Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.erzählt dieser von seiner Laufbahn. "Schwere Schicksale waren inzwischen über (Schluß folgt) Moritz Necker Maßgebliches und Unmaßgebliches Weiteres zur Ueberfüllung der höhern Berufsarten. Der Unterschied erzählt dieser von seiner Laufbahn. „Schwere Schicksale waren inzwischen über (Schluß folgt) Moritz Necker Maßgebliches und Unmaßgebliches Weiteres zur Ueberfüllung der höhern Berufsarten. Der Unterschied <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0192" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204923"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_463" prev="#ID_462"> erzählt dieser von seiner Laufbahn. „Schwere Schicksale waren inzwischen über<lb/> unser Vaterland hereingebrochen, und man rang, wie schou so oft, nach einem<lb/> Halt. Ich war dabei in meiner amtlichen Stellung sehr rasch befördert<lb/> worden, und als jetzt die Zeit ratloser Versuche begann, stellte mich ein Mini¬<lb/> sterium, das man über Nacht gebildet hatte, an die Spitze einer Provinz, die<lb/> infolge nationaler Sonderbestrebungen in sich gespalten war. Ich spreche nicht<lb/> gern von meinem dortigen kurzen Wirken. Dasselbe (!)- hat in der öffentlichen<lb/> Meinung eine harte Beurteilung erfahren; ich selbst kann nur sagen, daß ich<lb/> meine Pflicht gethan. Verhältnismäßig war meine Stellung eine viel zu be¬<lb/> deutungslose, als daß ich eine historische Rechtfertigung erwarten dürfte; aber<lb/> spätere Geschlechter werden jedenfalls erkennen, wie schwer, wie unmöglich es<lb/> uns überhaupt gemacht war, ersprießliche und dauernde Zustände zu schaffen.<lb/> Wer Kraft entwickeln will, muß festen Boden unter deu Füßen haben; auf<lb/> schwankender Grundlage hat man die äußersten Anstrengungen nötig, um sich<lb/> nur aufrecht zu erhalten. Und in dieser Lage waren und sind unsere Staats¬<lb/> männer - war und ist Österreich seit langem. Das muß man erkennen, um<lb/> nicht an sich selbst und andern irre zu werden." Nur ein sehr genauer Kenner<lb/> Österreichs konnte, typisch für einen ganzen Stand, diese bedeutsamen Worte<lb/> niederschreiben.</p><lb/> <p xml:id="ID_464"> (Schluß folgt)</p><lb/> <note type="byline"> Moritz Necker</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Weiteres zur Ueberfüllung der höhern Berufsarten.</head> <p xml:id="ID_465" next="#ID_466"> Der Unterschied<lb/> zwischen den höher» und niedern Berufsarten hat sich durch den Umschwung in<lb/> den staatlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen unsres Vaterlandes in den letzten<lb/> Jahrzehnten bedeutend verschoben. Bei den engen staatlichen und wirtschaftlichen<lb/> Zuständen auch noch im Anfange und der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts war<lb/> der Inhalt der Thätigkeiten, die man zu den höhern Berufsarten zu rechnen pflegt,<lb/> ein wesentlich andrer, als er es jetzt ist. Die Veränderung hat in den gesetz¬<lb/> lichen Bestinimnngen über die Vorbildung der höhern Beamten mir geringen<lb/> Ausdruck gefunden; namentlich diese Versäumnis trägt dazu bei, daß auch ander¬<lb/> wärts als nur bei der Beamtenlaufbahn irrige Meinungen über die Bedeutung<lb/> der höhern Berufsarten herrschen. Der Unterschied gegen früher ist aber folgen¬<lb/> der. Ueberall, wo sich ein Berufszweig völlig oder doch nahezu nach Möglichkeit<lb/> von den andern abschließt, wofür eben ein Beispiel die Zunftverfassung bildet,<lb/> nimmt derjenige eine höhere Stellung in diesem Berufe ein, der am längsten darin</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0192]
erzählt dieser von seiner Laufbahn. „Schwere Schicksale waren inzwischen über
unser Vaterland hereingebrochen, und man rang, wie schou so oft, nach einem
Halt. Ich war dabei in meiner amtlichen Stellung sehr rasch befördert
worden, und als jetzt die Zeit ratloser Versuche begann, stellte mich ein Mini¬
sterium, das man über Nacht gebildet hatte, an die Spitze einer Provinz, die
infolge nationaler Sonderbestrebungen in sich gespalten war. Ich spreche nicht
gern von meinem dortigen kurzen Wirken. Dasselbe (!)- hat in der öffentlichen
Meinung eine harte Beurteilung erfahren; ich selbst kann nur sagen, daß ich
meine Pflicht gethan. Verhältnismäßig war meine Stellung eine viel zu be¬
deutungslose, als daß ich eine historische Rechtfertigung erwarten dürfte; aber
spätere Geschlechter werden jedenfalls erkennen, wie schwer, wie unmöglich es
uns überhaupt gemacht war, ersprießliche und dauernde Zustände zu schaffen.
Wer Kraft entwickeln will, muß festen Boden unter deu Füßen haben; auf
schwankender Grundlage hat man die äußersten Anstrengungen nötig, um sich
nur aufrecht zu erhalten. Und in dieser Lage waren und sind unsere Staats¬
männer - war und ist Österreich seit langem. Das muß man erkennen, um
nicht an sich selbst und andern irre zu werden." Nur ein sehr genauer Kenner
Österreichs konnte, typisch für einen ganzen Stand, diese bedeutsamen Worte
niederschreiben.
(Schluß folgt)
Moritz Necker
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Weiteres zur Ueberfüllung der höhern Berufsarten. Der Unterschied
zwischen den höher» und niedern Berufsarten hat sich durch den Umschwung in
den staatlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen unsres Vaterlandes in den letzten
Jahrzehnten bedeutend verschoben. Bei den engen staatlichen und wirtschaftlichen
Zuständen auch noch im Anfange und der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts war
der Inhalt der Thätigkeiten, die man zu den höhern Berufsarten zu rechnen pflegt,
ein wesentlich andrer, als er es jetzt ist. Die Veränderung hat in den gesetz¬
lichen Bestinimnngen über die Vorbildung der höhern Beamten mir geringen
Ausdruck gefunden; namentlich diese Versäumnis trägt dazu bei, daß auch ander¬
wärts als nur bei der Beamtenlaufbahn irrige Meinungen über die Bedeutung
der höhern Berufsarten herrschen. Der Unterschied gegen früher ist aber folgen¬
der. Ueberall, wo sich ein Berufszweig völlig oder doch nahezu nach Möglichkeit
von den andern abschließt, wofür eben ein Beispiel die Zunftverfassung bildet,
nimmt derjenige eine höhere Stellung in diesem Berufe ein, der am längsten darin
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |