Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Das alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde Veröffentlichung von Mnsterplänen für bäuerliche Bauten vorzugehen. Man Wir werfen einen Blick zurück auf den Anfang unsrer Untersuchung. Wir Das alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde Veröffentlichung von Mnsterplänen für bäuerliche Bauten vorzugehen. Man Wir werfen einen Blick zurück auf den Anfang unsrer Untersuchung. Wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0503" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205234"/> <fw type="header" place="top"> Das alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde</fw><lb/> <p xml:id="ID_1394" prev="#ID_1393"> Veröffentlichung von Mnsterplänen für bäuerliche Bauten vorzugehen. Man<lb/> hat auch anderwärts, z. B. in Württemberg, versucht, die Entwicklung des<lb/> ländlichen Bauwesens auf ähnlichem Wege zu beeinflussen, aber nirgends ist<lb/> dies in so umfassender und zugleich gründlicher und zweckdienlicher Weise ge¬<lb/> schehen, wie in dem österreichischen Cisleithanien. Das Verdienst der ersten<lb/> Anregung der betreffenden Maßnahmen gebührt dein Scktionsrat im Ministerium<lb/> des Innern, dem Freiherrn A. von Hohenbruck, der es sich zunächst bei Ge¬<lb/> legenheit und für die vorübergehenden Zwecke der Wiener Weltausstellung vom<lb/> Jahre 187!! hat angelegen sein lassen, durch eine Sammlung von Baurissen,<lb/> die deu Durchschnitt und die Regel der Bauweise in deu verschiednen Gegenden<lb/> des Staates zur Darstellung bringen, die unerläßliche Unterlage zu gewinnen.<lb/> Auf Grund derselben ist man nun mit der Herausgabe einzelner Musterpläne<lb/> vorgegangen, die je eine bestimmte, durch übereinstimmende bäuerliche Gewohn¬<lb/> heiten zusammengefaßte Gegend behandeln, einzeln in handlichem Format für<lb/> einen billigen Preis verkäuflich sind und deu Zweck verfolge,?, den Bauern den<lb/> heute mehr als je so notwendigen Anhalt für den Neubau ihrer Gebäude zu<lb/> gewähren. Besondre Anerkennung verdient, daß man nicht in bekanntem<lb/> bürokratischem Schematismus beliebt hat, die gesamte Vauerschaft eiuer<lb/> grauen Theorie zuliebe über einen Kamin zu scheren, man hat sich im<lb/> Gegenteil grundsätzlich darauf beschränkt, den gegebnen Ban unter Belassung<lb/> seiner Grundzüge den Fortschritten der landwirtschaftlichen und baulichen Wissen¬<lb/> schaft gemäß zu entwickeln und ihn den veränderten Verhältnissen anzupassen.<lb/> Wie weit man in dem Bestreben gegangen ist, allen Verschiedenheiten selbst auf<lb/> beschränktem Raume gerecht zu werdeu, mag man daraus ersehen, daß z. B.<lb/> besondre Mnsterpläne für den Wiener Wald und für das Tepler Gebirge in<lb/> Böhmen, einen Bezirk von etwa fünfzehn Geviertmeilen, angefertigt worden sind,<lb/> von andern unterstützenden Maßnahmen, z. B. einer Einwirkung auf die Bau¬<lb/> gewerkschule hier zu geschweigen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_1395" next="#ID_1396"> Wir werfen einen Blick zurück auf den Anfang unsrer Untersuchung. Wir<lb/> haben das eigentümliche Wesen unsers alten deutschen Dorfes dahin gesetzt, daß<lb/> es zugleich einen natürlich ländlichen und behaglich wohnlichen, alles in allem<lb/> einen traulichen und anheimelnden Eindruck hervorbringt. Wir haben ferner<lb/> bei einer Zergliederung dieses Eindrucks gefunden, daß ihm drei unterschiedliche<lb/> Eigenschaften zu Grunde liegen: erstens die Vielgestaltigkeit und Mannichfaltigkei<lb/> des Dorfes, zweitens sein stetiger, ununterbrochener Entwicklungsgang von der<lb/> Urzeit an bis ans den heutigen Tag, drittens seine Wirklichkeit, die auf dem<lb/> strebsamen, nie rastenden Sinne des deutschen Bauern beruht. Von diesen drei<lb/> Eigentümlichkeiten dient die erste dem Eindruck der Natur, die letzte dem Ein-<lb/> druck der Kultur, während die mittelste beiden Seiten angehört. Diese aber</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0503]
Das alte Dorf in deutscher Landschaft und sein Lüde
Veröffentlichung von Mnsterplänen für bäuerliche Bauten vorzugehen. Man
hat auch anderwärts, z. B. in Württemberg, versucht, die Entwicklung des
ländlichen Bauwesens auf ähnlichem Wege zu beeinflussen, aber nirgends ist
dies in so umfassender und zugleich gründlicher und zweckdienlicher Weise ge¬
schehen, wie in dem österreichischen Cisleithanien. Das Verdienst der ersten
Anregung der betreffenden Maßnahmen gebührt dein Scktionsrat im Ministerium
des Innern, dem Freiherrn A. von Hohenbruck, der es sich zunächst bei Ge¬
legenheit und für die vorübergehenden Zwecke der Wiener Weltausstellung vom
Jahre 187!! hat angelegen sein lassen, durch eine Sammlung von Baurissen,
die deu Durchschnitt und die Regel der Bauweise in deu verschiednen Gegenden
des Staates zur Darstellung bringen, die unerläßliche Unterlage zu gewinnen.
Auf Grund derselben ist man nun mit der Herausgabe einzelner Musterpläne
vorgegangen, die je eine bestimmte, durch übereinstimmende bäuerliche Gewohn¬
heiten zusammengefaßte Gegend behandeln, einzeln in handlichem Format für
einen billigen Preis verkäuflich sind und deu Zweck verfolge,?, den Bauern den
heute mehr als je so notwendigen Anhalt für den Neubau ihrer Gebäude zu
gewähren. Besondre Anerkennung verdient, daß man nicht in bekanntem
bürokratischem Schematismus beliebt hat, die gesamte Vauerschaft eiuer
grauen Theorie zuliebe über einen Kamin zu scheren, man hat sich im
Gegenteil grundsätzlich darauf beschränkt, den gegebnen Ban unter Belassung
seiner Grundzüge den Fortschritten der landwirtschaftlichen und baulichen Wissen¬
schaft gemäß zu entwickeln und ihn den veränderten Verhältnissen anzupassen.
Wie weit man in dem Bestreben gegangen ist, allen Verschiedenheiten selbst auf
beschränktem Raume gerecht zu werdeu, mag man daraus ersehen, daß z. B.
besondre Mnsterpläne für den Wiener Wald und für das Tepler Gebirge in
Böhmen, einen Bezirk von etwa fünfzehn Geviertmeilen, angefertigt worden sind,
von andern unterstützenden Maßnahmen, z. B. einer Einwirkung auf die Bau¬
gewerkschule hier zu geschweigen.
Wir werfen einen Blick zurück auf den Anfang unsrer Untersuchung. Wir
haben das eigentümliche Wesen unsers alten deutschen Dorfes dahin gesetzt, daß
es zugleich einen natürlich ländlichen und behaglich wohnlichen, alles in allem
einen traulichen und anheimelnden Eindruck hervorbringt. Wir haben ferner
bei einer Zergliederung dieses Eindrucks gefunden, daß ihm drei unterschiedliche
Eigenschaften zu Grunde liegen: erstens die Vielgestaltigkeit und Mannichfaltigkei
des Dorfes, zweitens sein stetiger, ununterbrochener Entwicklungsgang von der
Urzeit an bis ans den heutigen Tag, drittens seine Wirklichkeit, die auf dem
strebsamen, nie rastenden Sinne des deutschen Bauern beruht. Von diesen drei
Eigentümlichkeiten dient die erste dem Eindruck der Natur, die letzte dem Ein-
druck der Kultur, während die mittelste beiden Seiten angehört. Diese aber
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