Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Zuum cuique I'ig.t svllolg. Ig.tin.i, x?.i'L!it inunclu8! Giebt es solche, so wird also von dieser Doch es giebt, wie Cnuer sehr wohl weiß, Freunde des klassischen Alter¬ Um Cauers Absichten völlig gerecht zu werden, müßte man mehr davon Cauer hat Anspruch darauf, für einen denkenden Vertreter des humanistischen Zuum cuique I'ig.t svllolg. Ig.tin.i, x?.i'L!it inunclu8! Giebt es solche, so wird also von dieser Doch es giebt, wie Cnuer sehr wohl weiß, Freunde des klassischen Alter¬ Um Cauers Absichten völlig gerecht zu werden, müßte man mehr davon Cauer hat Anspruch darauf, für einen denkenden Vertreter des humanistischen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205103"/> <fw type="header" place="top"> Zuum cuique</fw><lb/> <p xml:id="ID_1020" prev="#ID_1019"> I'ig.t svllolg. Ig.tin.i, x?.i'L!it inunclu8! Giebt es solche, so wird also von dieser<lb/> Seite Cauern gewiß nichts in den Weg gelegt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1021"> Doch es giebt, wie Cnuer sehr wohl weiß, Freunde des klassischen Alter¬<lb/> tums und des klassischen Jugendunterrichts, darunter hervorragende Lateinlehrer,<lb/> die dem lateinischen Aufsatz nicht besonders hold sind. Im günstigsten Falle<lb/> halten sie ihn für eine ziemlich untergeordnete Geistesübnng; zugleich aber für<lb/> etwas, das seiner Natur nach, als schriftliche, bei Zensur und Schlußprüfung<lb/> schwer ins Gewicht fallende Arbeit jeden Augenblick droht aus dem dienenden<lb/> in ein herrschendes Verhältnis hinüberzutreteu und dem Wichtigerem, einer<lb/> umfassenden, leidenschaftlich in die Sache eindringenden und nicht gleich an<lb/> parndemüßige Verwertung denkenden Lektüre, Luft und Licht zu nehmen. Als<lb/> Vorübung gar für den deutschen Aufsatz, wie ihn — ich hätte das nimmer<lb/> für möglich gehalten — auch Cauer noch empfiehlt, Pflegt er bei den Deutsch¬<lb/> lehrern nicht im besten Rufe zu stehen. Armseligkeit und Stumpfheit des<lb/> Ausdrucks, Steifheit des Gedanken gangs, Äußerlichkeit der Gedankenverbindungen,<lb/> Übertriebenheit und Unlauterkeit des Urteils, kurz das, was uns in dentschen<lb/> Schüleranfsätzen am ausdauerndsten entgegentritt, wird, zum Teil gewiß mit<lb/> Recht, auf die lateinischen Anfsatzübungen geschoben, die über Stümpereien jn<lb/> nicht leicht hinauskommen; vom stilistischen in: engern Sinne ganz zu schweigen.<lb/> Jn diesen Kreisen wird man also Cauers Rückbildung des Gymnasiums<lb/> schwerlich als eine Rettung begrüßen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1022"> Um Cauers Absichten völlig gerecht zu werden, müßte man mehr davon<lb/> erfahren. Er müßte sich über die von ihm gewünschte innerliche Erneuerung<lb/> des Lateinbetriebes des nähern aussprechen, müßte uus aus der Erfahrung<lb/> zeigen, wie es anschlüge bei der heutigen Jugend, die ja — wollten wirs be¬<lb/> klagen, was suis es? — doch nicht die selbe ist, wie vor Menschenaltern.<lb/> Es ließen sich ja allerlei Scholle und nützliche Übungen denke» — nur nicht<lb/> nach Seyffertischem Muster! Wie dem auch sei: sie wiederum stärker zu betonen,<lb/> als es durch die preußischen Lehrpläne von 1882 geschehen ist, anstatt sie<lb/> wenigstens aus der Schlußprüfnng zu streichen, wie der schlichte Sinn jener<lb/> Lehrpläne, nach Maßgabe der Erläuterungen (S. 20 -21) zu gebieten scheint,<lb/> ja eine solche Rückbildung des Gymnasiums zur Lateinschule ist, wie Cauer<lb/> sehr wohl gefühlt hat, gar nicht denkbar ohne das zweite: Freigebung des<lb/> Rechtes, die Abiturienten zu allen Fakultätsstudien zu entlassen, auch all Real¬<lb/> gymnasien und Oberrealschnlen!</p><lb/> <p xml:id="ID_1023" next="#ID_1024"> Cauer hat Anspruch darauf, für einen denkenden Vertreter des humanistischen<lb/> Unterrichts zu gelten. Doch hier hat man Mühe, nicht irre zu werden an<lb/> dem Ernste des Cauerischen Humanismus. Wer so leichten Kaufes darauf<lb/> verzichtet, die künftigen Techniker, Naturforscher nud Ärzte dem Gymnasium,<lb/> und somit allen diesen Kreisen die Gymnasialbildung zu erhalten, der erniedrigt<lb/> den klassischen Unterricht zu einem Sport sür solche, denen es gerade Vergnügen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
Zuum cuique
I'ig.t svllolg. Ig.tin.i, x?.i'L!it inunclu8! Giebt es solche, so wird also von dieser
Seite Cauern gewiß nichts in den Weg gelegt werden.
Doch es giebt, wie Cnuer sehr wohl weiß, Freunde des klassischen Alter¬
tums und des klassischen Jugendunterrichts, darunter hervorragende Lateinlehrer,
die dem lateinischen Aufsatz nicht besonders hold sind. Im günstigsten Falle
halten sie ihn für eine ziemlich untergeordnete Geistesübnng; zugleich aber für
etwas, das seiner Natur nach, als schriftliche, bei Zensur und Schlußprüfung
schwer ins Gewicht fallende Arbeit jeden Augenblick droht aus dem dienenden
in ein herrschendes Verhältnis hinüberzutreteu und dem Wichtigerem, einer
umfassenden, leidenschaftlich in die Sache eindringenden und nicht gleich an
parndemüßige Verwertung denkenden Lektüre, Luft und Licht zu nehmen. Als
Vorübung gar für den deutschen Aufsatz, wie ihn — ich hätte das nimmer
für möglich gehalten — auch Cauer noch empfiehlt, Pflegt er bei den Deutsch¬
lehrern nicht im besten Rufe zu stehen. Armseligkeit und Stumpfheit des
Ausdrucks, Steifheit des Gedanken gangs, Äußerlichkeit der Gedankenverbindungen,
Übertriebenheit und Unlauterkeit des Urteils, kurz das, was uns in dentschen
Schüleranfsätzen am ausdauerndsten entgegentritt, wird, zum Teil gewiß mit
Recht, auf die lateinischen Anfsatzübungen geschoben, die über Stümpereien jn
nicht leicht hinauskommen; vom stilistischen in: engern Sinne ganz zu schweigen.
Jn diesen Kreisen wird man also Cauers Rückbildung des Gymnasiums
schwerlich als eine Rettung begrüßen.
Um Cauers Absichten völlig gerecht zu werden, müßte man mehr davon
erfahren. Er müßte sich über die von ihm gewünschte innerliche Erneuerung
des Lateinbetriebes des nähern aussprechen, müßte uus aus der Erfahrung
zeigen, wie es anschlüge bei der heutigen Jugend, die ja — wollten wirs be¬
klagen, was suis es? — doch nicht die selbe ist, wie vor Menschenaltern.
Es ließen sich ja allerlei Scholle und nützliche Übungen denke» — nur nicht
nach Seyffertischem Muster! Wie dem auch sei: sie wiederum stärker zu betonen,
als es durch die preußischen Lehrpläne von 1882 geschehen ist, anstatt sie
wenigstens aus der Schlußprüfnng zu streichen, wie der schlichte Sinn jener
Lehrpläne, nach Maßgabe der Erläuterungen (S. 20 -21) zu gebieten scheint,
ja eine solche Rückbildung des Gymnasiums zur Lateinschule ist, wie Cauer
sehr wohl gefühlt hat, gar nicht denkbar ohne das zweite: Freigebung des
Rechtes, die Abiturienten zu allen Fakultätsstudien zu entlassen, auch all Real¬
gymnasien und Oberrealschnlen!
Cauer hat Anspruch darauf, für einen denkenden Vertreter des humanistischen
Unterrichts zu gelten. Doch hier hat man Mühe, nicht irre zu werden an
dem Ernste des Cauerischen Humanismus. Wer so leichten Kaufes darauf
verzichtet, die künftigen Techniker, Naturforscher nud Ärzte dem Gymnasium,
und somit allen diesen Kreisen die Gymnasialbildung zu erhalten, der erniedrigt
den klassischen Unterricht zu einem Sport sür solche, denen es gerade Vergnügen
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