicher Heiliger.</l> </lg> </quote><lb/> <p xml:id="ID_416" prev="#ID_415" next="#ID_417"> Diese Berhöhunng des Patriotismus, die leider! mitten in deutschen Lunden möglich<lb/> ist, gehört zu dein blühenden Geschäftskatholizismus, der in der deutschen Presse</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0110]
Maßgebliches »ud Unmaßgebliches
Aber zum erstenmale fühlte sie sich gleichsam fremd in diesem Kreise.
Weder die Jagdgeschichten des Jägers Martin noch die Schriftgelehrten Aus¬
einandersetzungen des Webers Zacharias wollten heute ihre Gedanken fesseln.
Sobald sie sich unbemerkt davon schleichen konnte, huschte sie aus dem Zimmer
hinaus und begab sich in ihre Kammer.
(Fortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Zur katholischen Geschichtsmacherei. Aus Autnß des PapstjnlnlänmS
wurden muh vaterländische Kernlieder ins Päpstliche umgeändert, und so wurden
und werden !>n katholischen Balle statt „Ich bin ein Preuße, kennt ihr meine
Farben?" gesungen: „Ich bin katholisch, kennt ihr meinen Glauben?" statt „Fest
steht und tren die Wucht am Rhein": „Fest steht Se. Petri Fels zu Rom." Dazu
schreibt R. Weitbrecht im siebenten Hefte der „Deutsch-evangelischen Blätter" vom
8. Juli 1389: „Man mag das für eine bloße Geschmacksverirrung halten; wir
glauben, daß auch hierin die Absicht steckt, dem deutschen Katholiken alles Baler>
ländische wegzunehmen und in sein Herz vor allem die Liebe zu einem Bnterlnnde
jenseits der Alpen einzupflanzen. Je vatcrlaudsloser daS katholische Volk wird, je
mehr es der allgemeinen deutschen Bildung entfremdet lvird, umso leichter läßt es
sich zu römischen -jlvecken niißbrauchcu."
Alles wir glauben nicht, daß die oben zitirten Liedervariationen und andre
selbständige Produkte bloß Erzeugnisse des „wundervollen katholischen Liederfrühliugs"
seien, der sogar in Edmund Vehriuger einen neuen Dante hervorgebracht haben soll
(„Die Apostel deS Herrn" heißt BehriugerS Dauteleistuug); diese Bereicherungen der
vaterländischen Poesie, die „wie ein hoher Stern aus dem nmdüsierten Himmel"
derselben nach dem Urteile des „Erzählers vom Main" hervorleuchten sollen, ent>
stammen demselben Wahrheitssinne, dein die katholischen „Forschungen" des „großen
Geschichtsschreibers" Janssen mit seineu falschen Zitaten entstammen; auch haben sie
dieselbe Absicht, wie die „Eichsfeldia," wenn sie als Andenken, an den Sednntag
in ihrer Beilage „Erholungsstunden" 1888 unter der Aufschrift: „Der sonderbare
Heilige" dichtet:
Es dauerte Se. Sedans Ruhm
Kaum leider ein Dezennium;
Denn seit die Einigkeit eutflohu,
Fiel auch der Einigkeitspntron.
Nur noch in Schul- und Kinderstuben
Erbaut er jetzt die deutschen Buben,
Und lebt dort als Staatspensionär
Und wunderlicher Heiliger.
Diese Berhöhunng des Patriotismus, die leider! mitten in deutschen Lunden möglich
ist, gehört zu dein blühenden Geschäftskatholizismus, der in der deutschen Presse
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