Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Die ^veimcirische Ausgabe von Goethes Briefen Zeit der undntirten Briefe, zugleich mit kurzer Angabe der Entscheidungsgründe Daß der Abdruck nicht überall die Urschrift treu wiedergiebt, verrät schou Grenzboten et 1889 53
Die ^veimcirische Ausgabe von Goethes Briefen Zeit der undntirten Briefe, zugleich mit kurzer Angabe der Entscheidungsgründe Daß der Abdruck nicht überall die Urschrift treu wiedergiebt, verrät schou Grenzboten et 1889 53
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0425" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205156"/> <fw type="header" place="top"> Die ^veimcirische Ausgabe von Goethes Briefen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1189" prev="#ID_1188"> Zeit der undntirten Briefe, zugleich mit kurzer Angabe der Entscheidungsgründe<lb/> und der abweichenden Ansichten andrer Forscher, Aber wie sehr ist diese<lb/> berechtigte Hoffnung getäuscht worden! Zwar haben der Redaktion eine sehr<lb/> große Zahl Briefe in der Handschrift vorgelegen, auch manche uoch unbekannte,<lb/> durch deren rasche Veröffentlichung sie sich ein größeres Verdienst erworben<lb/> hätte, als durch diese Jahre lang sich hinschleppende Sammlung; auch sind<lb/> manche Urschriften oder Vergleichungen von Urschriften eingesandt worden. Von<lb/> noch vorhandenen sind nur die Briefe an die Fnhlmer und die Gräfin Stolberg<lb/> nicht verglichen worden. Aber auch die Beobachtung, daß eine Nachvergleichnng<lb/> der deu Herausgebern zugänglichen betreffenden Briefe „kaum eine Veränderung<lb/> zur Folge gehabt" hat, kann diesen Mangel nicht entschuldige», umsoweniger,<lb/> als sich in einzelnen Fällen wirklich Bedenken erhoben, selbst die gründlichsten<lb/> Forscher sich zuweilen in der Lesung geirrt haben, und eine Nachvergleichnng<lb/> immer Übersehenes herauszustellen pflegt. Was die Vergleichung einzelner<lb/> Briefe von selten der Besitzer betrifft, so haben diese nicht immer auf alle<lb/> äußern Umstände, wie z. B. Format und Art des Papiers, geachtet, die sonst<lb/> berücksichtigt wurden, auch überhaupt keine strenge Gleichmäßigkeit beobachtet,<lb/> die leider auch von den Herausgebern selbst nicht durchgeführt worden ist.<lb/> Bei den untergegangenen oder bis hente verschollenen Briefen blieb freilich keine<lb/> andre Auskunft als deu vorhandenen Drucken zu folgen, doch hätte man, da alle<lb/> vorhandenen Briefe zeigen, daß Goethe in der Anrede immer dn, dein ge¬<lb/> schrieben hat, nicht in denjenigen, deren Urschrift abhanden gekommen ist, hier<lb/> mit den Drucken, die darin bloß der Sitte der Zeit folgte», große Buchstaben<lb/> wählen dürfen, was z. B. !u deu Briefen an Merck (wie ."«9. ,V14 sust possirlich<lb/> wirkt, da Goethe mit dem großen Buchstaben gleichsam den Hut vor den,,<lb/> jovialen Freunde abzuziehen scheint; man hatte nicht einmal die Umsicht, hierin<lb/> Goethes sattsam bezeugten Gebrauch durchzuführen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1190" next="#ID_1191"> Daß der Abdruck nicht überall die Urschrift treu wiedergiebt, verrät schou<lb/> ein Nachtrag des dritten Bandes, der eine beträchtliche Anzahl Berichtigungen<lb/> bringt, wobei eS sich zuweilen um den Ausfall eines bedeutenden Wortes<lb/> oder gar mehrerer handelt (!), und das an Stellen, die längst richtig gedruckt<lb/> waren. Aber auch im ersten Bande zeigen sich Abänderungen, die vou einer<lb/> urkundlichen Wiedergabe, welche sogar deu bunten Wechsel von daß und dass<lb/> u. ä. befolgt, fern gehalten werden mußten. Solche finden sich schon in den<lb/> beiden Schreiben des Vierzehnjährigen, bei denen hätte bemerkt werden müssen,<lb/> daß nur das zweite von Goethes Hand, das erste von einem Schreiber her¬<lb/> rührt. Die Urschrift (anch vom ersten liegt uns ein Faksimile vor) hat 1, 18<lb/> Betrübtnüß (mit t vor alß), 2, 12 hefftig; Punkte fehlen 4, 5. 23. 25; in<lb/> Dürrr 5, 21 ist das zweite in durch einen übergesetzten Strich bezeichnet.<lb/> Unter den Lesarten wird irrig behauptet, über beiden Briefen sei von Empfänger<lb/> bemerkt „empfangen" oder „Empfangen"; beidemal steht ?roK: das erstemal</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten et 1889 53</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0425]
Die ^veimcirische Ausgabe von Goethes Briefen
Zeit der undntirten Briefe, zugleich mit kurzer Angabe der Entscheidungsgründe
und der abweichenden Ansichten andrer Forscher, Aber wie sehr ist diese
berechtigte Hoffnung getäuscht worden! Zwar haben der Redaktion eine sehr
große Zahl Briefe in der Handschrift vorgelegen, auch manche uoch unbekannte,
durch deren rasche Veröffentlichung sie sich ein größeres Verdienst erworben
hätte, als durch diese Jahre lang sich hinschleppende Sammlung; auch sind
manche Urschriften oder Vergleichungen von Urschriften eingesandt worden. Von
noch vorhandenen sind nur die Briefe an die Fnhlmer und die Gräfin Stolberg
nicht verglichen worden. Aber auch die Beobachtung, daß eine Nachvergleichnng
der deu Herausgebern zugänglichen betreffenden Briefe „kaum eine Veränderung
zur Folge gehabt" hat, kann diesen Mangel nicht entschuldige», umsoweniger,
als sich in einzelnen Fällen wirklich Bedenken erhoben, selbst die gründlichsten
Forscher sich zuweilen in der Lesung geirrt haben, und eine Nachvergleichnng
immer Übersehenes herauszustellen pflegt. Was die Vergleichung einzelner
Briefe von selten der Besitzer betrifft, so haben diese nicht immer auf alle
äußern Umstände, wie z. B. Format und Art des Papiers, geachtet, die sonst
berücksichtigt wurden, auch überhaupt keine strenge Gleichmäßigkeit beobachtet,
die leider auch von den Herausgebern selbst nicht durchgeführt worden ist.
Bei den untergegangenen oder bis hente verschollenen Briefen blieb freilich keine
andre Auskunft als deu vorhandenen Drucken zu folgen, doch hätte man, da alle
vorhandenen Briefe zeigen, daß Goethe in der Anrede immer dn, dein ge¬
schrieben hat, nicht in denjenigen, deren Urschrift abhanden gekommen ist, hier
mit den Drucken, die darin bloß der Sitte der Zeit folgte», große Buchstaben
wählen dürfen, was z. B. !u deu Briefen an Merck (wie ."«9. ,V14 sust possirlich
wirkt, da Goethe mit dem großen Buchstaben gleichsam den Hut vor den,,
jovialen Freunde abzuziehen scheint; man hatte nicht einmal die Umsicht, hierin
Goethes sattsam bezeugten Gebrauch durchzuführen.
Daß der Abdruck nicht überall die Urschrift treu wiedergiebt, verrät schou
ein Nachtrag des dritten Bandes, der eine beträchtliche Anzahl Berichtigungen
bringt, wobei eS sich zuweilen um den Ausfall eines bedeutenden Wortes
oder gar mehrerer handelt (!), und das an Stellen, die längst richtig gedruckt
waren. Aber auch im ersten Bande zeigen sich Abänderungen, die vou einer
urkundlichen Wiedergabe, welche sogar deu bunten Wechsel von daß und dass
u. ä. befolgt, fern gehalten werden mußten. Solche finden sich schon in den
beiden Schreiben des Vierzehnjährigen, bei denen hätte bemerkt werden müssen,
daß nur das zweite von Goethes Hand, das erste von einem Schreiber her¬
rührt. Die Urschrift (anch vom ersten liegt uns ein Faksimile vor) hat 1, 18
Betrübtnüß (mit t vor alß), 2, 12 hefftig; Punkte fehlen 4, 5. 23. 25; in
Dürrr 5, 21 ist das zweite in durch einen übergesetzten Strich bezeichnet.
Unter den Lesarten wird irrig behauptet, über beiden Briefen sei von Empfänger
bemerkt „empfangen" oder „Empfangen"; beidemal steht ?roK: das erstemal
Grenzboten et 1889 53
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