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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

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Parlamentarische Arbeitsteilung

-den nach allen Seiten wirkenden Schöpfungen Albrecht Dürers, schlägt unsre Teil¬
nahme und anerkennende Bewunderung in das Gefühl des Stolzes und
der Begeisterung um, denen kein Wenn und Aber kritischer Bedachtsnmkeit
Stand hält. Wer an den Werken des Kunstdruckes nur irgend Freude zu
empfinden vermag, wird hier ohne Einschränkung sich dem Genuß echter und
tiefer Kunsteindrücke hingeben können. Aus der Fülle der Kupferstiche Dürers
ist in der Ausstellung eine erlesene Auswahl -- zum großen Teil in den
Prächtigen Abdrücke,, der 1877 erworbenen Sammlung Posvnhi -- dem Be-
schnner vorgeführt, die sicher ihren Eindruck nicht verfehlen und die Lust zu
weiterem Eindringen in die Schätze Dürerschen Geistes auch in Neulingen
anregen wird. Nur die letztem wollen wir im folgenden erläuternd und weg¬
weisend begleiten, ohne den Anspruch, über Dürers Entwicklung und Bedeutung
etwas Neues vorzubringen.

(Fortsetzung folgt)




Parlamentarische Arbeitsteilung

le allzu große parlamentarische Arbeitslast in Deutschland ist ein
offenbarer und vielbeklagter llbelstand. Um die Ehre eines
Volksvertreters kann sich deshalb nur der bewerben, der in
seinem Beruf abkömmlich ist. Die Volksvertretung soll aber aus
Berufsparlamentariern und überhaupt aus Männern, die nußer-
halb des praktischen Lebens stehen, in möglichst geringem Umfange bestehen,
ste soll sich aus solchen, welche Leiden und Freuden in der Industrie, in der
Landwirtschaft und im Handel durch praktische Thätigkeit und eigne Erfah¬
rung kenne", auch aus Ärzten, Nechtsanwälten und Beamten zusammensetzen.
Allen diesen aber macht der Umfang der parlamentarische" Arbeit die Über¬
nahme eines Maubads fast unmöglich. Der Privatmann muß in seinem
Beruf abkömmlich sein, und der Beamte mich sein Amt auf lange Zeit einem
andern übergeben. Das Amt selbst muß darunter leiden, denn es ist doch,
namentlich in den höheren Regionen, gerade diesem Beamten wegen besondrer
Eigenschaften übertragen worden. Der Beamte selbst sollte hierauf den größten
Wert legen und sich laut dagegen verwahren, daß er zu den "vertretbaren"
Dingen in der Welt gehöre, d. h. zu denen, deren Funktionen ebenso gut von
andern ihrer Art erfüllt werden können. Ebenso leidet aber auch durch lang¬
dauernde Abwesenheit der Beruf des Privatmanns insoweit als dieser, selbst
anwesend, seine Arbeitskraft ihm nutzbar machen würde. Die parlamen-


Parlamentarische Arbeitsteilung

-den nach allen Seiten wirkenden Schöpfungen Albrecht Dürers, schlägt unsre Teil¬
nahme und anerkennende Bewunderung in das Gefühl des Stolzes und
der Begeisterung um, denen kein Wenn und Aber kritischer Bedachtsnmkeit
Stand hält. Wer an den Werken des Kunstdruckes nur irgend Freude zu
empfinden vermag, wird hier ohne Einschränkung sich dem Genuß echter und
tiefer Kunsteindrücke hingeben können. Aus der Fülle der Kupferstiche Dürers
ist in der Ausstellung eine erlesene Auswahl — zum großen Teil in den
Prächtigen Abdrücke,, der 1877 erworbenen Sammlung Posvnhi — dem Be-
schnner vorgeführt, die sicher ihren Eindruck nicht verfehlen und die Lust zu
weiterem Eindringen in die Schätze Dürerschen Geistes auch in Neulingen
anregen wird. Nur die letztem wollen wir im folgenden erläuternd und weg¬
weisend begleiten, ohne den Anspruch, über Dürers Entwicklung und Bedeutung
etwas Neues vorzubringen.

(Fortsetzung folgt)




Parlamentarische Arbeitsteilung

le allzu große parlamentarische Arbeitslast in Deutschland ist ein
offenbarer und vielbeklagter llbelstand. Um die Ehre eines
Volksvertreters kann sich deshalb nur der bewerben, der in
seinem Beruf abkömmlich ist. Die Volksvertretung soll aber aus
Berufsparlamentariern und überhaupt aus Männern, die nußer-
halb des praktischen Lebens stehen, in möglichst geringem Umfange bestehen,
ste soll sich aus solchen, welche Leiden und Freuden in der Industrie, in der
Landwirtschaft und im Handel durch praktische Thätigkeit und eigne Erfah¬
rung kenne«, auch aus Ärzten, Nechtsanwälten und Beamten zusammensetzen.
Allen diesen aber macht der Umfang der parlamentarische» Arbeit die Über¬
nahme eines Maubads fast unmöglich. Der Privatmann muß in seinem
Beruf abkömmlich sein, und der Beamte mich sein Amt auf lange Zeit einem
andern übergeben. Das Amt selbst muß darunter leiden, denn es ist doch,
namentlich in den höheren Regionen, gerade diesem Beamten wegen besondrer
Eigenschaften übertragen worden. Der Beamte selbst sollte hierauf den größten
Wert legen und sich laut dagegen verwahren, daß er zu den „vertretbaren"
Dingen in der Welt gehöre, d. h. zu denen, deren Funktionen ebenso gut von
andern ihrer Art erfüllt werden können. Ebenso leidet aber auch durch lang¬
dauernde Abwesenheit der Beruf des Privatmanns insoweit als dieser, selbst
anwesend, seine Arbeitskraft ihm nutzbar machen würde. Die parlamen-


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[0525] Parlamentarische Arbeitsteilung -den nach allen Seiten wirkenden Schöpfungen Albrecht Dürers, schlägt unsre Teil¬ nahme und anerkennende Bewunderung in das Gefühl des Stolzes und der Begeisterung um, denen kein Wenn und Aber kritischer Bedachtsnmkeit Stand hält. Wer an den Werken des Kunstdruckes nur irgend Freude zu empfinden vermag, wird hier ohne Einschränkung sich dem Genuß echter und tiefer Kunsteindrücke hingeben können. Aus der Fülle der Kupferstiche Dürers ist in der Ausstellung eine erlesene Auswahl — zum großen Teil in den Prächtigen Abdrücke,, der 1877 erworbenen Sammlung Posvnhi — dem Be- schnner vorgeführt, die sicher ihren Eindruck nicht verfehlen und die Lust zu weiterem Eindringen in die Schätze Dürerschen Geistes auch in Neulingen anregen wird. Nur die letztem wollen wir im folgenden erläuternd und weg¬ weisend begleiten, ohne den Anspruch, über Dürers Entwicklung und Bedeutung etwas Neues vorzubringen. (Fortsetzung folgt) Parlamentarische Arbeitsteilung le allzu große parlamentarische Arbeitslast in Deutschland ist ein offenbarer und vielbeklagter llbelstand. Um die Ehre eines Volksvertreters kann sich deshalb nur der bewerben, der in seinem Beruf abkömmlich ist. Die Volksvertretung soll aber aus Berufsparlamentariern und überhaupt aus Männern, die nußer- halb des praktischen Lebens stehen, in möglichst geringem Umfange bestehen, ste soll sich aus solchen, welche Leiden und Freuden in der Industrie, in der Landwirtschaft und im Handel durch praktische Thätigkeit und eigne Erfah¬ rung kenne«, auch aus Ärzten, Nechtsanwälten und Beamten zusammensetzen. Allen diesen aber macht der Umfang der parlamentarische» Arbeit die Über¬ nahme eines Maubads fast unmöglich. Der Privatmann muß in seinem Beruf abkömmlich sein, und der Beamte mich sein Amt auf lange Zeit einem andern übergeben. Das Amt selbst muß darunter leiden, denn es ist doch, namentlich in den höheren Regionen, gerade diesem Beamten wegen besondrer Eigenschaften übertragen worden. Der Beamte selbst sollte hierauf den größten Wert legen und sich laut dagegen verwahren, daß er zu den „vertretbaren" Dingen in der Welt gehöre, d. h. zu denen, deren Funktionen ebenso gut von andern ihrer Art erfüllt werden können. Ebenso leidet aber auch durch lang¬ dauernde Abwesenheit der Beruf des Privatmanns insoweit als dieser, selbst anwesend, seine Arbeitskraft ihm nutzbar machen würde. Die parlamen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/525>, abgerufen am 05.02.2025.