Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Litteratur Ansicht, daß allerdings die Schüler, die ihre Bitdungsperiode auszudehnen in der Litteratur Ueber Ad. Hnrnacks Dogmengeschichte. Vortrag, gehalten im badischen wissenschaftlichen Predigerverein von Ur. H. H. Wendt, Professor der Theologie i" Heidelberg. Göttinnen, 1888 Von dem bedeutenden Werke Hcirnncks ist in den Grenzboten schon geredet Reformationsgeschichte der Stadt Herford. Von Prof. Dr. L. Hölscher. Giitersloh, Bertelsmann, 1838 Ein gut geschriebener Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Reformation. Studien zu La Rochefoucaulds Leben und Werken. Von H. Georg Rnhstede. Braunschweig, C. A. Schwetschke "c Sohn (E. Appclhans), 1888 Kaum eine Periode der Litteratur liegt den heute lebenden so fern, als das Litteratur Ansicht, daß allerdings die Schüler, die ihre Bitdungsperiode auszudehnen in der Litteratur Ueber Ad. Hnrnacks Dogmengeschichte. Vortrag, gehalten im badischen wissenschaftlichen Predigerverein von Ur. H. H. Wendt, Professor der Theologie i» Heidelberg. Göttinnen, 1888 Von dem bedeutenden Werke Hcirnncks ist in den Grenzboten schon geredet Reformationsgeschichte der Stadt Herford. Von Prof. Dr. L. Hölscher. Giitersloh, Bertelsmann, 1838 Ein gut geschriebener Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Reformation. Studien zu La Rochefoucaulds Leben und Werken. Von H. Georg Rnhstede. Braunschweig, C. A. Schwetschke «c Sohn (E. Appclhans), 1888 Kaum eine Periode der Litteratur liegt den heute lebenden so fern, als das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0543" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204632"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1766" prev="#ID_1765"> Ansicht, daß allerdings die Schüler, die ihre Bitdungsperiode auszudehnen in der<lb/> Lage sind, am besten thun, die Gymnasialbildung zu suchen, und daß sie nur dann<lb/> unsre Gegenwart gründlich zu verstehn und auf sie einzuwirken im Stande sind,<lb/> wenn sie mit der griechisch-römischen Kultur, der christlichen Kulturgeschichte und<lb/> den modernen Naturwissenschaften vertraut sind. Inwiefern gewisse Stücke in<lb/> dieser Kultnrforderuug aufgeopfert und durch andre Mehrleistungen bis zur Un¬<lb/> schädlichkeit ersetzt werden könnten, wäre noch zu erörtern, aber wir fühlen keinen<lb/> Beruf, darauf einzugehn, ebenso wenig auf die Bildung des gemeinen Mannes<lb/> und die Art hinzuweisen, wie auch diese einem vernünftigen Ideal entspricht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <div n="2"> <head> Ueber Ad. Hnrnacks Dogmengeschichte. Vortrag, gehalten im badischen wissenschaftlichen<lb/> Predigerverein von Ur. H. H. Wendt, Professor der Theologie i» Heidelberg. Göttinnen, 1888</head><lb/> <p xml:id="ID_1767"> Von dem bedeutenden Werke Hcirnncks ist in den Grenzboten schon geredet<lb/> worden, ebenso von dem „Fall Harnack." Der obige Vortrag des Professor Wendt<lb/> mutet seinen Zuhörern und Lesern eine bedeutende Anstrengung des theologischen<lb/> Denkens zu. Sie werden dafür in die Methode Haruacks einigermaßen eingeführt<lb/> und namentlich in die etwas schwierige Partie, wie sich die Einwirkung hellenischer<lb/> Philosophie auf die Bildung der Lehre von Christus geltend gemacht hat, wo sich<lb/> eine Reaktion dagegen zeigt und wie am Ende des Zeitraumes alte paulinische<lb/> Elemente in Augustin unigestaltend auftreten, ohne doch gleichmäßig verarbeitet zu<lb/> werden. Diese förderlichen Erörterungen gehen von einem Standpunkte ans, der<lb/> durchweg dem Standpunkte Harnacks verwandt ist.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Reformationsgeschichte der Stadt Herford. Von Prof. Dr. L. Hölscher.<lb/> Giitersloh, Bertelsmann, 1838</head><lb/> <p xml:id="ID_1768"> Ein gut geschriebener Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Reformation.<lb/> Große Kämpfe hatte die Stadt Herford nicht dabei durchzumachen, aber es ist<lb/> interessant, zu sehe», wie das Neue unaufhaltsam durchbricht. Auch die Korre¬<lb/> spondenz zwischen den evangelisch gesinnten und den Wittenbergcrn (seit 1520)<lb/> ist wertvoll. Der Anhang giebt die sehr selten gewordne Kirchenordnung Herfords<lb/> in einem Abdruck von 1534 in niederdeutscher Sprache wieder. Forscher in der<lb/> Kirchen- und Schulgeschichte werden sich diesen Anhang nicht entgehen lassen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Studien zu La Rochefoucaulds Leben und Werken. Von H. Georg Rnhstede.<lb/> Braunschweig, C. A. Schwetschke «c Sohn (E. Appclhans), 1888</head><lb/> <p xml:id="ID_1769" next="#ID_1770"> Kaum eine Periode der Litteratur liegt den heute lebenden so fern, als das<lb/> gepriesene Zeitalter Ludwigs XIV.. „des Großen," wie die bewundernde Mitwelt<lb/> sagte, ohne daß die Nachwelt Lust gezeigt hat, die Benennung zu bestätigen. 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Litteratur
Ansicht, daß allerdings die Schüler, die ihre Bitdungsperiode auszudehnen in der
Lage sind, am besten thun, die Gymnasialbildung zu suchen, und daß sie nur dann
unsre Gegenwart gründlich zu verstehn und auf sie einzuwirken im Stande sind,
wenn sie mit der griechisch-römischen Kultur, der christlichen Kulturgeschichte und
den modernen Naturwissenschaften vertraut sind. Inwiefern gewisse Stücke in
dieser Kultnrforderuug aufgeopfert und durch andre Mehrleistungen bis zur Un¬
schädlichkeit ersetzt werden könnten, wäre noch zu erörtern, aber wir fühlen keinen
Beruf, darauf einzugehn, ebenso wenig auf die Bildung des gemeinen Mannes
und die Art hinzuweisen, wie auch diese einem vernünftigen Ideal entspricht.
Litteratur
Ueber Ad. Hnrnacks Dogmengeschichte. Vortrag, gehalten im badischen wissenschaftlichen
Predigerverein von Ur. H. H. Wendt, Professor der Theologie i» Heidelberg. Göttinnen, 1888
Von dem bedeutenden Werke Hcirnncks ist in den Grenzboten schon geredet
worden, ebenso von dem „Fall Harnack." Der obige Vortrag des Professor Wendt
mutet seinen Zuhörern und Lesern eine bedeutende Anstrengung des theologischen
Denkens zu. Sie werden dafür in die Methode Haruacks einigermaßen eingeführt
und namentlich in die etwas schwierige Partie, wie sich die Einwirkung hellenischer
Philosophie auf die Bildung der Lehre von Christus geltend gemacht hat, wo sich
eine Reaktion dagegen zeigt und wie am Ende des Zeitraumes alte paulinische
Elemente in Augustin unigestaltend auftreten, ohne doch gleichmäßig verarbeitet zu
werden. Diese förderlichen Erörterungen gehen von einem Standpunkte ans, der
durchweg dem Standpunkte Harnacks verwandt ist.
Reformationsgeschichte der Stadt Herford. Von Prof. Dr. L. Hölscher.
Giitersloh, Bertelsmann, 1838
Ein gut geschriebener Beitrag zur Geschichte der norddeutschen Reformation.
Große Kämpfe hatte die Stadt Herford nicht dabei durchzumachen, aber es ist
interessant, zu sehe», wie das Neue unaufhaltsam durchbricht. Auch die Korre¬
spondenz zwischen den evangelisch gesinnten und den Wittenbergcrn (seit 1520)
ist wertvoll. Der Anhang giebt die sehr selten gewordne Kirchenordnung Herfords
in einem Abdruck von 1534 in niederdeutscher Sprache wieder. Forscher in der
Kirchen- und Schulgeschichte werden sich diesen Anhang nicht entgehen lassen.
Studien zu La Rochefoucaulds Leben und Werken. Von H. Georg Rnhstede.
Braunschweig, C. A. Schwetschke «c Sohn (E. Appclhans), 1888
Kaum eine Periode der Litteratur liegt den heute lebenden so fern, als das
gepriesene Zeitalter Ludwigs XIV.. „des Großen," wie die bewundernde Mitwelt
sagte, ohne daß die Nachwelt Lust gezeigt hat, die Benennung zu bestätigen. Ein
Jahrhundert lang haben die Schöpfungen des französischen Klassizismus in Poesie
und Prosa die europäischen Litteraturen vorbildlich und gesetzgebend beherrscht, im
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