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Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.

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Goethes Ivettkampf mit den griechischen Dichtern

gemachten Gesichtspunkte durch kein Gesetz vertreten sind, und es dem Minister
des Verkehrs nicht verwehrt werden kann, sich ans seinen Isolirschemel festzu¬
nageln und sich hinter seiner Verpflichtung zu verschanzen, jedweder Erweite¬
rung des Verkehrs, wie immer er auch genrtetet sei, freien Lauf zu gebe".
Die Verantwortung der betreffenden Stellen wird eben dnrch den leidigen Um¬
stand aufs höchste gesteigert, daß Gefahr im Verzüge ist, und daß gerade
hier ein Federstrich unwiederbringlichen Schaden anrichten kann, Ist erst die
Konzession erteilt, sind Rechte erworben, so ist aller Liebe Mühe umsonst. ES
wird daher an die maßgebenden Orte das dringende Ersuchen gerichtet, vor¬
läufig mit der weiter" Genehmigung von Hochbahnen einzuhalten-- wenigstens
einige Jahre -- auf daß die Bewegung, die von verschiednen Seiten in Fluß
zu kommen scheint, sich klären und die aufgeworfene Frage der Zulässigkeit der
Hochbahnen und des gesetzlichen Schutzes der Landschaft überhaupt einer Ent¬
scheidung zugeführt werden kauu. An alle jene aber, die ihre Frende an
der nltüberkommeneu Schönheit unsers Vaterlandes und ein Herz für die alte
deutsche Landschaft haben, ergeht der Ruf, sich zu sammeln und mit Ent¬
schlossenheit für deu bedrohten Schatz einzutreten. Thun wir unsre Schuldig¬
keit, um dem schweren Vorwurf zu begegnen, daß das Geschlecht, dem es ver¬
gönnt war, die große Zeit der Wiedergeburt der Nation zu erleben, es ver¬
säumte, der natürlichen Grundlage unsers Volkstums, der alten deutschen Land¬
schaft, ihre Fürsorge angedeihen zu lassen, daß es gleichgiltig zugesehen hat,
wie der Tempel der Natur, worin unsre Vorfahren angebetet haben, herab¬
gewürdigt wurde zu einem gemeinen Kaufhause, in dem nichts mehr vernommen
wird, wie das Geschrei von Angebot und Nachfrage.


A, Rhamni


Goethes Mettkamps mit den griechischen Dichtern
von Franz Pfalz

le Goethephilologie bestätigt in ihren Einzelfvrschungen immer
von neuem, daß die genialsten Schöpfungen Goethes im Grnnde
auf produktiver Neprvduktivität beruhen. Seine epischen und
dramatischen Dichtungen sind, bis auf wenige, Um- und Weiter¬
bildungen von Anregungen, Entwürfen und Ausführungen andrer,
die nicht Nachahmer waren, sondern in irgend einer Weise Originalität bean¬
spruchen konnten. Er selbst erhob diesen Anspruch nie, wohl aber machte er
sich gelegentlich über das Haschen nach Originalität lustig, so in den beiden


Goethes Ivettkampf mit den griechischen Dichtern

gemachten Gesichtspunkte durch kein Gesetz vertreten sind, und es dem Minister
des Verkehrs nicht verwehrt werden kann, sich ans seinen Isolirschemel festzu¬
nageln und sich hinter seiner Verpflichtung zu verschanzen, jedweder Erweite¬
rung des Verkehrs, wie immer er auch genrtetet sei, freien Lauf zu gebe».
Die Verantwortung der betreffenden Stellen wird eben dnrch den leidigen Um¬
stand aufs höchste gesteigert, daß Gefahr im Verzüge ist, und daß gerade
hier ein Federstrich unwiederbringlichen Schaden anrichten kann, Ist erst die
Konzession erteilt, sind Rechte erworben, so ist aller Liebe Mühe umsonst. ES
wird daher an die maßgebenden Orte das dringende Ersuchen gerichtet, vor¬
läufig mit der weiter» Genehmigung von Hochbahnen einzuhalten— wenigstens
einige Jahre — auf daß die Bewegung, die von verschiednen Seiten in Fluß
zu kommen scheint, sich klären und die aufgeworfene Frage der Zulässigkeit der
Hochbahnen und des gesetzlichen Schutzes der Landschaft überhaupt einer Ent¬
scheidung zugeführt werden kauu. An alle jene aber, die ihre Frende an
der nltüberkommeneu Schönheit unsers Vaterlandes und ein Herz für die alte
deutsche Landschaft haben, ergeht der Ruf, sich zu sammeln und mit Ent¬
schlossenheit für deu bedrohten Schatz einzutreten. Thun wir unsre Schuldig¬
keit, um dem schweren Vorwurf zu begegnen, daß das Geschlecht, dem es ver¬
gönnt war, die große Zeit der Wiedergeburt der Nation zu erleben, es ver¬
säumte, der natürlichen Grundlage unsers Volkstums, der alten deutschen Land¬
schaft, ihre Fürsorge angedeihen zu lassen, daß es gleichgiltig zugesehen hat,
wie der Tempel der Natur, worin unsre Vorfahren angebetet haben, herab¬
gewürdigt wurde zu einem gemeinen Kaufhause, in dem nichts mehr vernommen
wird, wie das Geschrei von Angebot und Nachfrage.


A, Rhamni


Goethes Mettkamps mit den griechischen Dichtern
von Franz Pfalz

le Goethephilologie bestätigt in ihren Einzelfvrschungen immer
von neuem, daß die genialsten Schöpfungen Goethes im Grnnde
auf produktiver Neprvduktivität beruhen. Seine epischen und
dramatischen Dichtungen sind, bis auf wenige, Um- und Weiter¬
bildungen von Anregungen, Entwürfen und Ausführungen andrer,
die nicht Nachahmer waren, sondern in irgend einer Weise Originalität bean¬
spruchen konnten. Er selbst erhob diesen Anspruch nie, wohl aber machte er
sich gelegentlich über das Haschen nach Originalität lustig, so in den beiden


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[0508] Goethes Ivettkampf mit den griechischen Dichtern gemachten Gesichtspunkte durch kein Gesetz vertreten sind, und es dem Minister des Verkehrs nicht verwehrt werden kann, sich ans seinen Isolirschemel festzu¬ nageln und sich hinter seiner Verpflichtung zu verschanzen, jedweder Erweite¬ rung des Verkehrs, wie immer er auch genrtetet sei, freien Lauf zu gebe». Die Verantwortung der betreffenden Stellen wird eben dnrch den leidigen Um¬ stand aufs höchste gesteigert, daß Gefahr im Verzüge ist, und daß gerade hier ein Federstrich unwiederbringlichen Schaden anrichten kann, Ist erst die Konzession erteilt, sind Rechte erworben, so ist aller Liebe Mühe umsonst. ES wird daher an die maßgebenden Orte das dringende Ersuchen gerichtet, vor¬ läufig mit der weiter» Genehmigung von Hochbahnen einzuhalten— wenigstens einige Jahre — auf daß die Bewegung, die von verschiednen Seiten in Fluß zu kommen scheint, sich klären und die aufgeworfene Frage der Zulässigkeit der Hochbahnen und des gesetzlichen Schutzes der Landschaft überhaupt einer Ent¬ scheidung zugeführt werden kauu. An alle jene aber, die ihre Frende an der nltüberkommeneu Schönheit unsers Vaterlandes und ein Herz für die alte deutsche Landschaft haben, ergeht der Ruf, sich zu sammeln und mit Ent¬ schlossenheit für deu bedrohten Schatz einzutreten. Thun wir unsre Schuldig¬ keit, um dem schweren Vorwurf zu begegnen, daß das Geschlecht, dem es ver¬ gönnt war, die große Zeit der Wiedergeburt der Nation zu erleben, es ver¬ säumte, der natürlichen Grundlage unsers Volkstums, der alten deutschen Land¬ schaft, ihre Fürsorge angedeihen zu lassen, daß es gleichgiltig zugesehen hat, wie der Tempel der Natur, worin unsre Vorfahren angebetet haben, herab¬ gewürdigt wurde zu einem gemeinen Kaufhause, in dem nichts mehr vernommen wird, wie das Geschrei von Angebot und Nachfrage. A, Rhamni Goethes Mettkamps mit den griechischen Dichtern von Franz Pfalz le Goethephilologie bestätigt in ihren Einzelfvrschungen immer von neuem, daß die genialsten Schöpfungen Goethes im Grnnde auf produktiver Neprvduktivität beruhen. Seine epischen und dramatischen Dichtungen sind, bis auf wenige, Um- und Weiter¬ bildungen von Anregungen, Entwürfen und Ausführungen andrer, die nicht Nachahmer waren, sondern in irgend einer Weise Originalität bean¬ spruchen konnten. Er selbst erhob diesen Anspruch nie, wohl aber machte er sich gelegentlich über das Haschen nach Originalität lustig, so in den beiden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341849_204730/508>, abgerufen am 05.02.2025.