Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Akademisches Studium und allgemeine Bildung würde eine solche Maßregel angefochten werden müssen, namentlich anch wegen Andre haben deshalb den berechtigten Forderungen der allgemeinen Bil¬ Besondre Schwierigkeiten könnte es doch kaum macheu, aus den zunächst in Akademisches Studium und allgemeine Bildung würde eine solche Maßregel angefochten werden müssen, namentlich anch wegen Andre haben deshalb den berechtigten Forderungen der allgemeinen Bil¬ Besondre Schwierigkeiten könnte es doch kaum macheu, aus den zunächst in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0229" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204960"/> <fw type="header" place="top"> Akademisches Studium und allgemeine Bildung</fw><lb/> <p xml:id="ID_597" prev="#ID_596"> würde eine solche Maßregel angefochten werden müssen, namentlich anch wegen<lb/> ihrer Einwirkung auf die Stellung der akademischen Lehrer.</p><lb/> <p xml:id="ID_598"> Andre haben deshalb den berechtigten Forderungen der allgemeinen Bil¬<lb/> dung bei den akademischen Stadien dndnrch die Erfüllung sichern wollen, das;<lb/> in ähnlicher Weise, wie es ehemals thatsächlich Brauch war, dein eigentlichen<lb/> Fachstudium ein Vorbereitungskursus vorougeheu sollte, über dessen Erfolg in<lb/> einer Zwischenprüfung Rechenschaft abzulegen wäre, sodaß von deren Bestehen<lb/> die Zulassung zu dein eigentlichen Fachstudium abhängig bliebe. Es würde<lb/> damit sür die übrigen Fakultäten eine Einrichtung Platz greifen, wie sie bei<lb/> der medizinischen längst besteht, wo durch das sogenannte Physiknm erst der<lb/> Besitz der zu dem eigentlich praktisch-medizinischen Studium unentbehrlichen<lb/> Vorbildung nachgewiesen werden muß. Bei einer solchen Einrichtung würde<lb/> sich aber wohl alsbald Streit darüber erheben, auf welche Fächer dieser Bor¬<lb/> bereitungskursus und die ihn abschließende Prüfung sich erstrecken sollen.<lb/> Außerdem aber würde der Gedanke kaum verwirklicht werden können ohne<lb/> eine weitere Verlängerung der Studienzeit, gegen die bei dein schon geltenden<lb/> Qnadriennium und Qninqnenninm doch mit Recht Einsprache erhoben werden<lb/> müßte. Endlich aber würde eine solche Zwischeuprüfuug entscheidenden Ein¬<lb/> fluß ans den Stndienbetrieb vermutlich nur während des ihr vorangehenden<lb/> ersten Teiles der Studienzeit ausüben, und für gewöhnlich würde, sobald sie<lb/> bestanden ist, die Beschäftigung mit deu nur um ihretwillen getriebenen Fächern<lb/> wieder aufhören. Angemessener wäre es daher vielleicht und würde mehr<lb/> Sicherheit des Erfolges geben, wenn die Prüfung in der allgemeinen Bildung<lb/> als integrirender Bestandteil mit der Staatsprüfung selbst verbunden würde,<lb/> welche die Studien überhaupt abschließt. Denn so würde der Antrieb, sich mit<lb/> den dabei in Betracht kommenden allgemeinen Disziplinen zu beschäftigen und<lb/> sich darin gleichsam auf dem Laufenden zu erhalten, nicht ans die ersten Semester<lb/> beschränkt bleiben, sondern leidlich gleichmäßig auf alle bis zum Schluß der<lb/> Studienzeit verteilt, daher als Ergebnis much ein reicherer Besitz und ein<lb/> größeres Interesse an allgemeiner Bildung in die Berufsthätigkeit mit hin-<lb/> übergenommen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_599" next="#ID_600"> Besondre Schwierigkeiten könnte es doch kaum macheu, aus den zunächst in<lb/> Betracht kommenden Fächern der Philosophie und der vaterländischen Geschichte<lb/> und Litteratur diejenigen Gebiete abzugrenzen, mit denen der angehende Diener<lb/> des Staates und der Kirche, der künftige Richter und Verwaltungsbeamte, der<lb/> Geistliche und der Lehrer übersichtlich bekannt sein müßte. Auch würden die<lb/> von einer solchen Neuerung zunächst betroffenen Kreise bald einsehen, daß ihnen<lb/> damit nicht eine neue Last aufgelegt, sondern uur ein energischer Anstoß gegeben<lb/> werden sollte, gewisse Dinge, mit denen sie sich ans der obersten Stufe der<lb/> Schule meist mit Lust und Genuß beschäftigt haben, nicht liegen zu lassen,<lb/> sondern weiter zu treiben und mit dem sich nen erschließenden Studium des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0229]
Akademisches Studium und allgemeine Bildung
würde eine solche Maßregel angefochten werden müssen, namentlich anch wegen
ihrer Einwirkung auf die Stellung der akademischen Lehrer.
Andre haben deshalb den berechtigten Forderungen der allgemeinen Bil¬
dung bei den akademischen Stadien dndnrch die Erfüllung sichern wollen, das;
in ähnlicher Weise, wie es ehemals thatsächlich Brauch war, dein eigentlichen
Fachstudium ein Vorbereitungskursus vorougeheu sollte, über dessen Erfolg in
einer Zwischenprüfung Rechenschaft abzulegen wäre, sodaß von deren Bestehen
die Zulassung zu dein eigentlichen Fachstudium abhängig bliebe. Es würde
damit sür die übrigen Fakultäten eine Einrichtung Platz greifen, wie sie bei
der medizinischen längst besteht, wo durch das sogenannte Physiknm erst der
Besitz der zu dem eigentlich praktisch-medizinischen Studium unentbehrlichen
Vorbildung nachgewiesen werden muß. Bei einer solchen Einrichtung würde
sich aber wohl alsbald Streit darüber erheben, auf welche Fächer dieser Bor¬
bereitungskursus und die ihn abschließende Prüfung sich erstrecken sollen.
Außerdem aber würde der Gedanke kaum verwirklicht werden können ohne
eine weitere Verlängerung der Studienzeit, gegen die bei dein schon geltenden
Qnadriennium und Qninqnenninm doch mit Recht Einsprache erhoben werden
müßte. Endlich aber würde eine solche Zwischeuprüfuug entscheidenden Ein¬
fluß ans den Stndienbetrieb vermutlich nur während des ihr vorangehenden
ersten Teiles der Studienzeit ausüben, und für gewöhnlich würde, sobald sie
bestanden ist, die Beschäftigung mit deu nur um ihretwillen getriebenen Fächern
wieder aufhören. Angemessener wäre es daher vielleicht und würde mehr
Sicherheit des Erfolges geben, wenn die Prüfung in der allgemeinen Bildung
als integrirender Bestandteil mit der Staatsprüfung selbst verbunden würde,
welche die Studien überhaupt abschließt. Denn so würde der Antrieb, sich mit
den dabei in Betracht kommenden allgemeinen Disziplinen zu beschäftigen und
sich darin gleichsam auf dem Laufenden zu erhalten, nicht ans die ersten Semester
beschränkt bleiben, sondern leidlich gleichmäßig auf alle bis zum Schluß der
Studienzeit verteilt, daher als Ergebnis much ein reicherer Besitz und ein
größeres Interesse an allgemeiner Bildung in die Berufsthätigkeit mit hin-
übergenommen werden.
Besondre Schwierigkeiten könnte es doch kaum macheu, aus den zunächst in
Betracht kommenden Fächern der Philosophie und der vaterländischen Geschichte
und Litteratur diejenigen Gebiete abzugrenzen, mit denen der angehende Diener
des Staates und der Kirche, der künftige Richter und Verwaltungsbeamte, der
Geistliche und der Lehrer übersichtlich bekannt sein müßte. Auch würden die
von einer solchen Neuerung zunächst betroffenen Kreise bald einsehen, daß ihnen
damit nicht eine neue Last aufgelegt, sondern uur ein energischer Anstoß gegeben
werden sollte, gewisse Dinge, mit denen sie sich ans der obersten Stufe der
Schule meist mit Lust und Genuß beschäftigt haben, nicht liegen zu lassen,
sondern weiter zu treiben und mit dem sich nen erschließenden Studium des
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |