Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Die Meimarische Ausgabe von Goethes Briefen vier Wochen war Goethe von Straßburg, als er den hier den Reigen eröffn Im Nachtrag zum zweiten Bunde sind einige Briefe nach der ans Goethes Die Meimarische Ausgabe von Goethes Briefen vier Wochen war Goethe von Straßburg, als er den hier den Reigen eröffn Im Nachtrag zum zweiten Bunde sind einige Briefe nach der ans Goethes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0428" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205159"/> <fw type="header" place="top"> Die Meimarische Ausgabe von Goethes Briefen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1195" prev="#ID_1194"> vier Wochen war Goethe von Straßburg, als er den hier den Reigen eröffn<lb/> nander Brief an Salzmann (73) schrieb. Vierzehn Tage vorher, in die zweite<lb/> Woche nach Pfingsten, füllt Brief 75>, mit der Bitte um Zuckerzeug; den<lb/> Dank dafür spricht 76 aus, der nach der Datirnng „Mittwoch Nachts" ans<lb/> den 5. Juni füllt. Der Brief, der hier als erster folgt, ist eine Woche darauf<lb/> geschrieben, etwa den 12. Nach dem letzten Briefe (74), der beginnt: ,,Nu»<lb/> wär' es wohl bald Zeit, daß ich käme," soll Snlzmcuin der Votin einen Louis-<lb/> dor geben, daß er sich auflösen könne. Die unzweifelhafte Folge der Briefe<lb/> ist hier unbegreiflich verschoben, die beiden ersten sind die letzten geworden.<lb/> Brief 77 wird richtig in den Sommer 1771 gesetzt, was aber näher bestimmt<lb/> werden mußte; er gehört in die Mitte des August, ist am Vorabend des Ab¬<lb/> schiedsrittes nach Sesenheim geschrieben. Der ihm hier folgende Brief (7et><lb/> fällt vor ihn, da er die Antwort auf Herders Erwiderung des Maibriefes (72)<lb/> ist und sofort uach Empfang der letzteren abging. Das alles ist nichts neues,<lb/> nur vom Herausgeber so wenig beachtet worden, wie die sich gegenseitig er¬<lb/> läuternden Briefe selbst. Auch bei den Briefen an Kestner fehlt es nicht an<lb/> starken Versehen, wenn auch ein paar richtiger bestimmt sind als im ersten<lb/> Drucke, was aber längst von andern geschehen war. Ein sehr starker und<lb/> folgenreicher Irrtum ist es, wenn Brief l3et, die Erwiderung auf die den<lb/> Dichter niederschlagende Kunde von der erfolgten Vermählung, zwischen den<lb/> !>. und 10. April gesetzt wird; denn wir wissen, daß die Vermählung Palm¬<lb/> sonntag den 4. April erfolgte. Goethe hatte sie erst Ostern erwartet und<lb/> wollte vorher, am Karfreitag, ^peters Silhouette begraben, mit ihr „heilig<lb/> Grab machen." Die Anzeige der vollzogenen Vermählung erfolgte doch spä¬<lb/> testens am 5»., sodaß Goethe sie am ki. erhielt, worauf er sofort erwiderte.<lb/> Der Herausgeber vermutet, Brief 135 und 13V, welche die verspätete Sen¬<lb/> dung der Trauringe begleiteten, seien, obgleich sie noch keine Ahnung der voll¬<lb/> zogenen Trauung enthalten, am 7. geschrieben; sie fallen Ende März oder in<lb/> die allerersten Tage des April. Brief 13« gehört vor 137; die nachtrüge<lb/> zum dritten Bande gedenken dieser notwendigen Umstellung nicht, dagegen der<lb/> von 149 (fälschlich „etwa et. Mai" datirt) vor 147. Noch schlimmer ist es,<lb/> wenn der neue Herausgeber darin der ersten Ausgabe folgt, daß er den Brief<lb/> vom ersten Christtag (1W) in zwei spaltet und die zweite Hülste durch ein<lb/> lustiges L-7?Tpc,v Tr^T^v in den Oktober verlegt (175,). Hütten ihn entschiedene<lb/> sachliche Gründe nicht überzeugt, der Augenschein Hütte ihm, da ihm beide<lb/> Handschriften vorlagen, zeigen müssen, daß meine schon vor dreißig Jahren<lb/> geäußerte Behauptung unzweifelhaft richtig ist. Aber er folgte blind dem<lb/> Verzeichnis Strehlkes, das leider ein unzuverlässiger Führer ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1196" next="#ID_1197"> Im Nachtrag zum zweiten Bunde sind einige Briefe nach der ans Goethes<lb/> Rechnungsbüchern gewonnenen Angabe seiner Postsendungen näher bestimmt,<lb/> mehrere Briefe ^avaters nach den Untersuchungen eines jungen, sehr wackern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0428]
Die Meimarische Ausgabe von Goethes Briefen
vier Wochen war Goethe von Straßburg, als er den hier den Reigen eröffn
nander Brief an Salzmann (73) schrieb. Vierzehn Tage vorher, in die zweite
Woche nach Pfingsten, füllt Brief 75>, mit der Bitte um Zuckerzeug; den
Dank dafür spricht 76 aus, der nach der Datirnng „Mittwoch Nachts" ans
den 5. Juni füllt. Der Brief, der hier als erster folgt, ist eine Woche darauf
geschrieben, etwa den 12. Nach dem letzten Briefe (74), der beginnt: ,,Nu»
wär' es wohl bald Zeit, daß ich käme," soll Snlzmcuin der Votin einen Louis-
dor geben, daß er sich auflösen könne. Die unzweifelhafte Folge der Briefe
ist hier unbegreiflich verschoben, die beiden ersten sind die letzten geworden.
Brief 77 wird richtig in den Sommer 1771 gesetzt, was aber näher bestimmt
werden mußte; er gehört in die Mitte des August, ist am Vorabend des Ab¬
schiedsrittes nach Sesenheim geschrieben. Der ihm hier folgende Brief (7et>
fällt vor ihn, da er die Antwort auf Herders Erwiderung des Maibriefes (72)
ist und sofort uach Empfang der letzteren abging. Das alles ist nichts neues,
nur vom Herausgeber so wenig beachtet worden, wie die sich gegenseitig er¬
läuternden Briefe selbst. Auch bei den Briefen an Kestner fehlt es nicht an
starken Versehen, wenn auch ein paar richtiger bestimmt sind als im ersten
Drucke, was aber längst von andern geschehen war. Ein sehr starker und
folgenreicher Irrtum ist es, wenn Brief l3et, die Erwiderung auf die den
Dichter niederschlagende Kunde von der erfolgten Vermählung, zwischen den
!>. und 10. April gesetzt wird; denn wir wissen, daß die Vermählung Palm¬
sonntag den 4. April erfolgte. Goethe hatte sie erst Ostern erwartet und
wollte vorher, am Karfreitag, ^peters Silhouette begraben, mit ihr „heilig
Grab machen." Die Anzeige der vollzogenen Vermählung erfolgte doch spä¬
testens am 5»., sodaß Goethe sie am ki. erhielt, worauf er sofort erwiderte.
Der Herausgeber vermutet, Brief 135 und 13V, welche die verspätete Sen¬
dung der Trauringe begleiteten, seien, obgleich sie noch keine Ahnung der voll¬
zogenen Trauung enthalten, am 7. geschrieben; sie fallen Ende März oder in
die allerersten Tage des April. Brief 13« gehört vor 137; die nachtrüge
zum dritten Bande gedenken dieser notwendigen Umstellung nicht, dagegen der
von 149 (fälschlich „etwa et. Mai" datirt) vor 147. Noch schlimmer ist es,
wenn der neue Herausgeber darin der ersten Ausgabe folgt, daß er den Brief
vom ersten Christtag (1W) in zwei spaltet und die zweite Hülste durch ein
lustiges L-7?Tpc,v Tr^T^v in den Oktober verlegt (175,). Hütten ihn entschiedene
sachliche Gründe nicht überzeugt, der Augenschein Hütte ihm, da ihm beide
Handschriften vorlagen, zeigen müssen, daß meine schon vor dreißig Jahren
geäußerte Behauptung unzweifelhaft richtig ist. Aber er folgte blind dem
Verzeichnis Strehlkes, das leider ein unzuverlässiger Führer ist.
Im Nachtrag zum zweiten Bunde sind einige Briefe nach der ans Goethes
Rechnungsbüchern gewonnenen Angabe seiner Postsendungen näher bestimmt,
mehrere Briefe ^avaters nach den Untersuchungen eines jungen, sehr wackern
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