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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

nieder. Allen zuvor that sich in dieser Richtung das jüngste soland terribls
der Opposition. Baron Dumreicher, der mit sichrer Hand jedesmal Seiten zu
berühren weiß, die an entscheidender Stelle die empfindlichsten sind. Nicht in
der Erregung des Augenblickes, souderu, wie Satz für Satz seine Rede und
nicht minder die Art des Vortrages bewies, einen nuswendiggclernten, mit
allein Raffinement ausgefeilten Aufsatz hersagend, bediente er nicht allein den
Minister, seinen einstigen Vorgesetzten, der seine Talente nicht nach Wunsch
gewürdigt haben soll, mit den ausgesuchtesten Bosheiten und Grobheiten, sondern
sand es angemessen, an die Verdrängung Österreichs aus Deutschland und
Italien mit der ausdrücklichen Wendung zu erinnern, Osterreich wolle, da es
nicht mehr die erste deutsche Macht, nunmehr die zweite slawische zu sein ver¬
suchen, und in diesem Ringen werde es der Krone ebenso ergehen, wie gegen¬
über deu Häusern Savoyen und Hohenzollern! Wie sich Klerikale und Slawen
dergleichen Äußerungen zu Nutzen zu machen pflegen, haben wir zur Genüge
erfahren. Will der einzelne sich mutwillig in Ungunst setzen, so ist das aller¬
dings seine Sache, aber im Namen einer Partei, ja eines ganzen Volksstammes
sprechend schädigt er diesen aufs tiefste. Und daran ändert es nichts, daß
ihm ein Slvvene von ebensoviel Takt und Geschmack antwortete; den Vor¬
wand für deu ganzen Gallenerguß hatte nämlich die offizielle Hätschelung des
Slovenentums hergeben müssen.

Ja, mit seinen Feinden würde es das Deutschtum in Österreich noch aus¬
nehmen können, aber die gewissen Freunde!




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vom Deutschen Einheitsschulverein. Nachdem die Grenzboten zu wieder¬
holten Malen über den "Deutschen Einheitsschulverein" und seinen Bestrebungen
und Versammlungen berichtet haben, werden es uns unsre Leser danken, wenn wir
sie auch auf die in kurzem bevorstehende dritte Hauptversammlung dieses Vereins
hinweisen. Sie findet am 23. und 24. April in Jena statt, und zwar die nicht¬
öffentliche Sitzung der Vereinsmitglieder ebenso wie die öffentlichen Versammlungen
im Schulsaale des Gymnasiums.

Für den Abend des 22. April ist eine zwanglose Vereinigung zur gegen¬
seitigen Begrüßung im Gasthofe zum deutschen Hause angesetzt. Am 23. April
findet zunächst um 9 Uhr eine nichtöffentliche Sitzung der Mitglieder des Vereins
statt. Für diese Sitzung ist aus verschiednen Gründen diese Zeit gewählt und
es sind mehrere Stunden dazu angesetzt werden, weil verschiedne wichtige Vereins-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

nieder. Allen zuvor that sich in dieser Richtung das jüngste soland terribls
der Opposition. Baron Dumreicher, der mit sichrer Hand jedesmal Seiten zu
berühren weiß, die an entscheidender Stelle die empfindlichsten sind. Nicht in
der Erregung des Augenblickes, souderu, wie Satz für Satz seine Rede und
nicht minder die Art des Vortrages bewies, einen nuswendiggclernten, mit
allein Raffinement ausgefeilten Aufsatz hersagend, bediente er nicht allein den
Minister, seinen einstigen Vorgesetzten, der seine Talente nicht nach Wunsch
gewürdigt haben soll, mit den ausgesuchtesten Bosheiten und Grobheiten, sondern
sand es angemessen, an die Verdrängung Österreichs aus Deutschland und
Italien mit der ausdrücklichen Wendung zu erinnern, Osterreich wolle, da es
nicht mehr die erste deutsche Macht, nunmehr die zweite slawische zu sein ver¬
suchen, und in diesem Ringen werde es der Krone ebenso ergehen, wie gegen¬
über deu Häusern Savoyen und Hohenzollern! Wie sich Klerikale und Slawen
dergleichen Äußerungen zu Nutzen zu machen pflegen, haben wir zur Genüge
erfahren. Will der einzelne sich mutwillig in Ungunst setzen, so ist das aller¬
dings seine Sache, aber im Namen einer Partei, ja eines ganzen Volksstammes
sprechend schädigt er diesen aufs tiefste. Und daran ändert es nichts, daß
ihm ein Slvvene von ebensoviel Takt und Geschmack antwortete; den Vor¬
wand für deu ganzen Gallenerguß hatte nämlich die offizielle Hätschelung des
Slovenentums hergeben müssen.

Ja, mit seinen Feinden würde es das Deutschtum in Österreich noch aus¬
nehmen können, aber die gewissen Freunde!




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vom Deutschen Einheitsschulverein. Nachdem die Grenzboten zu wieder¬
holten Malen über den „Deutschen Einheitsschulverein" und seinen Bestrebungen
und Versammlungen berichtet haben, werden es uns unsre Leser danken, wenn wir
sie auch auf die in kurzem bevorstehende dritte Hauptversammlung dieses Vereins
hinweisen. Sie findet am 23. und 24. April in Jena statt, und zwar die nicht¬
öffentliche Sitzung der Vereinsmitglieder ebenso wie die öffentlichen Versammlungen
im Schulsaale des Gymnasiums.

Für den Abend des 22. April ist eine zwanglose Vereinigung zur gegen¬
seitigen Begrüßung im Gasthofe zum deutschen Hause angesetzt. Am 23. April
findet zunächst um 9 Uhr eine nichtöffentliche Sitzung der Mitglieder des Vereins
statt. Für diese Sitzung ist aus verschiednen Gründen diese Zeit gewählt und
es sind mehrere Stunden dazu angesetzt werden, weil verschiedne wichtige Vereins-


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[0053] Maßgebliches und Unmaßgebliches nieder. Allen zuvor that sich in dieser Richtung das jüngste soland terribls der Opposition. Baron Dumreicher, der mit sichrer Hand jedesmal Seiten zu berühren weiß, die an entscheidender Stelle die empfindlichsten sind. Nicht in der Erregung des Augenblickes, souderu, wie Satz für Satz seine Rede und nicht minder die Art des Vortrages bewies, einen nuswendiggclernten, mit allein Raffinement ausgefeilten Aufsatz hersagend, bediente er nicht allein den Minister, seinen einstigen Vorgesetzten, der seine Talente nicht nach Wunsch gewürdigt haben soll, mit den ausgesuchtesten Bosheiten und Grobheiten, sondern sand es angemessen, an die Verdrängung Österreichs aus Deutschland und Italien mit der ausdrücklichen Wendung zu erinnern, Osterreich wolle, da es nicht mehr die erste deutsche Macht, nunmehr die zweite slawische zu sein ver¬ suchen, und in diesem Ringen werde es der Krone ebenso ergehen, wie gegen¬ über deu Häusern Savoyen und Hohenzollern! Wie sich Klerikale und Slawen dergleichen Äußerungen zu Nutzen zu machen pflegen, haben wir zur Genüge erfahren. Will der einzelne sich mutwillig in Ungunst setzen, so ist das aller¬ dings seine Sache, aber im Namen einer Partei, ja eines ganzen Volksstammes sprechend schädigt er diesen aufs tiefste. Und daran ändert es nichts, daß ihm ein Slvvene von ebensoviel Takt und Geschmack antwortete; den Vor¬ wand für deu ganzen Gallenerguß hatte nämlich die offizielle Hätschelung des Slovenentums hergeben müssen. Ja, mit seinen Feinden würde es das Deutschtum in Österreich noch aus¬ nehmen können, aber die gewissen Freunde! Maßgebliches und Unmaßgebliches Vom Deutschen Einheitsschulverein. Nachdem die Grenzboten zu wieder¬ holten Malen über den „Deutschen Einheitsschulverein" und seinen Bestrebungen und Versammlungen berichtet haben, werden es uns unsre Leser danken, wenn wir sie auch auf die in kurzem bevorstehende dritte Hauptversammlung dieses Vereins hinweisen. Sie findet am 23. und 24. April in Jena statt, und zwar die nicht¬ öffentliche Sitzung der Vereinsmitglieder ebenso wie die öffentlichen Versammlungen im Schulsaale des Gymnasiums. Für den Abend des 22. April ist eine zwanglose Vereinigung zur gegen¬ seitigen Begrüßung im Gasthofe zum deutschen Hause angesetzt. Am 23. April findet zunächst um 9 Uhr eine nichtöffentliche Sitzung der Mitglieder des Vereins statt. Für diese Sitzung ist aus verschiednen Gründen diese Zeit gewählt und es sind mehrere Stunden dazu angesetzt werden, weil verschiedne wichtige Vereins-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/53>, abgerufen am 05.02.2025.