Die Grenzboten. Jg. 48, 1889, Erstes Vierteljahr.Die Geschichte von dein kranken Königssohne in das Ende des 17. MhrhuNderis fällt, Hut es Unternommen, die Geschichte Lolls sud Iclaoo vinosio ÄiAllÄ ÄSÄS. sie nahet sich mit langsamen und zweifelhaften Schritten zu dem Bette ihres Die Geschichte von dein kranken Königssohne in das Ende des 17. MhrhuNderis fällt, Hut es Unternommen, die Geschichte Lolls sud Iclaoo vinosio ÄiAllÄ ÄSÄS. sie nahet sich mit langsamen und zweifelhaften Schritten zu dem Bette ihres <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0279" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/204368"/> <fw type="header" place="top"> Die Geschichte von dein kranken Königssohne</fw><lb/> <p xml:id="ID_905" prev="#ID_904" next="#ID_906"> in das Ende des 17. MhrhuNderis fällt, Hut es Unternommen, die Geschichte<lb/> des kranken Königssohnes bildlich darzustellen, vorsichtiger in der Anlage als<lb/> sein Landsmann Jan Steen, dessen „Krautes Mädchen", so vortrefflich auch<lb/> das Bild sonst sein mag, nicht erraten läßt, von welchem. Leiden die Schöne<lb/> gequält wird, die das Haupt auf das Kissen gelegt hat und dem vor ihr<lb/> stehenden Arzt die Hand zur Beobachtung des Pulsschlages gelegt hat. Lairesse<lb/> hat nicht die Pillsfühlung dargestellt, sondern mit gutem Takt den Augenblick<lb/> gewählt, wo der König seinem Sohne Weib und Herrschaft übergiebt. Das<lb/> Gemälde gehörte ursprünglich der Sammlung des Herrn von Bvixivres an<lb/> und kam später in den Besitz des Großherzogs von Mecklenburg. Nach der<lb/> Schlacht bei Jena von den Franzosen entführt, gelangte es wieder nach Paris,<lb/> wurde aber nach dem Pariser Frieden dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben.<lb/> (Vgl. Justi, Winckelmann I, S. 408.) Zwei Wiederholungen des Schweriner<lb/> Bildes befinden sich in Oldenburg und Amsterdam (Woltmann-Woerinann,<lb/> Geschichte der Malerei III.), eine dritte in größeren Maßstabe ausgeführte<lb/> gehört zu deu Schätzen der mit Gemälden der niederländischen Schule wohl<lb/> versehenen Kunsthalle zu Karlsruhe. Der Farbenton des Bildes, wenigstens<lb/> der zuletzt genannten Copie, ist ungewöhnlich dunkel, so daß die Umrisse der<lb/> meisten Figuren sich kaum von der Umgebung abheben; nur Stratvnike tritt<lb/> in ihrem hellen Gewände deutlich aus der Mitte des Bildes hervor. Das<lb/> Gemälde ist schou deshalb der Beachtung wert, weil es die Aufmerksamkeit<lb/> Winckelmanns und Goethes erregt hat. Der erstere hat das Original in<lb/> Dresden kennen lernen, wo es mit mehreren Stücken der Boixiörischcn Samm¬<lb/> lung zum Verkauf angeboten, aber zum großen Leidwesen begeisterter Verehrer<lb/> zurückgewiesen worden war; Goethe hat das Gemälde aller Wahrscheinlichkeit<lb/> nach schon im Jahre 1775 in Karlsruhe gesehen und so deutlich festgehalten,<lb/> daß der Eindruck bis in den Wilhelm Meister hinein fortwirkte. Winckelmann<lb/> giebt in seinem Sendschreiben über die Gedanken von der Nachahmung der<lb/> griechischen Werke (Dresden, 1756, S. 77.) eine Beschreibung, die wir hierher<lb/> setzen wollen, weil sie in mehr als einer Beziehung merkwürdig ist. „Die Haupt-<lb/> Person des Gemäldes, sagt er, Stratonica, ist die edelste Figur, eine Figur,<lb/> die der Schule Raphaels selbst Ehre machen könnte. Die schönste Königin,</p><lb/> <quote> Lolls sud Iclaoo vinosio ÄiAllÄ ÄSÄS.</quote><lb/> <p xml:id="ID_906" prev="#ID_905" next="#ID_907"> sie nahet sich mit langsamen und zweifelhaften Schritten zu dem Bette ihres<lb/> bestimmten neuen Gemahls, aber annoch mit Geberden einer Mutter oder viel¬<lb/> mehr einer heiligen Vestale. In ihrem Gesichte, welches sich in dem schönsten<lb/> Profil zeigt, liefet man Schau? nud zugleich eine gefällige Andern'erfuug unter<lb/> den Befehl des Königs. Sie hat das sanfte ihres Geschlechts, die Majestät<lb/> einer Königin, die Ehrfurcht bei einer heiligen Handlung und alle Weisheit<lb/> in ihrem Betragen, die in einem so feinen und außerordentlichem Umstände,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0279]
Die Geschichte von dein kranken Königssohne
in das Ende des 17. MhrhuNderis fällt, Hut es Unternommen, die Geschichte
des kranken Königssohnes bildlich darzustellen, vorsichtiger in der Anlage als
sein Landsmann Jan Steen, dessen „Krautes Mädchen", so vortrefflich auch
das Bild sonst sein mag, nicht erraten läßt, von welchem. Leiden die Schöne
gequält wird, die das Haupt auf das Kissen gelegt hat und dem vor ihr
stehenden Arzt die Hand zur Beobachtung des Pulsschlages gelegt hat. Lairesse
hat nicht die Pillsfühlung dargestellt, sondern mit gutem Takt den Augenblick
gewählt, wo der König seinem Sohne Weib und Herrschaft übergiebt. Das
Gemälde gehörte ursprünglich der Sammlung des Herrn von Bvixivres an
und kam später in den Besitz des Großherzogs von Mecklenburg. Nach der
Schlacht bei Jena von den Franzosen entführt, gelangte es wieder nach Paris,
wurde aber nach dem Pariser Frieden dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben.
(Vgl. Justi, Winckelmann I, S. 408.) Zwei Wiederholungen des Schweriner
Bildes befinden sich in Oldenburg und Amsterdam (Woltmann-Woerinann,
Geschichte der Malerei III.), eine dritte in größeren Maßstabe ausgeführte
gehört zu deu Schätzen der mit Gemälden der niederländischen Schule wohl
versehenen Kunsthalle zu Karlsruhe. Der Farbenton des Bildes, wenigstens
der zuletzt genannten Copie, ist ungewöhnlich dunkel, so daß die Umrisse der
meisten Figuren sich kaum von der Umgebung abheben; nur Stratvnike tritt
in ihrem hellen Gewände deutlich aus der Mitte des Bildes hervor. Das
Gemälde ist schou deshalb der Beachtung wert, weil es die Aufmerksamkeit
Winckelmanns und Goethes erregt hat. Der erstere hat das Original in
Dresden kennen lernen, wo es mit mehreren Stücken der Boixiörischcn Samm¬
lung zum Verkauf angeboten, aber zum großen Leidwesen begeisterter Verehrer
zurückgewiesen worden war; Goethe hat das Gemälde aller Wahrscheinlichkeit
nach schon im Jahre 1775 in Karlsruhe gesehen und so deutlich festgehalten,
daß der Eindruck bis in den Wilhelm Meister hinein fortwirkte. Winckelmann
giebt in seinem Sendschreiben über die Gedanken von der Nachahmung der
griechischen Werke (Dresden, 1756, S. 77.) eine Beschreibung, die wir hierher
setzen wollen, weil sie in mehr als einer Beziehung merkwürdig ist. „Die Haupt-
Person des Gemäldes, sagt er, Stratonica, ist die edelste Figur, eine Figur,
die der Schule Raphaels selbst Ehre machen könnte. Die schönste Königin,
Lolls sud Iclaoo vinosio ÄiAllÄ ÄSÄS.
sie nahet sich mit langsamen und zweifelhaften Schritten zu dem Bette ihres
bestimmten neuen Gemahls, aber annoch mit Geberden einer Mutter oder viel¬
mehr einer heiligen Vestale. In ihrem Gesichte, welches sich in dem schönsten
Profil zeigt, liefet man Schau? nud zugleich eine gefällige Andern'erfuug unter
den Befehl des Königs. Sie hat das sanfte ihres Geschlechts, die Majestät
einer Königin, die Ehrfurcht bei einer heiligen Handlung und alle Weisheit
in ihrem Betragen, die in einem so feinen und außerordentlichem Umstände,
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