Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Der russische Gemeindebesitz in der Gegenwart diese ließ sich ihre Genehmigung gewöhnlich sehr hoch bezahlen, wenn es nicht Westeuropäische!? und besonders deutschen Bnneru wird es unerklärlich Selbst vou deutscheu Blättern ist die Behauptung der russischen Liberalen Bei Aufhebung der Leibeigenschaft wurden den befreiten Bauern im Bon den angegebenen Mengen fielen ans die männliche Seele im Durch¬ Der russische Gemeindebesitz in der Gegenwart diese ließ sich ihre Genehmigung gewöhnlich sehr hoch bezahlen, wenn es nicht Westeuropäische!? und besonders deutschen Bnneru wird es unerklärlich Selbst vou deutscheu Blättern ist die Behauptung der russischen Liberalen Bei Aufhebung der Leibeigenschaft wurden den befreiten Bauern im Bon den angegebenen Mengen fielen ans die männliche Seele im Durch¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0307" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/205038"/> <fw type="header" place="top"> Der russische Gemeindebesitz in der Gegenwart</fw><lb/> <p xml:id="ID_804" prev="#ID_803"> diese ließ sich ihre Genehmigung gewöhnlich sehr hoch bezahlen, wenn es nicht<lb/> zu heftigen Auftritten kommen sollte. Solche Auftritte waren übrigens so ziemlich<lb/> die Regel, sobald es sich um Übernahme eines fremden Landanteils und der darauf<lb/> ruhenden Zahlungen ohne besondre Entschädigung des Übernehmenden handelte.</p><lb/> <p xml:id="ID_805"> Westeuropäische!? und besonders deutschen Bnneru wird es unerklärlich<lb/> erscheinen, daß sich in jedem russischen Dorfe so und so viele fanden, die auf<lb/> ihren Landanteil nur der darauf ruhenden Zahlungen wegen für immer ver¬<lb/> zichteten, sobald sie die Größe der Landanteile und die Zahlungen kennen<lb/> gelernt habe»; es darf aber nicht übersehen werden, daß es eben russische<lb/> Bauern waren, die so handelten.</p><lb/> <p xml:id="ID_806"> Selbst vou deutscheu Blättern ist die Behauptung der russischen Liberalen<lb/> und Bnuernfrennde wiedergegeben worden, daß die verzweifelte Lage der russischen<lb/> Bauern ihren Grund in weiter nichts als in dein zu geringen Landanteil und<lb/> den darauf ruhenden angeblich erdrückenden Zahlungen habe. Wird doch sogar<lb/> noch heute von den Gegner» der deutschen Landwirtschaft und der Getreide¬<lb/> zölle die Behauptung aufgestellt, daß sich die russischen Bauern infolge der<lb/> niedrigen Getreidepreise und ihrer schweren Zahlungen in einer noch schwierigeren<lb/> Lage als die deutschen befänden; es dürfte sich daher wohl empfehlen, hier<lb/> nochmals vorzurechnen — was beiläufig gesagt im Interesse der deutschen<lb/> Landwirtschaft uicht oft genug geschehen kaun —, wie viel die russischen<lb/> Bauern an Land erhielten und was sie hierauf zu zahlen haben, worauf sich<lb/> dann ihre Lage mit der der deutschen Bauern sehr leicht vergleichen läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_807"> Bei Aufhebung der Leibeigenschaft wurden den befreiten Bauern im<lb/> europäischen Nußland im gauzeu zugeteilt 117 017 600 Dessjatiueu (ü. 4,28<lb/> preußische Morgen) oder etwa 500 Millionen Morgen, nur Ackerland, Wiesel,<lb/> und Weiden, unter deuen sich jedoch keine unbrauchbare!, Ländereien befinden<lb/> durften, denn diese brauchten sie nicht zu nehmen und haben sie auch nirgends<lb/> genommen. Gegenteilige Behauptungen beruhen entweder auf vollständiger<lb/> Unkenntnis oder offener Fälschung des Thatbestandes. Im ganzen genommen<lb/> besteht das den russischen Bauern überwiesene Areal aus Boden von so wunder¬<lb/> barer natürlicher Beschaffenheit, daß sich kaum die fruchtbarste!, Stellen des<lb/> deutschen Kulturbodens einigermaßen damit vergleichen lassen. Ländereien von<lb/> solcher Beschaffenheit wie der größere Teil der russischen Schwarzerde sind<lb/> in Deutschland überhaupt nirgends und kaum noch einmal ans einer andern<lb/> Stelle Europas vorhanden.</p><lb/> <p xml:id="ID_808"> Bon den angegebenen Mengen fielen ans die männliche Seele im Durch¬<lb/> schnitt Dessjatinen ---- etwa 23»/« preußische Morgen oder auf die Wirt¬<lb/> schaft 16i/z Dessjatinen — etwa 70 Morgen. Behaupte» manche, daß die<lb/> russischen Bauer» »icht genng Land erhalten hätten, um überhaupt bestehe»<lb/> zu können, so ist dies — besonders bei Berücksichtigung der Beschaffenheit des<lb/> Zugeteilten — die offne Unwahrheit.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0307]
Der russische Gemeindebesitz in der Gegenwart
diese ließ sich ihre Genehmigung gewöhnlich sehr hoch bezahlen, wenn es nicht
zu heftigen Auftritten kommen sollte. Solche Auftritte waren übrigens so ziemlich
die Regel, sobald es sich um Übernahme eines fremden Landanteils und der darauf
ruhenden Zahlungen ohne besondre Entschädigung des Übernehmenden handelte.
Westeuropäische!? und besonders deutschen Bnneru wird es unerklärlich
erscheinen, daß sich in jedem russischen Dorfe so und so viele fanden, die auf
ihren Landanteil nur der darauf ruhenden Zahlungen wegen für immer ver¬
zichteten, sobald sie die Größe der Landanteile und die Zahlungen kennen
gelernt habe»; es darf aber nicht übersehen werden, daß es eben russische
Bauern waren, die so handelten.
Selbst vou deutscheu Blättern ist die Behauptung der russischen Liberalen
und Bnuernfrennde wiedergegeben worden, daß die verzweifelte Lage der russischen
Bauern ihren Grund in weiter nichts als in dein zu geringen Landanteil und
den darauf ruhenden angeblich erdrückenden Zahlungen habe. Wird doch sogar
noch heute von den Gegner» der deutschen Landwirtschaft und der Getreide¬
zölle die Behauptung aufgestellt, daß sich die russischen Bauern infolge der
niedrigen Getreidepreise und ihrer schweren Zahlungen in einer noch schwierigeren
Lage als die deutschen befänden; es dürfte sich daher wohl empfehlen, hier
nochmals vorzurechnen — was beiläufig gesagt im Interesse der deutschen
Landwirtschaft uicht oft genug geschehen kaun —, wie viel die russischen
Bauern an Land erhielten und was sie hierauf zu zahlen haben, worauf sich
dann ihre Lage mit der der deutschen Bauern sehr leicht vergleichen läßt.
Bei Aufhebung der Leibeigenschaft wurden den befreiten Bauern im
europäischen Nußland im gauzeu zugeteilt 117 017 600 Dessjatiueu (ü. 4,28
preußische Morgen) oder etwa 500 Millionen Morgen, nur Ackerland, Wiesel,
und Weiden, unter deuen sich jedoch keine unbrauchbare!, Ländereien befinden
durften, denn diese brauchten sie nicht zu nehmen und haben sie auch nirgends
genommen. Gegenteilige Behauptungen beruhen entweder auf vollständiger
Unkenntnis oder offener Fälschung des Thatbestandes. Im ganzen genommen
besteht das den russischen Bauern überwiesene Areal aus Boden von so wunder¬
barer natürlicher Beschaffenheit, daß sich kaum die fruchtbarste!, Stellen des
deutschen Kulturbodens einigermaßen damit vergleichen lassen. Ländereien von
solcher Beschaffenheit wie der größere Teil der russischen Schwarzerde sind
in Deutschland überhaupt nirgends und kaum noch einmal ans einer andern
Stelle Europas vorhanden.
Bon den angegebenen Mengen fielen ans die männliche Seele im Durch¬
schnitt Dessjatinen ---- etwa 23»/« preußische Morgen oder auf die Wirt¬
schaft 16i/z Dessjatinen — etwa 70 Morgen. Behaupte» manche, daß die
russischen Bauer» »icht genng Land erhalten hätten, um überhaupt bestehe»
zu können, so ist dies — besonders bei Berücksichtigung der Beschaffenheit des
Zugeteilten — die offne Unwahrheit.
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