Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches das geeignetste ist, Von den Lehrern an den höheren Schulen beispielsweise dürfte Mau beseitige aus den Vorbereitungsdiensten und deu Prüfungen das fast Sparkasse und Lebensversicherung. In richtiger Würdigung der volks¬ Maßgebliches und Unmaßgebliches das geeignetste ist, Von den Lehrern an den höheren Schulen beispielsweise dürfte Mau beseitige aus den Vorbereitungsdiensten und deu Prüfungen das fast Sparkasse und Lebensversicherung. In richtiger Würdigung der volks¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0195" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204926"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_472" prev="#ID_471"> das geeignetste ist, Von den Lehrern an den höheren Schulen beispielsweise dürfte<lb/> nicht mehr wie bisher die Erwerbung einer besondern „Qualifikation" für jedes<lb/> Fach verlangt werden, um darin später lehren zu können. Man kann alle Tage<lb/> sehen, wie wenig durch wissenschaftliche Vertiefung in ein bestimmtes Fach die<lb/> Lchrfühigkcit verbürgt ist. Denn der Lehrer der höhern Schule soll ja seine<lb/> Scheller nicht in die Tiefen dieser Wissenschaft einführen. sondern er soll die<lb/> Wissenschaft als ein Mittel anwenden, um seine Zöglinge auszubilden. Um dies<lb/> zu können, muß er geistig höher stehen als der Durchschnitt; die technische Fähigkeit<lb/> in jedem Lehrfache muß er daneben besitzen, aber diese kann er auch ohne eine<lb/> besondre Prüfung oder „Qualifikation" in dem einen Fache erwerben, wenn er sie<lb/> in irgend einem andern Fache erworben hatte und ein der Schule mit Erfolg in<lb/> diesem Fache gelehrt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_473"> Mau beseitige aus den Vorbereitungsdiensten und deu Prüfungen das fast<lb/> chinesische Formwcseu, man bringe zur Geltung, daß die höhere Beamtenstelluug<lb/> uicht jemand gebührt, der sich daraus vorbereitet hat, sondern der irgendwo in<lb/> irgend einer Berufsstellung gezeigt hat, daß er mehr als der Durchschnitt das<lb/> allgemeine Beste zu vertreten im Staude ist. Ein Wechsel zwischen größerem Zu-<lb/> drange zu bestimmten Stellen und größerer Abneigung dagegen wird auch dann<lb/> noch stattfinden. Der Wechsel wird aber uicht so schroff und verderblich sein wie<lb/> jetzt, und dem Mangel wird jedesmal dadurch abgeholfen werden können, daß kein<lb/> Berufszweig sich völlig von dem andern abschließt und also dem Eintritt und dem<lb/> Austritt keine unübersteiglichen Schranken entgegenstehen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Sparkasse und Lebensversicherung.</head> <p xml:id="ID_474" next="#ID_475"> In richtiger Würdigung der volks¬<lb/> wirtschaftlichen Bedeutuug des Spcirkassenwescns ist in neuester Zeit viel dafür<lb/> gethan worden, die Sparkassen dem Publikum möglichst zugänglich zu machen und<lb/> ihm jede Erleichterung zu gewähren. Allein die Sparkassen dienen meist nur dem<lb/> Zweck vorübergehender Ersparnisse, die gelegentlich wieder verbraucht werdeu, wenn<lb/> mau auch bemüht gewesen ist, zu dauernden Ersparungen für das spätere Alter<lb/> anzuregen. Erhöhte» Neiz aber hat diejenige Art des Sparcns erfahrungsgemäß,<lb/> die deu Erfolg unabhängig von der Lebensdauer des Sparenden macht und seinem<lb/> Sparen einen gewährleisteten Kapitalerfolg gegenüberstellt, wie dies durch die<lb/> Lebensversicherung geschieht. Es wäre daher sehr wünschenswert, wenn die Ver¬<lb/> waltungen der Ortssparkasseu mit solide» Lcbcusvcrsichcruugsaustnltcu, die auch<lb/> Versicherungen nnter 100U Mark bis etwa zu 200 Mark herab einnehmen. in Ver¬<lb/> bindung treten wollten, ähnlich, wie dies mit der Kaiser-Wilhelmspendc geschehen<lb/> ist, die eigentlich auch solche kleinere Lebensversicherungen in ihr Programm auf-<lb/> nehmen sollte. Nicht daß die Sparkassen hier eine förmliche Agententhätigkcit zu<lb/> entwickeln hätten; nur anregend zur gleichzeitigen Versicherung des Lebeus würden<lb/> sie zu wirken haben und dadurch die Lösung ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe<lb/> vervollständige». Denn die meisten Lebcnsvcrsicheruugsaustalten haben ihre<lb/> kleinsten Versicherungssummen derartig erhöht, daß sich bei ihnen jetzt nur das<lb/> wohlhabendere Zehntel der Steuerzahler versichern kann, während hierzu für die<lb/> minder bemittelten übrigen neun Zehntel verhältnismäßig weniger Gelegenheit ge¬<lb/> boten ist. Solche Gelegenheit kann uicht reichlich genug vorhanden sein, damit die<lb/> Lebensversicherung sich auch bei den ärmeren Bevölkeruugsklasscn immer mehr ein¬<lb/> bürgere. Sparen 1000 Familienväter in einem Orte nur durch Einlegen ber der<lb/> Sparkasse, so hinterlassen sie bei ihrem Ableben in der Regel wenig oder nichts;<lb/> sind sie aber beispielsweise mit je 300 oder 500 Mark versichert, so hinterlassen sie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0195]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
das geeignetste ist, Von den Lehrern an den höheren Schulen beispielsweise dürfte
nicht mehr wie bisher die Erwerbung einer besondern „Qualifikation" für jedes
Fach verlangt werden, um darin später lehren zu können. Man kann alle Tage
sehen, wie wenig durch wissenschaftliche Vertiefung in ein bestimmtes Fach die
Lchrfühigkcit verbürgt ist. Denn der Lehrer der höhern Schule soll ja seine
Scheller nicht in die Tiefen dieser Wissenschaft einführen. sondern er soll die
Wissenschaft als ein Mittel anwenden, um seine Zöglinge auszubilden. Um dies
zu können, muß er geistig höher stehen als der Durchschnitt; die technische Fähigkeit
in jedem Lehrfache muß er daneben besitzen, aber diese kann er auch ohne eine
besondre Prüfung oder „Qualifikation" in dem einen Fache erwerben, wenn er sie
in irgend einem andern Fache erworben hatte und ein der Schule mit Erfolg in
diesem Fache gelehrt hat.
Mau beseitige aus den Vorbereitungsdiensten und deu Prüfungen das fast
chinesische Formwcseu, man bringe zur Geltung, daß die höhere Beamtenstelluug
uicht jemand gebührt, der sich daraus vorbereitet hat, sondern der irgendwo in
irgend einer Berufsstellung gezeigt hat, daß er mehr als der Durchschnitt das
allgemeine Beste zu vertreten im Staude ist. Ein Wechsel zwischen größerem Zu-
drange zu bestimmten Stellen und größerer Abneigung dagegen wird auch dann
noch stattfinden. Der Wechsel wird aber uicht so schroff und verderblich sein wie
jetzt, und dem Mangel wird jedesmal dadurch abgeholfen werden können, daß kein
Berufszweig sich völlig von dem andern abschließt und also dem Eintritt und dem
Austritt keine unübersteiglichen Schranken entgegenstehen.
Sparkasse und Lebensversicherung. In richtiger Würdigung der volks¬
wirtschaftlichen Bedeutuug des Spcirkassenwescns ist in neuester Zeit viel dafür
gethan worden, die Sparkassen dem Publikum möglichst zugänglich zu machen und
ihm jede Erleichterung zu gewähren. Allein die Sparkassen dienen meist nur dem
Zweck vorübergehender Ersparnisse, die gelegentlich wieder verbraucht werdeu, wenn
mau auch bemüht gewesen ist, zu dauernden Ersparungen für das spätere Alter
anzuregen. Erhöhte» Neiz aber hat diejenige Art des Sparcns erfahrungsgemäß,
die deu Erfolg unabhängig von der Lebensdauer des Sparenden macht und seinem
Sparen einen gewährleisteten Kapitalerfolg gegenüberstellt, wie dies durch die
Lebensversicherung geschieht. Es wäre daher sehr wünschenswert, wenn die Ver¬
waltungen der Ortssparkasseu mit solide» Lcbcusvcrsichcruugsaustnltcu, die auch
Versicherungen nnter 100U Mark bis etwa zu 200 Mark herab einnehmen. in Ver¬
bindung treten wollten, ähnlich, wie dies mit der Kaiser-Wilhelmspendc geschehen
ist, die eigentlich auch solche kleinere Lebensversicherungen in ihr Programm auf-
nehmen sollte. Nicht daß die Sparkassen hier eine förmliche Agententhätigkcit zu
entwickeln hätten; nur anregend zur gleichzeitigen Versicherung des Lebeus würden
sie zu wirken haben und dadurch die Lösung ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe
vervollständige». Denn die meisten Lebcnsvcrsicheruugsaustalten haben ihre
kleinsten Versicherungssummen derartig erhöht, daß sich bei ihnen jetzt nur das
wohlhabendere Zehntel der Steuerzahler versichern kann, während hierzu für die
minder bemittelten übrigen neun Zehntel verhältnismäßig weniger Gelegenheit ge¬
boten ist. Solche Gelegenheit kann uicht reichlich genug vorhanden sein, damit die
Lebensversicherung sich auch bei den ärmeren Bevölkeruugsklasscn immer mehr ein¬
bürgere. Sparen 1000 Familienväter in einem Orte nur durch Einlegen ber der
Sparkasse, so hinterlassen sie bei ihrem Ableben in der Regel wenig oder nichts;
sind sie aber beispielsweise mit je 300 oder 500 Mark versichert, so hinterlassen sie
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