Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.much mit den Männern, die unser Volk für seine siegreichen Kriege bewaff¬ Wir sprechen von dem ersten Hersteller der Gnßstahlkanonen und von deM much mit den Männern, die unser Volk für seine siegreichen Kriege bewaff¬ Wir sprechen von dem ersten Hersteller der Gnßstahlkanonen und von deM <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0018" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204749"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_28" prev="#ID_27"> much mit den Männern, die unser Volk für seine siegreichen Kriege bewaff¬<lb/> neten, selbst der verdienstvollste unter ihnen machte bisher davon keine Aus¬<lb/> nahme; man wußte in weitern Kreisen wohl von seiner Erfindung, man hatte<lb/> von ihrer Entwicklung einiges gehört, man erinnerte sich an „sensationelle"<lb/> Thatsachen und Umstände darin, man bewunderte ihn als einen der reichsten<lb/> Leute im Deutschen Reiche und als den größten Fabrikherrn seiner Art auf<lb/> der ganzen Erde. Viel mehr aber war den meisten von ihm nicht zu Gehör<lb/> oder Gesicht gekommen. Wir begrüßen es daher mit Freuden, daß jetzt, wo<lb/> die Enthüllung seines Denkmals bevorsteht, mit ihm ein Anfang gemacht<lb/> worden ist, auch unsern Heroen der Technik durch eingehende Betrachtung und<lb/> Schilderung ihres Lebensganges und ihrer Schöpfungen gerecht zu werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_29" next="#ID_30"> Wir sprechen von dem ersten Hersteller der Gnßstahlkanonen und von deM<lb/> Buche, das soeben uuter dem Titel: Alfred Krupp und die Entwicklung der<lb/> Gnßstahlfabrik zu Essen. Nach authentischen Quellen dargestellt von Dietrich<lb/> Baedeker erschienen ist. Nach dieser Darstellung, die sich eben so sehr dem<lb/> Fachmanne wie dem großen Publikum empfiehlt, war der 1887 verstorbene<lb/> „Kanouenlönig" sowohl durch seiue Begabung und seinen Charakter als auch<lb/> durch Glück und Erfolg ein ausgezeichneter industrieller Unternehmer, der aber<lb/> sehr klein anfing, erst spät zu Bedeutung gelangte und so zu den soll-nu^as<lb/> insu zählte, zu denen viele unsrer Großindustriellen gehören. Als er 1826<lb/> nach dem Tode seines Vaters Friedrich Krupp dessen zuletzt sehr herabgekom¬<lb/> mene Gnßftahlfnbrik als vierzehnjähriger Knabe fortzuführen übernahm, stand<lb/> er gleich den vier Arbeitern, die das Geschäft damals hatte, von: Morgen bis<lb/> zum Abend, ja oft noch die Nacht hindurch an Ambos und Esse, um für sich,<lb/> seine Mutter und andere Angehörige das tagt'che Brot zu erwerben. Ohne<lb/> Mittel und Kredit, lernte er reichlich Sorge und Not kennen, und mehrmals<lb/> sah er den Untergang vor sich. Aber Ausdauer, Fleiß und die Gabe zu ent¬<lb/> behren, halfen über die Gefahr hinweg, und allmählich kamen bessere Tage.<lb/> Gleichwohl hatte er es 1832 erst auf sechzehn Arbeiter gebracht, und noch<lb/> immer mußte er seine Fabrikate, die damals vorzüglich in Münzstempeln,<lb/> Mnnzwalzen, Tuchscheren, Hnmmersütteln und Lohgerberfalzen bestanden, vielfach<lb/> selbst vertreiben. Ende der dreißiger Jahre gelang ihm, der jede freie<lb/> Stunde über Erfindungen zu besserer Ausbeutung des ererbten Geheimnisses,<lb/> der Bereitung von Gußstnhl, nachsann, die Lvsfelwalze. Mit dem Ver¬<lb/> kaufe des Patentes, das er darauf in England erhielt, deckte er einen Teil<lb/> seiner Schulden. Dann gründete er in Gemeinschaft mit dem österreichischen<lb/> Kaufmann Schotter 1344 in Berndvrf bei Wien eine Metallwarenfabrik,<lb/> die unter seinem Bruder bald einen starken Aufschwung nahm. Dasselbe war<lb/> mit dem Essener Werke der Fall, das er selbst zu leiten fortfuhr, und das im<lb/> Jahre 1845 bereits 122 Arbeiter beschäftigte. Infolge des allgemeinen wirt¬<lb/> schaftlichen Darniederliegens der Jahre nach 1848 sank die Zahl wieder auf 72,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
much mit den Männern, die unser Volk für seine siegreichen Kriege bewaff¬
neten, selbst der verdienstvollste unter ihnen machte bisher davon keine Aus¬
nahme; man wußte in weitern Kreisen wohl von seiner Erfindung, man hatte
von ihrer Entwicklung einiges gehört, man erinnerte sich an „sensationelle"
Thatsachen und Umstände darin, man bewunderte ihn als einen der reichsten
Leute im Deutschen Reiche und als den größten Fabrikherrn seiner Art auf
der ganzen Erde. Viel mehr aber war den meisten von ihm nicht zu Gehör
oder Gesicht gekommen. Wir begrüßen es daher mit Freuden, daß jetzt, wo
die Enthüllung seines Denkmals bevorsteht, mit ihm ein Anfang gemacht
worden ist, auch unsern Heroen der Technik durch eingehende Betrachtung und
Schilderung ihres Lebensganges und ihrer Schöpfungen gerecht zu werden.
Wir sprechen von dem ersten Hersteller der Gnßstahlkanonen und von deM
Buche, das soeben uuter dem Titel: Alfred Krupp und die Entwicklung der
Gnßstahlfabrik zu Essen. Nach authentischen Quellen dargestellt von Dietrich
Baedeker erschienen ist. Nach dieser Darstellung, die sich eben so sehr dem
Fachmanne wie dem großen Publikum empfiehlt, war der 1887 verstorbene
„Kanouenlönig" sowohl durch seiue Begabung und seinen Charakter als auch
durch Glück und Erfolg ein ausgezeichneter industrieller Unternehmer, der aber
sehr klein anfing, erst spät zu Bedeutung gelangte und so zu den soll-nu^as
insu zählte, zu denen viele unsrer Großindustriellen gehören. Als er 1826
nach dem Tode seines Vaters Friedrich Krupp dessen zuletzt sehr herabgekom¬
mene Gnßftahlfnbrik als vierzehnjähriger Knabe fortzuführen übernahm, stand
er gleich den vier Arbeitern, die das Geschäft damals hatte, von: Morgen bis
zum Abend, ja oft noch die Nacht hindurch an Ambos und Esse, um für sich,
seine Mutter und andere Angehörige das tagt'che Brot zu erwerben. Ohne
Mittel und Kredit, lernte er reichlich Sorge und Not kennen, und mehrmals
sah er den Untergang vor sich. Aber Ausdauer, Fleiß und die Gabe zu ent¬
behren, halfen über die Gefahr hinweg, und allmählich kamen bessere Tage.
Gleichwohl hatte er es 1832 erst auf sechzehn Arbeiter gebracht, und noch
immer mußte er seine Fabrikate, die damals vorzüglich in Münzstempeln,
Mnnzwalzen, Tuchscheren, Hnmmersütteln und Lohgerberfalzen bestanden, vielfach
selbst vertreiben. Ende der dreißiger Jahre gelang ihm, der jede freie
Stunde über Erfindungen zu besserer Ausbeutung des ererbten Geheimnisses,
der Bereitung von Gußstnhl, nachsann, die Lvsfelwalze. Mit dem Ver¬
kaufe des Patentes, das er darauf in England erhielt, deckte er einen Teil
seiner Schulden. Dann gründete er in Gemeinschaft mit dem österreichischen
Kaufmann Schotter 1344 in Berndvrf bei Wien eine Metallwarenfabrik,
die unter seinem Bruder bald einen starken Aufschwung nahm. Dasselbe war
mit dem Essener Werke der Fall, das er selbst zu leiten fortfuhr, und das im
Jahre 1845 bereits 122 Arbeiter beschäftigte. Infolge des allgemeinen wirt¬
schaftlichen Darniederliegens der Jahre nach 1848 sank die Zahl wieder auf 72,
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