Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Gstprenße" und die Getreidezölle Preise, sondern überstiegen sie hin und wieder. Die französischen Kriege, durch die, Gstprenße» und die Getreidezölle Preise, sondern überstiegen sie hin und wieder. Die französischen Kriege, durch die, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0590" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205321"/> <fw type="header" place="top"> Gstprenße» und die Getreidezölle</fw><lb/> <p xml:id="ID_1658" prev="#ID_1657" next="#ID_1659"> Preise, sondern überstiegen sie hin und wieder. Die französischen Kriege, durch die,<lb/> verbunden mit dem Kontinentalshstcm Napoleons, die Ostseeprovinzen unendlich<lb/> gelitten haben, brachten diesen Aufschwung der Landwirtschaft zu jähem Falle,<lb/> von dem sie sich heute noch nicht vollständig erholt hat. Der Antrag von<lb/> Ampcich und Genossen würde das Ostseegebiet in diese paradiesischen Zustände<lb/> zurückversetzen. Denn die Getreidehändler würden begierig alles im Gebiete<lb/> erzeugte Getreide aufkaufen und ausführen, da sie außer dein Weltmarktpreise<lb/> dafür noch den Jmportschein erhalten würden, der den Wert des Zollbetrages,<lb/> bei Weizen also 5 Mark für den Doppelzentner, betragt. Zu Gunsten des<lb/> ostdeutschen Landwirth würde mit einem Schlage sogleich eine allgemeine Preis¬<lb/> steigerung seines Getreides in der Höhe des Zollbetrages eintreten. Der<lb/> Getreidehändler der Seehäfen würde ebenfalls reiche Geschäfte machen. Nach¬<lb/> dem er das gesamte ostdeutsche Getreide uach seinem Belieben auf jeden ihm<lb/> besonders passenden Auslandsmarkt gebracht hätte, würde er die Jmportscheine<lb/> zunächst dazu verwenden, russisches Getreide zunächst zur Deckung des in¬<lb/> ländischen Bedarfes oder, wenn er mit dem Auslande noch weitere Geschäfte<lb/> machen kann, auch zur Ausfuhr zollfrei einzuführen. Vermochte der Getreide¬<lb/> händler im Seehafen weiter kein Getreide in das Ausland zu werfen und<lb/> besäße er noch Jmportscheine, so verkaufte er diese zunächst mit geringem Ver¬<lb/> luste an die süddeutschen Importeure in Köln, Mannheim, Lindau und Regens-<lb/> burg, die in dem Süden und Westen Deutschlands russisches oder österreichisches<lb/> Getreide einführen und mit den angekauften Jmpvrtscheinen den Zoll bei der<lb/> Einfuhr bezahlen. Der Handel mit Jmportscheinen würde an den Getreide¬<lb/> börsen sehr beträchtlich werden und das Angebot und die Nachfrage ihren<lb/> Preis bestimmen. So lange der Preis g,l xg-ri stünde, also dem Zollbetrage<lb/> ungefähr gleichkäme, lägen keine Bedenken vor, und auch der Westen und<lb/> Süden Deutschlands würden keinen Einspruch gegen den Ampachschcn Antrag<lb/> erheben können. Ein Widerspruch wäre mir dann gerechtfertigt, wenn der<lb/> West- und süddeutsche Importeur die Jmportscheine unter pari, also für<lb/> einen Minderbetrag ankaufen könnte, mithin das in den Westen und Süden<lb/> Deutschlands einzuführende ausländische Getreide einen entsprechend geringern<lb/> Zoll oder vielleicht einen ganz geringen Zoll zu tragen hätte. Vielleicht würde<lb/> die Einfuhr nahezu zollfrei, und die Preissteigerung im Osten und Norden<lb/> Deutschlands würde von einer gleichmäßigen Preiserniedrigung im Westen und<lb/> Süden begleitet sein. Diese Befürchtung liegt bei genauer Erwägung des<lb/> Ampachschcn Antrags unzweifelhaft nahe, und würde insbesondre in gesegneten<lb/> Erutejahren zur Thatsache werden, wenn nämlich aus dem Ostseegebiete be¬<lb/> deutende Getreidemassen ausgeführt, in den westlichen Provinzen aber geringe<lb/> Mengen eingeführt werden. In letztern würden dann niedrige Getreidepreise<lb/> herrschen, die von den Seehäfen im Überflüsse angebotenen Jmportscheine hatten<lb/> einen geringen Kurs von 10 oder 20 Prozent, und auf diese so billig auge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0590]
Gstprenße» und die Getreidezölle
Preise, sondern überstiegen sie hin und wieder. Die französischen Kriege, durch die,
verbunden mit dem Kontinentalshstcm Napoleons, die Ostseeprovinzen unendlich
gelitten haben, brachten diesen Aufschwung der Landwirtschaft zu jähem Falle,
von dem sie sich heute noch nicht vollständig erholt hat. Der Antrag von
Ampcich und Genossen würde das Ostseegebiet in diese paradiesischen Zustände
zurückversetzen. Denn die Getreidehändler würden begierig alles im Gebiete
erzeugte Getreide aufkaufen und ausführen, da sie außer dein Weltmarktpreise
dafür noch den Jmportschein erhalten würden, der den Wert des Zollbetrages,
bei Weizen also 5 Mark für den Doppelzentner, betragt. Zu Gunsten des
ostdeutschen Landwirth würde mit einem Schlage sogleich eine allgemeine Preis¬
steigerung seines Getreides in der Höhe des Zollbetrages eintreten. Der
Getreidehändler der Seehäfen würde ebenfalls reiche Geschäfte machen. Nach¬
dem er das gesamte ostdeutsche Getreide uach seinem Belieben auf jeden ihm
besonders passenden Auslandsmarkt gebracht hätte, würde er die Jmportscheine
zunächst dazu verwenden, russisches Getreide zunächst zur Deckung des in¬
ländischen Bedarfes oder, wenn er mit dem Auslande noch weitere Geschäfte
machen kann, auch zur Ausfuhr zollfrei einzuführen. Vermochte der Getreide¬
händler im Seehafen weiter kein Getreide in das Ausland zu werfen und
besäße er noch Jmportscheine, so verkaufte er diese zunächst mit geringem Ver¬
luste an die süddeutschen Importeure in Köln, Mannheim, Lindau und Regens-
burg, die in dem Süden und Westen Deutschlands russisches oder österreichisches
Getreide einführen und mit den angekauften Jmpvrtscheinen den Zoll bei der
Einfuhr bezahlen. Der Handel mit Jmportscheinen würde an den Getreide¬
börsen sehr beträchtlich werden und das Angebot und die Nachfrage ihren
Preis bestimmen. So lange der Preis g,l xg-ri stünde, also dem Zollbetrage
ungefähr gleichkäme, lägen keine Bedenken vor, und auch der Westen und
Süden Deutschlands würden keinen Einspruch gegen den Ampachschcn Antrag
erheben können. Ein Widerspruch wäre mir dann gerechtfertigt, wenn der
West- und süddeutsche Importeur die Jmportscheine unter pari, also für
einen Minderbetrag ankaufen könnte, mithin das in den Westen und Süden
Deutschlands einzuführende ausländische Getreide einen entsprechend geringern
Zoll oder vielleicht einen ganz geringen Zoll zu tragen hätte. Vielleicht würde
die Einfuhr nahezu zollfrei, und die Preissteigerung im Osten und Norden
Deutschlands würde von einer gleichmäßigen Preiserniedrigung im Westen und
Süden begleitet sein. Diese Befürchtung liegt bei genauer Erwägung des
Ampachschcn Antrags unzweifelhaft nahe, und würde insbesondre in gesegneten
Erutejahren zur Thatsache werden, wenn nämlich aus dem Ostseegebiete be¬
deutende Getreidemassen ausgeführt, in den westlichen Provinzen aber geringe
Mengen eingeführt werden. In letztern würden dann niedrige Getreidepreise
herrschen, die von den Seehäfen im Überflüsse angebotenen Jmportscheine hatten
einen geringen Kurs von 10 oder 20 Prozent, und auf diese so billig auge-
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