Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Die Fortpflanzung elektrischer Aräfte wohl zu unterscheiden. Wer heutzutage die elektrische Triebkraft für seine 4. Elektrische Schwingungen. Die Strömung der Elektrizität in einem Die Fortpflanzung elektrischer Aräfte wohl zu unterscheiden. Wer heutzutage die elektrische Triebkraft für seine 4. Elektrische Schwingungen. Die Strömung der Elektrizität in einem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0028" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204759"/> <fw type="header" place="top"> Die Fortpflanzung elektrischer Aräfte</fw><lb/> <p xml:id="ID_54" prev="#ID_53"> wohl zu unterscheiden. Wer heutzutage die elektrische Triebkraft für seine<lb/> Lampen mietet, der mietet nicht „Elektrizität," denn die ist schon vorher in<lb/> seinen Drähten, sondern er mietet die Bewegung der Elektrizität; diese Be¬<lb/> wegung ist es, die ihm Licht liefert und die von anßen her nnter Aufwand<lb/> von chemischer oder Maschinenenergie unterhalten werden muß.</p><lb/> <p xml:id="ID_55" next="#ID_56"> 4. Elektrische Schwingungen. Die Strömung der Elektrizität in einem<lb/> Drahte, der zwischen den Polen einer Batterie ausgespannt wird, läßt sich<lb/> mit dem ruhigen Fließen eines Flusses vergleichen. Sie geht, solange die<lb/> Batterie im Staude ist, gleichmäßig und annähernd in gleicher Stärke vor<lb/> sich; wird die Batterie durch den Gebrauch schwächer, so nimmt auch der<lb/> elektrische Strom ab, aber laugsam, etwa so wie die Wnsserbewegung in einem<lb/> allmählig versiegenden Flusse. Es giebt aber noch eine andre Art der fort¬<lb/> schreitenden Bewegung, die bei der Elektrizität und auch beim Wasser vor¬<lb/> kommt. Man denke sich etwa einen hundert Meter langen, zur Hälfte mit<lb/> Wasser gefüllten Kanal. An seinem einen Ende ^ lasse man plötzlich eine große<lb/> Wnssermcnge eintreten und schließe ihn dann sofort wieder ab. Die Angetretene<lb/> Wassermenge bildet am Ende ^ zunächst einen Berg, der nicht im Gleichge¬<lb/> wicht ist; er schreitet vielmehr stürmisch über die Oberfläche des Kanals<lb/> fort und bildet auf ihr eine Welle, die sich über die ganze Länge des Kanals<lb/> fortpflanzt, bis sie am andern Ende L anlangt. Dort wird sie znriickgelvvrfen,<lb/> geht rückwärts nach dem Ende wird wieder zurückbcwegt und geht wieder<lb/> nach L, wird da abermals zurückgeworfen u. f. w.; so läuft die Welle auf dem.<lb/> Kanäle hin und her, bis sie durch die Reibung des Wassers zur Ruhe gebracht<lb/> wird. Ist das geschehen, so hat sich die zugelassene Wnssermasse im Gleichge¬<lb/> wicht auf der Oberfläche des Kanals verteilt, das Wasser des Kanals steht<lb/> nun entsprechend höher. Ganz ähnliches kann bei der Elektrizität vorkommen.<lb/> Man lasse plötzlich eine positive Elektrizitätsmengc, etwa in Form eines Funkens,<lb/> auf das eine Ende ^ unsers Drahts überspringen. Diese Elektrizitätsinenge<lb/> ist an ihrem Platze nicht im Gleichgewichte; sie breitet sich also aus und treibt<lb/> die im Drahte enthaltene positive Elektrizität stürmisch nach dein andern Ende<lb/> L des Drahtes hin. Dadurch sammelt sich die positive Elektrizität am Ende<lb/> L; auch dort ist sie nach dem ersten Stoße im Übermaße vorhanden, geht also<lb/> wieder rückwärts nach ^. hin, wird da muss neue zurückgetrieben u. s. w.<lb/> Die Elektrizität des Drahts, gerade so wie das Wasser des Kauris, macht<lb/> abwechselnde Bewegungen von ^ nach L hin und zurück, bis sie durch die<lb/> Reibung zur Ruhe gelangt ist und die neue Ladung sich in Gleichgewichts-<lb/> verteilung auf der ganzen Drahtvberfläche ausgebreitet hat. Den Vorgang<lb/> der Hinuudherbewegung nennt man eine elektrische Schwingung. Es giebt noch<lb/> andre Fälle, als den berührten, in denen elektrische Schwingungen auftreten;<lb/> wir wollen uns aber hier an den einen ausgezeichneten Fall halten, wo eine<lb/> Elektrizitätsmenge plötzlich in Form eines Funkens ans einen Leiter von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0028]
Die Fortpflanzung elektrischer Aräfte
wohl zu unterscheiden. Wer heutzutage die elektrische Triebkraft für seine
Lampen mietet, der mietet nicht „Elektrizität," denn die ist schon vorher in
seinen Drähten, sondern er mietet die Bewegung der Elektrizität; diese Be¬
wegung ist es, die ihm Licht liefert und die von anßen her nnter Aufwand
von chemischer oder Maschinenenergie unterhalten werden muß.
4. Elektrische Schwingungen. Die Strömung der Elektrizität in einem
Drahte, der zwischen den Polen einer Batterie ausgespannt wird, läßt sich
mit dem ruhigen Fließen eines Flusses vergleichen. Sie geht, solange die
Batterie im Staude ist, gleichmäßig und annähernd in gleicher Stärke vor
sich; wird die Batterie durch den Gebrauch schwächer, so nimmt auch der
elektrische Strom ab, aber laugsam, etwa so wie die Wnsserbewegung in einem
allmählig versiegenden Flusse. Es giebt aber noch eine andre Art der fort¬
schreitenden Bewegung, die bei der Elektrizität und auch beim Wasser vor¬
kommt. Man denke sich etwa einen hundert Meter langen, zur Hälfte mit
Wasser gefüllten Kanal. An seinem einen Ende ^ lasse man plötzlich eine große
Wnssermcnge eintreten und schließe ihn dann sofort wieder ab. Die Angetretene
Wassermenge bildet am Ende ^ zunächst einen Berg, der nicht im Gleichge¬
wicht ist; er schreitet vielmehr stürmisch über die Oberfläche des Kanals
fort und bildet auf ihr eine Welle, die sich über die ganze Länge des Kanals
fortpflanzt, bis sie am andern Ende L anlangt. Dort wird sie znriickgelvvrfen,
geht rückwärts nach dem Ende wird wieder zurückbcwegt und geht wieder
nach L, wird da abermals zurückgeworfen u. f. w.; so läuft die Welle auf dem.
Kanäle hin und her, bis sie durch die Reibung des Wassers zur Ruhe gebracht
wird. Ist das geschehen, so hat sich die zugelassene Wnssermasse im Gleichge¬
wicht auf der Oberfläche des Kanals verteilt, das Wasser des Kanals steht
nun entsprechend höher. Ganz ähnliches kann bei der Elektrizität vorkommen.
Man lasse plötzlich eine positive Elektrizitätsmengc, etwa in Form eines Funkens,
auf das eine Ende ^ unsers Drahts überspringen. Diese Elektrizitätsinenge
ist an ihrem Platze nicht im Gleichgewichte; sie breitet sich also aus und treibt
die im Drahte enthaltene positive Elektrizität stürmisch nach dein andern Ende
L des Drahtes hin. Dadurch sammelt sich die positive Elektrizität am Ende
L; auch dort ist sie nach dem ersten Stoße im Übermaße vorhanden, geht also
wieder rückwärts nach ^. hin, wird da muss neue zurückgetrieben u. s. w.
Die Elektrizität des Drahts, gerade so wie das Wasser des Kauris, macht
abwechselnde Bewegungen von ^ nach L hin und zurück, bis sie durch die
Reibung zur Ruhe gelangt ist und die neue Ladung sich in Gleichgewichts-
verteilung auf der ganzen Drahtvberfläche ausgebreitet hat. Den Vorgang
der Hinuudherbewegung nennt man eine elektrische Schwingung. Es giebt noch
andre Fälle, als den berührten, in denen elektrische Schwingungen auftreten;
wir wollen uns aber hier an den einen ausgezeichneten Fall halten, wo eine
Elektrizitätsmenge plötzlich in Form eines Funkens ans einen Leiter von
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