Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Kupferstichkabinet Ergießungen über Menschenleben und Götterthaten werden zu Monologen oder (Schlich folgt) Die historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Rupferstichkabinet s ist kein Zufall, daß sich für Kupferstich- und Münzsammlungen historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Kupferstichkabinet Ergießungen über Menschenleben und Götterthaten werden zu Monologen oder (Schlich folgt) Die historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Rupferstichkabinet s ist kein Zufall, daß sich für Kupferstich- und Münzsammlungen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0517" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205248"/> <fw type="header" place="top"> historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Kupferstichkabinet</fw><lb/> <p xml:id="ID_1441" prev="#ID_1440"> Ergießungen über Menschenleben und Götterthaten werden zu Monologen oder<lb/> verschwinden ganz, denn die eine urgewaltige Idee von der versöhnenden,<lb/> heilenden, beglückenden Liebe beherrscht alles und regelt alles. Goethe führt<lb/> die Motive, die der griechische Dichter fallen lassen mußte, in ihrer ganzen<lb/> Tragweite aus, nud er kann es wagen: was ist die Freundschaft des Pylades<lb/> und die irdische Liebe des Königs Thors gegen die göttliche Liebe, die ans<lb/> Iphigenien spricht! „Ich war," schreibt Goethe nach Vollendung des Stückes<lb/> in sein Tagebuch, „diese Zeit her wie das Wasser klar, rein, fröhlich." Er<lb/> erprobte die Läuterung an sich selbst, und auch bei ihm war sie die Wirkung<lb/> der uneigennützigen, opferwilligen Liebe. Wenn es irgend eine Rechtfertigung<lb/> von Goethes Verhältnis zu Frau von Stein giebt, so ist es Iphigenie. Zwar<lb/> spricht er es nirgends ans, daß er sie als Vorbild zur Schwester des Orest<lb/> vor Augen gehabt habe, aber in allen Briefen an sie ans dein Jahre 1779<lb/> ist es deutlich genug gesagt, daß er sie vor allem als die „Schwester," als<lb/> die „Besänftigerin," die „Bildnerin," die „ihr Werk an ihm vollenden möge,"<lb/> verehrt; mau müßte blind sein, wenn man diese Briefe nicht als Kommentar<lb/> zur Iphigenie gebrauchen wollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1442"> (Schlich folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten<lb/> im Berliner Rupferstichkabinet</head><lb/> <p xml:id="ID_1443" next="#ID_1444"> s ist kein Zufall, daß sich für Kupferstich- und Münzsammlungen<lb/> die Bezeichnung Kabinet länger erhalten hat, als für andre Ab¬<lb/> teilungen unsrer Museen; mit dein Namen ist ihnen anch der<lb/> Charakter privater Abgeschlossenheit länger gewahrt geblieben,<lb/> der ja allen Knnstsnmmlungen anfänglich gemeinsam, war. Nach<lb/> Gründen hierfür braucht mau uicht lauge zu suchen: die Sammlungsgegeustände,<lb/> Münzen oder Kupferstiche, siud zu zahlreich und zu klein, um gleich Skulpturen<lb/> oder Bildern dein Publikum zugänglich gemacht zu werden; Versuche derart,<lb/> wie sie in Italien, in London und an andern Orten gemacht worden find,<lb/> haben das Unzuträgliche eines folchen Verfahrens erwiesen. Jede andre Art<lb/> der öffentlichen Benutzung aber ist durch die Eigenart der Objekte und die<lb/> dadurch notwendig gemachte Vorsicht und Beaufsichtigung ihrer Behandlung<lb/> erschwert nud in ihrem Umfange von vornherein beschränkt. Man hatte sich</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0517]
historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten im Berliner Kupferstichkabinet
Ergießungen über Menschenleben und Götterthaten werden zu Monologen oder
verschwinden ganz, denn die eine urgewaltige Idee von der versöhnenden,
heilenden, beglückenden Liebe beherrscht alles und regelt alles. Goethe führt
die Motive, die der griechische Dichter fallen lassen mußte, in ihrer ganzen
Tragweite aus, nud er kann es wagen: was ist die Freundschaft des Pylades
und die irdische Liebe des Königs Thors gegen die göttliche Liebe, die ans
Iphigenien spricht! „Ich war," schreibt Goethe nach Vollendung des Stückes
in sein Tagebuch, „diese Zeit her wie das Wasser klar, rein, fröhlich." Er
erprobte die Läuterung an sich selbst, und auch bei ihm war sie die Wirkung
der uneigennützigen, opferwilligen Liebe. Wenn es irgend eine Rechtfertigung
von Goethes Verhältnis zu Frau von Stein giebt, so ist es Iphigenie. Zwar
spricht er es nirgends ans, daß er sie als Vorbild zur Schwester des Orest
vor Augen gehabt habe, aber in allen Briefen an sie ans dein Jahre 1779
ist es deutlich genug gesagt, daß er sie vor allem als die „Schwester," als
die „Besänftigerin," die „Bildnerin," die „ihr Werk an ihm vollenden möge,"
verehrt; mau müßte blind sein, wenn man diese Briefe nicht als Kommentar
zur Iphigenie gebrauchen wollte.
(Schlich folgt)
Die historische Ausstellung deutscher Grabstichelarbeiten
im Berliner Rupferstichkabinet
s ist kein Zufall, daß sich für Kupferstich- und Münzsammlungen
die Bezeichnung Kabinet länger erhalten hat, als für andre Ab¬
teilungen unsrer Museen; mit dein Namen ist ihnen anch der
Charakter privater Abgeschlossenheit länger gewahrt geblieben,
der ja allen Knnstsnmmlungen anfänglich gemeinsam, war. Nach
Gründen hierfür braucht mau uicht lauge zu suchen: die Sammlungsgegeustände,
Münzen oder Kupferstiche, siud zu zahlreich und zu klein, um gleich Skulpturen
oder Bildern dein Publikum zugänglich gemacht zu werden; Versuche derart,
wie sie in Italien, in London und an andern Orten gemacht worden find,
haben das Unzuträgliche eines folchen Verfahrens erwiesen. Jede andre Art
der öffentlichen Benutzung aber ist durch die Eigenart der Objekte und die
dadurch notwendig gemachte Vorsicht und Beaufsichtigung ihrer Behandlung
erschwert nud in ihrem Umfange von vornherein beschränkt. Man hatte sich
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