Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Aupferstichkabinet aber auch daran gewöhnt, dem proklurnnr vulgus das Verständnis für die Daß solchen Übelstnnden planmüßig abgeholfen werden müsse, ist schon Der jetzt als Ausstellungssaal ii" Berliner Kabinet eingerichtete Raum Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Aupferstichkabinet aber auch daran gewöhnt, dem proklurnnr vulgus das Verständnis für die Daß solchen Übelstnnden planmüßig abgeholfen werden müsse, ist schon Der jetzt als Ausstellungssaal ii» Berliner Kabinet eingerichtete Raum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0518" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205249"/> <fw type="header" place="top"> Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Aupferstichkabinet</fw><lb/> <p xml:id="ID_1444" prev="#ID_1443"> aber auch daran gewöhnt, dem proklurnnr vulgus das Verständnis für die<lb/> Werke des Kunstdruckes durchaus abzusprechen. Wer keine Etats, Papier-<lb/> zeichen, Nuktionspreise u. s. U>. lin Kopfe hatte, erschien nicht reif für deu<lb/> Genuß der Schöpfungen eines Dürer, Rembrandt oder Chodowiecki. Die<lb/> Folgen solcher Abgeschlossenheit sind nach zwei Richtungen besonders zu be¬<lb/> klagen: einerseits enthielt sie einem großen Teil des Publikums einen Reichtum<lb/> künstlerischer Anregung vor, wie sie kaum eine andre Gattung von Denk¬<lb/> mälern zu bieten vermag, anderseits verlor die im Schatten solcher Kabinette<lb/> sich entfaltende Kupferstichknnde, deren Knriositätenkrämerei much heute uoch<lb/> oft einen bedenklichen Stich ins Dilettantenhafte hat, die Fühlung mit der<lb/> historischen Wissenschaft. Insbesondre sah sich auch der Student der Kunst¬<lb/> geschichte, dem ohnehin in den Vorlesungen für das Studium des Kunstdrucks<lb/> so gut wie keine Anregung oder Anleitung geboten wurde, denk überreichen<lb/> Material der Kupferstichkabinette gegenüber völlig ratlos und tappte meist in<lb/> dem Wust von Stechernamen und Beschreibungen, wie sie ihm die einschlägigen<lb/> Handbücher biete», ziellos herum.</p><lb/> <p xml:id="ID_1445"> Daß solchen Übelstnnden planmüßig abgeholfen werden müsse, ist schon<lb/> lauge die Überzeugung einsichtiger Sammlungsvorstände, und die in verschiednen<lb/> Kabiuetteu versuchsweise eingerichteten Ausstellungen einzelner Gruppen von<lb/> Kunstdrucken in historischer Anordnung erwiesen sich als das geeignete Mittel<lb/> hierzu. Von solchen Versuchen zu planmäßiger Einrichtung in erfolgversprechen¬<lb/> der Weise fortgeschritten zu sein, ist das Verdienst der Berliner Mnsenms-<lb/> verwaltnng, die dem Zweck einen entsprechend ausgestatteten Ansstellungsranm<lb/> zur Verfügung gestellt hat. Denn jene frühern Ausstellungen an den Schraut-<lb/> thüreu der Studien- und Verwaltnngsräume oder den Glaskasten eines<lb/> ungünstig beleuchtete» Saales standen in Bezug auf Unbequemlichkeit und<lb/> Unübersichtlichkeit fast auf der gleiche» Höhe wie die italienische» Ktnpferstich-<lb/> kvrridore.</p><lb/> <p xml:id="ID_1446" next="#ID_1447"> Der jetzt als Ausstellungssaal ii» Berliner Kabinet eingerichtete Raum<lb/> schließt sich nordwestlich um den großen Stndiensnal an und erhielt früher<lb/> durch zwei Seitenfenster ein für jede Benutzung durchaus ungenügendes Licht.<lb/> Das jetzt eingeführte Oberlicht »nicht ihn zu dem besterleuchteteu Raume des<lb/> ganzen Kabinets; die Wände sind nur an zwei Stellen durch Thüren durch¬<lb/> brochen und eignen sich somit vorzüglich zur Aufnahme der Ausstellungobjekte.<lb/> Die streng vertikale oder horizontale Aufstellung der Kupferstiche unter Glas<lb/> würde neben andern Unbequemlichkeiten in einem Oberlichtranm eine das Auge<lb/> des Beschauers störende Spiegelung hervorrufen; in Berlin, wo man sich ältere<lb/> Erfahrungen zu nutze gemacht hat, ist sie dadurch nach Möglichkeit vermieden<lb/> worden, daß man die Ansstellmigswand in einem spitzen Winkel an die Mauer<lb/> lehnte und oben »ach Art einer Hohlkehle zu einem Vordach wölbte, von dem<lb/> ein Schutzvorhang herabgelassen werden kann. An dieser Wand, die auf den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0518]
Historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Aupferstichkabinet
aber auch daran gewöhnt, dem proklurnnr vulgus das Verständnis für die
Werke des Kunstdruckes durchaus abzusprechen. Wer keine Etats, Papier-
zeichen, Nuktionspreise u. s. U>. lin Kopfe hatte, erschien nicht reif für deu
Genuß der Schöpfungen eines Dürer, Rembrandt oder Chodowiecki. Die
Folgen solcher Abgeschlossenheit sind nach zwei Richtungen besonders zu be¬
klagen: einerseits enthielt sie einem großen Teil des Publikums einen Reichtum
künstlerischer Anregung vor, wie sie kaum eine andre Gattung von Denk¬
mälern zu bieten vermag, anderseits verlor die im Schatten solcher Kabinette
sich entfaltende Kupferstichknnde, deren Knriositätenkrämerei much heute uoch
oft einen bedenklichen Stich ins Dilettantenhafte hat, die Fühlung mit der
historischen Wissenschaft. Insbesondre sah sich auch der Student der Kunst¬
geschichte, dem ohnehin in den Vorlesungen für das Studium des Kunstdrucks
so gut wie keine Anregung oder Anleitung geboten wurde, denk überreichen
Material der Kupferstichkabinette gegenüber völlig ratlos und tappte meist in
dem Wust von Stechernamen und Beschreibungen, wie sie ihm die einschlägigen
Handbücher biete», ziellos herum.
Daß solchen Übelstnnden planmüßig abgeholfen werden müsse, ist schon
lauge die Überzeugung einsichtiger Sammlungsvorstände, und die in verschiednen
Kabiuetteu versuchsweise eingerichteten Ausstellungen einzelner Gruppen von
Kunstdrucken in historischer Anordnung erwiesen sich als das geeignete Mittel
hierzu. Von solchen Versuchen zu planmäßiger Einrichtung in erfolgversprechen¬
der Weise fortgeschritten zu sein, ist das Verdienst der Berliner Mnsenms-
verwaltnng, die dem Zweck einen entsprechend ausgestatteten Ansstellungsranm
zur Verfügung gestellt hat. Denn jene frühern Ausstellungen an den Schraut-
thüreu der Studien- und Verwaltnngsräume oder den Glaskasten eines
ungünstig beleuchtete» Saales standen in Bezug auf Unbequemlichkeit und
Unübersichtlichkeit fast auf der gleiche» Höhe wie die italienische» Ktnpferstich-
kvrridore.
Der jetzt als Ausstellungssaal ii» Berliner Kabinet eingerichtete Raum
schließt sich nordwestlich um den großen Stndiensnal an und erhielt früher
durch zwei Seitenfenster ein für jede Benutzung durchaus ungenügendes Licht.
Das jetzt eingeführte Oberlicht »nicht ihn zu dem besterleuchteteu Raume des
ganzen Kabinets; die Wände sind nur an zwei Stellen durch Thüren durch¬
brochen und eignen sich somit vorzüglich zur Aufnahme der Ausstellungobjekte.
Die streng vertikale oder horizontale Aufstellung der Kupferstiche unter Glas
würde neben andern Unbequemlichkeiten in einem Oberlichtranm eine das Auge
des Beschauers störende Spiegelung hervorrufen; in Berlin, wo man sich ältere
Erfahrungen zu nutze gemacht hat, ist sie dadurch nach Möglichkeit vermieden
worden, daß man die Ansstellmigswand in einem spitzen Winkel an die Mauer
lehnte und oben »ach Art einer Hohlkehle zu einem Vordach wölbte, von dem
ein Schutzvorhang herabgelassen werden kann. An dieser Wand, die auf den
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