Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Die Weimarische Ausgabe vo" Goethes Briefen genauer bestimmt werden konnte; er ist am 2. Dezember geschrieben. Ein andres Aber wir brechen ab. Das Gesagte wird hinreichen, zu beweisen, daß Die Weimarische Ausgabe vo» Goethes Briefen genauer bestimmt werden konnte; er ist am 2. Dezember geschrieben. Ein andres Aber wir brechen ab. Das Gesagte wird hinreichen, zu beweisen, daß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0430" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205161"/> <fw type="header" place="top"> Die Weimarische Ausgabe vo» Goethes Briefen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1199" prev="#ID_1198"> genauer bestimmt werden konnte; er ist am 2. Dezember geschrieben. Ein andres<lb/> Beispiel von auffallendem Mangel an Umsicht bieten die Briefe an den Leipziger<lb/> Kaufmann Steiuauer, Bon den vier Briefen dieses Jahres an ihn ist nur<lb/> einer datirt; Anhaltepunkte zur Bestimmung der übrigen bietet das schon an¬<lb/> geführte Verzeichnis vo» Goethes Postsendungen, das noch vierzehn andrer<lb/> Briefe und Pakete an ihn von April bis zum Oktober 1776 gedenkt. Einen<lb/> Brief, enorm es heißt: „Die Wagen rasseln schon, die Pferde klappern, es<lb/> geht nach Tiefurt," wird ans den t. oder 15!. Mai verlegt, obgleich hier offenbar<lb/> ein Steiuauer schon bekanntes bewegtes Leben in Tiefnrt vorausgesetzt wird,<lb/> der Einzug in Tiefurt dagegen erst eine volle Woche später stattfand. Ein<lb/> bedeutendes Gewicht für eine spätere Zeit liegt auch in den Worten: „Schicken<lb/> Sie aber auch der Schröter Briefe an mich"; denn die Unterhandlungen mit<lb/> der Schröter, wegen ihrer Anstellung am Hose, begannen erst im Sommer,<lb/> wie das Tagebuch nachweist. Gegen die Umsetzung des Briefes auf den<lb/> 30. August spricht bloß der Umstand, das; das Pvstverzeichnis keinen Brief<lb/> von diesem Tag erwähnt; möglich wäre, daß der Brief einen Posttag liegen<lb/> geblieben wäre. Als erster Brief an Steiuauer werden die Zeilen 438 gesetzt,<lb/> die kaum als erste briefliche Mitteilung gelten können. Wir wagen nicht, die<lb/> Zeit dieser Zeilen und des Briefes 520 fest zu bestimmen; der letztere wird<lb/> hier ohne Zweifel viel zu spät angesetzt, da er nicht in die Zeit der ernstlichen<lb/> Verhandlungen mit der Schröter fallen kann. Wir könnten weiter zeigen, wie<lb/> verfehlt die Versetzung der Zettel an Einsiedel 527, 528 und 531 in den<lb/> November ist, da diese sich vielmehr auf die beabsichtigte Vorstellung der<lb/> „Mitschuldigen" im Juni beziehen, die dnrch Einsiedels Halsstarrigkeit nicht<lb/> zustande kam, auch die des Briefchens 534 in den Dezember statt ans den 24. März,<lb/> eine Willkür, durch die die zeitlich nicht festzustellenden Zeilen 737 zwischen<lb/> Briefchen gepfercht sind, die sich ans die nicht im September, wie es hier heißt,<lb/> sondern am 22. August 1778 für die Herzogin-Mutter veranstaltete Rembraudtische<lb/> Beleuchtung des PnrkeS beziehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1200"> Aber wir brechen ab. Das Gesagte wird hinreichen, zu beweisen, daß<lb/> bei der hohen Stufe, welche die Herausgabe brieflicher Urkunden in Deutschland<lb/> heute erreicht hat, unser Altmeister Goethe hier eben kein Glückslos gezogen<lb/> hat. Ein verfehlter Plan ist ans eine der Wissenschaft nicht würdige Weise<lb/> ausgeführt worden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0430]
Die Weimarische Ausgabe vo» Goethes Briefen
genauer bestimmt werden konnte; er ist am 2. Dezember geschrieben. Ein andres
Beispiel von auffallendem Mangel an Umsicht bieten die Briefe an den Leipziger
Kaufmann Steiuauer, Bon den vier Briefen dieses Jahres an ihn ist nur
einer datirt; Anhaltepunkte zur Bestimmung der übrigen bietet das schon an¬
geführte Verzeichnis vo» Goethes Postsendungen, das noch vierzehn andrer
Briefe und Pakete an ihn von April bis zum Oktober 1776 gedenkt. Einen
Brief, enorm es heißt: „Die Wagen rasseln schon, die Pferde klappern, es
geht nach Tiefurt," wird ans den t. oder 15!. Mai verlegt, obgleich hier offenbar
ein Steiuauer schon bekanntes bewegtes Leben in Tiefnrt vorausgesetzt wird,
der Einzug in Tiefurt dagegen erst eine volle Woche später stattfand. Ein
bedeutendes Gewicht für eine spätere Zeit liegt auch in den Worten: „Schicken
Sie aber auch der Schröter Briefe an mich"; denn die Unterhandlungen mit
der Schröter, wegen ihrer Anstellung am Hose, begannen erst im Sommer,
wie das Tagebuch nachweist. Gegen die Umsetzung des Briefes auf den
30. August spricht bloß der Umstand, das; das Pvstverzeichnis keinen Brief
von diesem Tag erwähnt; möglich wäre, daß der Brief einen Posttag liegen
geblieben wäre. Als erster Brief an Steiuauer werden die Zeilen 438 gesetzt,
die kaum als erste briefliche Mitteilung gelten können. Wir wagen nicht, die
Zeit dieser Zeilen und des Briefes 520 fest zu bestimmen; der letztere wird
hier ohne Zweifel viel zu spät angesetzt, da er nicht in die Zeit der ernstlichen
Verhandlungen mit der Schröter fallen kann. Wir könnten weiter zeigen, wie
verfehlt die Versetzung der Zettel an Einsiedel 527, 528 und 531 in den
November ist, da diese sich vielmehr auf die beabsichtigte Vorstellung der
„Mitschuldigen" im Juni beziehen, die dnrch Einsiedels Halsstarrigkeit nicht
zustande kam, auch die des Briefchens 534 in den Dezember statt ans den 24. März,
eine Willkür, durch die die zeitlich nicht festzustellenden Zeilen 737 zwischen
Briefchen gepfercht sind, die sich ans die nicht im September, wie es hier heißt,
sondern am 22. August 1778 für die Herzogin-Mutter veranstaltete Rembraudtische
Beleuchtung des PnrkeS beziehen.
Aber wir brechen ab. Das Gesagte wird hinreichen, zu beweisen, daß
bei der hohen Stufe, welche die Herausgabe brieflicher Urkunden in Deutschland
heute erreicht hat, unser Altmeister Goethe hier eben kein Glückslos gezogen
hat. Ein verfehlter Plan ist ans eine der Wissenschaft nicht würdige Weise
ausgeführt worden.
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