Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Zweites Vierteljahr.Zur Erklärung deutscher Revolutionssympathien ^790--5792 veri Woldemar Wenck lSchluß) iue ganz hervorragende Aufmerksamkeit richtete sich überall, wo Zur Erklärung deutscher Revolutionssympathien ^790—5792 veri Woldemar Wenck lSchluß) iue ganz hervorragende Aufmerksamkeit richtete sich überall, wo <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0173" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204904"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341849_204730/figures/grenzboten_341849_204730_204904_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zur Erklärung deutscher Revolutionssympathien<lb/> ^790—5792<lb/><note type="byline"> veri Woldemar Wenck</note> lSchluß)</head><lb/> <p xml:id="ID_424" next="#ID_425"> iue ganz hervorragende Aufmerksamkeit richtete sich überall, wo<lb/> von Stellung und Pnrteiuahme in dein obwaltenden Meinungs¬<lb/> streite die Rede war, auf die, nenerdings gewaltig angeschwollene<lb/> Zahl von Deutschen, die unter den Begriff der „Gelehrten"<lb/> oder „Studirten" fielen, Tausende von ihnen waren wohl, alsMZMWW^<lb/> richterliche oder Verwaltungsbeamte, so fest auf die bestehenden Staats¬<lb/> ordnungen angewiesen und darin eingelebt, daß eine Abneigung gegen den<lb/> Gedanken weitgehender Neuerungen oder gar völligen Umsturzes bei ihnen<lb/> leicht vorauszusetzen war. Daß es aber auch in dem Beamtentum, und zwar<lb/> bis in die höhern Stufen hinauf, uicht an Sympathien sür die Revolution<lb/> fehlte, trat uns schon aus manchen der frühern Anführungen und Bemerkungen<lb/> entgegen. Auch von der Geistlichkeit der neuern Bildung konnte das gelten,<lb/> von der katholischen vielleicht, der innersten Gesinnung uach, noch mehr als<lb/> von der protestantischen, da bei ihr die besondern Einschränkungen ihrer Lage<lb/> die Freiheitssehnsucht verschärften. „Soviel ich alte und jüngere Theologen<lb/> nach modernem Schnitt habe kennen lernen, so viel Demokraten und Verteidiger<lb/> der französischen Revolution habe ich kennen lernen," sagt ein schwnrzsichtigcr<lb/> Revolntionsseind in Reichardts Revolntionsalmanach. Der Ausdruck ist zweifel¬<lb/> los übertrieben. Aber den Weiberhuuger, durch den gewissenlose Priester und<lb/> Mönche für das französische Wesen gewonnen würden, klagt auch Aloys Hof¬<lb/> mann in seiner Wiener Zeitschrift bitterlich an, und auffällig ist der starke<lb/> Prozentsatz von Geistlichen und Mönche» unter den Jünglingen und Männern,<lb/> die 1792, bei Custiues Einbruch in die Rheinlande, in den sofort errichteten<lb/> Klubs Platz nahmen. Auch Professoren — an Universitäten oder sonstigen<lb/> öffentlichen Lehranstalten — finden mir hier in ziemlicher Anzahl, und damals,<lb/> wie in spätern Tagen wurde Wohl die Weisheit der „Senatoren in der<lb/> Republik der Wissenschaften" von Männern streng rcvolntionsfeindlicher Ge¬<lb/> sinnung als Quell manches Unheils bezeichnet. studirte oder — in den welliger<lb/> gebildeten Volksklnsfen — Halbstndirte dachte mau sich bald hier, bald dn als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0173]
[Abbildung]
Zur Erklärung deutscher Revolutionssympathien
^790—5792
veri Woldemar Wenck lSchluß)
iue ganz hervorragende Aufmerksamkeit richtete sich überall, wo
von Stellung und Pnrteiuahme in dein obwaltenden Meinungs¬
streite die Rede war, auf die, nenerdings gewaltig angeschwollene
Zahl von Deutschen, die unter den Begriff der „Gelehrten"
oder „Studirten" fielen, Tausende von ihnen waren wohl, alsMZMWW^
richterliche oder Verwaltungsbeamte, so fest auf die bestehenden Staats¬
ordnungen angewiesen und darin eingelebt, daß eine Abneigung gegen den
Gedanken weitgehender Neuerungen oder gar völligen Umsturzes bei ihnen
leicht vorauszusetzen war. Daß es aber auch in dem Beamtentum, und zwar
bis in die höhern Stufen hinauf, uicht an Sympathien sür die Revolution
fehlte, trat uns schon aus manchen der frühern Anführungen und Bemerkungen
entgegen. Auch von der Geistlichkeit der neuern Bildung konnte das gelten,
von der katholischen vielleicht, der innersten Gesinnung uach, noch mehr als
von der protestantischen, da bei ihr die besondern Einschränkungen ihrer Lage
die Freiheitssehnsucht verschärften. „Soviel ich alte und jüngere Theologen
nach modernem Schnitt habe kennen lernen, so viel Demokraten und Verteidiger
der französischen Revolution habe ich kennen lernen," sagt ein schwnrzsichtigcr
Revolntionsseind in Reichardts Revolntionsalmanach. Der Ausdruck ist zweifel¬
los übertrieben. Aber den Weiberhuuger, durch den gewissenlose Priester und
Mönche für das französische Wesen gewonnen würden, klagt auch Aloys Hof¬
mann in seiner Wiener Zeitschrift bitterlich an, und auffällig ist der starke
Prozentsatz von Geistlichen und Mönche» unter den Jünglingen und Männern,
die 1792, bei Custiues Einbruch in die Rheinlande, in den sofort errichteten
Klubs Platz nahmen. Auch Professoren — an Universitäten oder sonstigen
öffentlichen Lehranstalten — finden mir hier in ziemlicher Anzahl, und damals,
wie in spätern Tagen wurde Wohl die Weisheit der „Senatoren in der
Republik der Wissenschaften" von Männern streng rcvolntionsfeindlicher Ge¬
sinnung als Quell manches Unheils bezeichnet. studirte oder — in den welliger
gebildeten Volksklnsfen — Halbstndirte dachte mau sich bald hier, bald dn als
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